Velbert. Nach Geldautomaten-Sprengung in Velbert: Die Polizei nennt Gründe, warum die Täter so oft im Kreis Mettmann zuschlagen und wenig Hemmungen haben.

Die Liste von Geldautomaten-Sprengungen im Kreis Mettmann ist lang – und sie wird immer länger. Kreisweit gab es allein in den letzten zwei Monaten vier vollendete Sprengungen: So wurden in Ratingen in der Nacht zum 15. März gleich zwei Automaten mitten in der Fußgängerzone in die Luft gejagt, in Langenfeld war letzte Woche eine Bankfiliale in einem Wohn- und Geschäftshaus betroffen – und in der Nacht zum heutigen Dienstag nun auch die „Santander“-Bank an der Grünstraße in Velbert.

Bereits in der Vergangenheit war es zu Automatensprengungen in Velbert gekommen. So sprengten Täter im Dezember 2019 den Geldautomaten der Commerzbank mitten in der Langenberger Altstadt, im November 2021 wurde der damals noch existierende SB-Standort der Sparkasse HRV am Berufskolleg an der Langenberger Straße in Mitte Opfer einer Sprengung, im März 2022 musste die Polizei zum Rosenhügel in Neviges ausrücken. Auch dort hatte es einen SB-Standort der Sparkasse erwischt.

Das sagt die Polizei zum Thema Geldautomaten-Sprengungen in Velbert

Was also macht den Kreis Mettmann – und speziell Velbert – so attraktiv für die Täter? „Das ist pauschal schwierig zu beantworten“, sagt Polizeisprecher Daniel Uebber auf WAZ-Anfrage. Grundsätzlich könne man festhalten: „Je besser der Automat zugänglich, je kürzer der Weg zur Autobahn, je abgeschiedener, je weniger potenzielle Zeugen, desto größer die Gefahr.“

So sah das Foyer der Commerzbank in Velbert-Langenberg nach der Geldautomatensprengung im Dezember 2019 aus.
So sah das Foyer der Commerzbank in Velbert-Langenberg nach der Geldautomatensprengung im Dezember 2019 aus. © Kreispolizei Mettmann

Täter im Kreis Mettmann riskieren immer häufiger, beobachtet zu werden

Die aktuellen Fälle aus dem Kreis Mettmann würden aber zeigen, dass die Täter immer häufiger von diesem Muster abweichen würden. Die Täter, die in der Regel mit hochmotorisierten Fahrzeugen unterwegs seien, würden mittlerweile durchaus riskieren, bei der Sprengung beobachtet zu werden – so lange es gute Fluchtwege gibt.

Schneller Fluchtweg in Richtung Autobahn

Das ist bei der aktuellen Velberter Automatensprengung durchaus der Fall: Von der Grünstraße aus gelangt man über die Friedrichstraße und Langenberger Straße in kurzer Zeit zur Autobahn 535, gleiches galt für den Fall 2021 am Berufskolleg.

Es gebe nach Automatensprengungen häufig Spuren, die in die Niederlande führen würden. Von dort ist der Kreis Mettmann über verschiedene Autobahnen gut zu erreichen.

Schwer beschädigt wurde 2021 der damals noch existierende SB-Standort der Sparkasse an der Langenberger Straße. Dieser auch bei den Schülern des Berufskollegs beliebte Standort wurde danach aufgegeben.
Schwer beschädigt wurde 2021 der damals noch existierende SB-Standort der Sparkasse an der Langenberger Straße. Dieser auch bei den Schülern des Berufskollegs beliebte Standort wurde danach aufgegeben. © Polizei ME

Automaten-Sprenger haben es in Deutschland leichter als in anderen Ländern

„Es ist für die Täter in Deutschland einfacher als in anderen Ländern“, sagt Uebber. Farbpatronen, mit denen das Geld unbrauchbar wird, hätten sich hier nicht durchgesetzt. „Die Banken rechnen, ob sich der Aufwand der Umrüstung der Automaten lohnt oder ob sie das Risiko in Kauf nehmen.“

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In drei der vier Fälle aus diesem Jahr im Kreis Mettmann waren „Santander“-Filialen betroffen. „Die Täter kundschaften die Standorte im Vorfeld aus, die ja meist frei zugänglich sind“, weiß Uebber. Und offenbar wissen die Täter genau, wo sie Erfolg haben könnten.

So reagiert die Sparkasse HRV in Velbert auf Automatensprengungen

Die Sparkasse HRV hat auf die Sprengungen reagiert – und gefährdete Standorte geschlossen. So wurden die SB-Standorte Langenberger Straße und Am Rosenhügel nach den Taten nicht wiedereröffnet, auch der SB-Standort im Rathaus in Velbert wurde nach einer Ortsbegehung mit der Polizei dauerhaft geschlossen.