Velbert. Immer wieder stehen Camper auf dem Stellplatz an der Eulenbachbrücke. Warum Velbert als Ziel beliebt ist und was den Stellplatz besonders macht.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Herminghausparkes liegt der einzige Wohnmobil-Stellplatz in Velbert-Mitte: Unter der Saubrücke (offiziell: Eulenbachbrücke), einer ehemaligen Eisenbahnbrücke, parken immer wieder Camper, die dort für einige Tage verweilen. Wer sind diese Menschen und warum haben sie sich in Velbert niedergelassen? Die WAZ hat sich bei den Reiselustigen umgehört und exklusive Einblicke in eines der Mobile bekommen.
Das nahe gelegene Velberter Schwimmbad gefällt
Nahe der Brücke sitzt Sabine Hofmann. Auf dem Treppenabsatz ihres kompakten Campingbusses startet sie gemeinsam mit ihrem Rettungshund Lissy und einer Tasse Kaffee in den Tag. Die ehemalige Motorsport-Fotografin kommt aus Göppingen bei Stuttgart und ist ehrenamtlich im Bundesverband der Rettungshundestaffel aktiv. In Velbert haben sie und ihr Mann Klaus Rast gefunden, nachdem sie ein paar Erledigungen in Düsseldorf gemacht haben. Vor allem überzeugt die beiden das nahe gelegene Schwimmbad. „Stellplätze sind mir viel lieber als Campingplätze“, sie spare sich gerne das ganze Tamtam mit der Anmeldung, erklärt Sabine.
Räder kamen noch nicht zum Einsatz
Die Mountainbikes, die auf der Fahrradhalterung an der Rückseite des Campers befestigt sind, kamen bislang noch nicht zum Einsatz. Dem Paar sei leider noch unklar, wo genau der Radweg verlaufe – die Fahrradtour wollen sie aber nachholen. Grundsätzlich steht bei ihnen das entspannte Reisen im Vordergrund: „Wir reisen gerne langsam und sind dann auch nur für einige Tage unterwegs“. Weiter als Nord- und Mittelitalien seien sie mit ihrem Bus noch nicht gefahren. Am selben Tag noch brechen Sabine, Klaus und Lissy von Velbert auf. Bevor es für die drei wieder in die Heimat geht, stünde unter anderem noch Wuppertal auf dem Reiseplan.
Maximal zehn Tage lang dürfen Reisende auf dem Stellplatz bleiben
Um halb zwölf macht Hans-Walter Kampmann auf dem Stellplatz seinen Rundgang. Seine Aufgabe: Er überprüft, wie lange die Camper bereits in Velbert-Mitte parken, und ob sie die Parkgebühr von 10 Euro gezahlt haben. Normalerweise ist Kampmann Tierpfleger im Herminghauspark, doch auch die tägliche Kontrollrunde gehöre zu seinen Aufgaben. Die Frage, ob sich in seiner Amtszeit schon jemand strafbar gemacht hat, verneint er. Er käme immer gut mit den Campern klar, bestätigt er. „Es kommt auch immer darauf an, wie man selbst den Menschen begegnet“, für ein freundliches Auftreten werde ihm immer auch Freundlichkeit im Austausch entgegengebracht.
„Hinter jedem Wohnmobil steht eine Geschichte“
Sein Wohnmobil ist kaum zu übersehen: Frank Kesseler aus Ahrweiler parkt mit seinem 12-Tonner samt LKW-Fahrgestell nur weniger Schritte von Sabine entfernt. Am Morgen hatte der 60-Jährige einen Termin in Mettmann – deshalb kommt er erst jetzt zum Frühstücken. Multi-Tasking sei zwar nicht seine Stärke, dennoch erzählt er von seiner letzten großen Reise, während er sich ein Brot schmiert und den Kaffee aufkocht: Zusammen mit seiner Freundin ist er 8000 Kilometer durch Spanien gefahren. Besonders angetan hat es ihm Oliva, ein Ort südlich von Valencia. „Dort haben wir uns für zwei Wochen mit der Familie getroffen. Sogar meine 84-jährige Mutter ist mit dem Flugzeug gekommen“, erzählt er stolz. Spanien sei zugleich sein Reiseziel Nummer eins – lediglich die 40 Grad im Sommer würde er sich sparen „Für die Hunde ist das natürlich auch nichts“, sagt Frank und deutet dabei auf Sally (7) und Amy (15).
Begonnen hat für Frank alles mit einem kleinen Wohnmobil, dass er sich mit 23 Jahren von seinem Ersparten geleistet hat. Nunmehr 37 Jahre später tingelt der gelernte Gas- und Wasser-Meister immer noch als Camper durch Europa. Stück für Stück hat er sich sein jetziges rollendes Zuhause erarbeitet, sodass er dank seiner Vorräte und Solarpanel auf dem Dach für zehn bis elf Tage autark leben kann: „Ich kann mich einfach an die schönsten Orte Europas stellen“, das halte er für ein Privileg. Seine Leidenschaft für Wohnmobile ist spürbar: „Hinter jedem Wohnmobil steht eine Geschichte“, umso mehr scheint es ihn zu freuen, jetzt von seiner eigenen Geschichte zu erzählen.
Frank plant einen Ausflug auf die Saubrücke
Über die Familie ist er immer noch mit Velbert und der Umgebung verbandelt, weswegen er hin und wieder auch an der Saubrücke steht. Er sei mittlerweile zum dritten Mal hier und habe es noch nicht geschafft, die Brücke von oben zu besichtigen – das möchte er am liebsten heute noch nachholen. Auch einen Ausflug durch den Herminghauspark könne er sich mit seinen beiden Hunden vorstellen. Anschließend macht er sich wieder auf den Weg.