Velbert. Vor 30 Jahren gab es mal gerade fünf Kleinstkind-Betreuungsplätze in Velbert. Dass sich das geändert hat, ist auch Verdienst von Claudia Schmidt.
Als die jungen Eltern von heute selber noch klein waren, konnten ihre Eltern von einem Krippenplatz für Sohn oder Tochter nur träumen. Denn Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren waren auch in Velbert absolute Mangelware. Das hat sich in den letzten 30 Jahren deutlich geändert, auch durch das Modell Tagesmutter oder Tagesvater. Claudia Schmidt vom SKFM Velbert/Heiligenhaus war am Aufbau dieser segensreichen Einrichtung maßgeblich beteiligt.
Wollten vor etwa 30 Jahren in jungen Familien beide Elternteile mit Kleinstkindern arbeiten, waren sie meist auf die Unterstützung der Großeltern angewiesen. „Mitte der 90er Jahre gab es in ganz Velbert gerade einmal fünf Plätze für Kinder unter drei Jahren in einer Kita“, erinnert sich Claudia Schmidt, die sich jetzt in den Ruhestand verabschiedet.
Nur zwei Tagesmütter in ganz Velbert
In Velbert arbeiteten damals dazu nur zwei Frauen als Tagesmütter. In Zeitungsanzeigen waren ab und zu Anzeigen von „Tagesmüttern“ zu finden, doch den besten Ruf hätten die damals nicht gehabt, so Claudia Schmidt. Die Berufsbezeichnung war nicht geschützt, die Betreuungspersonen hätten keine Qualifizierung benötigt und oft seien Kinder bei ihnen einfach nur verwahrt worden.
Fehlende Betreuungsplätze als großes Problem
„Im damaligen Arbeitskreis Frauen- und Mädchen wurde immer wieder das Fehlen von Betreuungsplätzen für Kleinkinder als großes Problem benannt“, erinnert sich Claudia Schmidt. Gute Tagespflegeplätze könnten Abhilfe schaffen. Über das Kath. Bildungswerk wurden Referenten beschafft und 1997 die ersten Tagesmütter und -väter für ihre Arbeit qualifiziert. Viele Jahre lang führte der SKFM schließlich die Schulungen gemeinsam mit der Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus durch.
Umfangreiche Qualifizierung
Mittlerweile kümmern sich beim SKFM 1,5 Mitarbeiter um die Belange der Tagespflegeeltern und der Eltern. 300 Unterrichtsstunden dauert heute die Qualifizierung, statt vorher 160. „Von unseren ca. 50 Tagespflegeeltern haben wir bereits 42 nach dem neuen Standard nachqualifiziert, finanziert von Bund und SKFM, worauf wir besonders stolz sind“, erklärt Schmidt.
Tageseltern haben sich verändert
Auch die Tageseltern haben sich im Laufe der letzten fast 30 Jahre verändert. „Anfangs waren es viele Mütter, die selbst in Elternzeit waren, die dann noch ein Kind bei sich aufgenommen haben und aufgehört haben, wenn sie ihrem eigentlichen Job wieder nachgehen wollten“, erinnert sich die Fachfrau. Kein Wunder, denn wirklich leben konnte man von der Tageselternschaft damals nicht. 2,60 Euro gab es für die Selbstständigen pro Kind und Stunde. Heute sind es 4,80 bis 5,20 Euro, die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge wird ebenfalls erstattet. „Das ist mittlerweile eine Tätigkeit, die ein Einkommen ersetzt“, so Claudia Schmidt.
Viele neue Herausforderungen
Dafür ist die Arbeit auch nicht ganz ohne. Denn auch die Tageseltern müssen beispielsweise den Bildungsstand der jeweiligen Kinder dokumentieren. Die Jungen und Mädchen sind heute viel häufiger den ganzen Tag über in der Betreuung als früher. Und es gibt Probleme, die es früher so nicht gab. Viele Kinder sind es beispielsweise gewohnt, mit Eltern und manchmal auch mit Geschwistern im Familienbett zu schlafen, bei den Tageseltern liegen sie dann allein im Bettchen, was manche so gar nicht einsehen wollen.
Wertschätzende Beratung
Die Tageseltern haben es oft mit Extremen zu tun. Da gibt es die überbehütenden Eltern und dann wiederum andere, die froh sind, ihre Kinder abgeben zu können. „Mir war es in diesen Fällen immer besonders wichtig, durch eine wertschätzende Beratung Eltern und Tageseltern zu unterstützen“ betont Claudia Schmidt. Derzeit gibt es gut 200 Plätze für Kleinstkinder bei Tagespflegeeltern und weiter mehr als 650 in Kitas.
Vertretungsstützpunkte gewünscht
Was wünscht sich Claudia Schmidt für ihre Tageseltern und Eltern: „Dass es wieder Vertretungsstützpunkte gibt, wenn Tageseltern krank sind. Da könnte die Stadt Velbert ein wenig mehr Gas geben, zumal es in Birth schon bis Ende 2021 einen erfolgreichen Vertretungsstützpunkt vom Bund finanziert gab.“
Kolping-Kitas mit aufgebaut
Claudia Schmidt war aber auch mitverantwortlich für den Aufbau der Kolping-Kindertagesstätten in Velbert und Heiligenhaus. 1997 wurde die erste Kolping-Kita am Bartelskamp eröffnet – schon damals mit dem Schwerpunkt Inklusion – mittlerweile sind es neun Einrichtungen. Auch das erste Familienzentrum entstand in einer Kolping-Kita, im Birther Abenteuerland. Und auch an der Errichtung der „Elternschule“ hat Claudia Schmidt mitgewirkt. Die Kolping-Kitas führen die Elternschule nun weiter.
>>>Neuer Infokurs
Wer sich dafür interessiert, Kindertagespflegeperson zu werden, kann sich mit der SKFM-Fachberatungsstelle Kindertagespflege in Verbindung setzen. Ansprechpartnerin ist Kirsten Sme, 02051 2889337, E-Mail:Tagespflege@skfm-velbert.de
Der nächste Infokurs findet am Dienstag, 18. April von 18 bis 20 Uhr statt, eine Anmeldung unter oben genannter Telefonnummer oder Mail ist nötig.
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