Langenberg. Am Bismarckturm in Langenberg gibt es gleich zwei Kindertagespflegen: Anne Phillips und ihr Sohn Dennis („Senderspatzen“) betreuen dort Kinder.

Nach einigen Serpentinen endet unterhalb des Bismarckturms die Hordtstraße. Jetzt – Mitte März – ist es ruhig: Keine Spaziergänger in Sicht, keine Kletter-Fans in den Bäumen. Aber was ist das? Ganz viele Kinderstimmen, Lachen. Das klingt nach Spaß.

Wer den Stimmen auf den Hof des so genannten Hordthauses folgt, landet bei Familie Phillips – genauer gesagt bei Katharina (36), Dennis (38) und seiner Mutter Anne (66). Sie alle sind so genannte Tagespflegepersonen, wobei Tagesvater oder Tagesmutter ja irgendwie netter, persönlicher klingt.

Angefangen hat alles 2010. Anne Phillips, die Mitte der 90er-Jahre in das idyllisch gelegene Haus gezogen war, suchte nach dem Tod ihrer Mutter, die sie gepflegt hatte, eine neue Aufgabe – „eine, die Freude macht“, erinnert sie sich noch gut. Da sie neben den eigenen Kindern auch Pflegekinder hatte, musste sie nicht lange überlegen – und meldete sich für einen Tagespflege-Qualifizierungskurs an. „Darin lernt man alle wichtigen Grundlagen und wird auf den Alltag vorbereitet“, sagt Anne Phillips. „Auch, dass es nicht nur um Bespaßung geht, sondern es auch einen Bildungsauftrag gibt.“

Einige Eltern kommen mit den Tagespflege-Kindern sogar zu Fuß aus Langenberg

Etwas Gedanken habe sie sich anfangs schon gemacht, ob es genügend Eltern gibt, die den Weg auf den Berg täglich auf sich nehmen wollen. Doch schnell waren alle Plätze belegt. „Und es gibt tatsächlich auch Eltern, die ihre Kinder zu Fuß zu uns bringen.“

Tagesvater Dennis Philipps liest Louisa (6), Lotte und Elli (3)   aus einem Buch vor.
Tagesvater Dennis Philipps liest Louisa (6), Lotte und Elli (3) aus einem Buch vor. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Standort habe ja auch viele Vorteile: „Auf Parkplatzsuche müssen Eltern bei uns nicht gehen“, sagt Anne Phillips lachend, ansonsten natürlich viel Natur und frische Luft. „Wir müssen mit den Kindern nicht erst irgendwo hinfahren, wir machen die Tür auf und sind da.“

Mit 66 Jahren denkt Tagesmutter Anne Phillips noch nicht an den Ruhestand

„Ich habe den Schritt nie bereut“, sagt Anne Phillips – und so denkt sie auch mit 66 noch nicht an den Ruhestand. Etwas kürzer als früher tritt sie, sie betreut jetzt nur noch vier statt fünf Kinder – aber ganz aufhören? Das kann sie sich noch nicht vorstellen: „Da würde mir etwas fehlen.“ Denn nicht nur sie gibt den Kindern viel – auch die Kinder geben ihr viel. „Es ist einfach eine schöne und eine wichtige Aufgabe.“

Mit ihrer Begeisterung hat Anne Phillips vor gut sechs Jahren dann auch ihren Sohn Dennis angesteckt, der zwar eine Ausbildung zum Erzieher absolviert, aber nicht abgeschlossen hatte – und stattdessen selbstständig im Immobilienbereich tätig war. Als seine Frau Katharina schwanger war, war für ihn schnell klar: „Ich möchte nicht mehr jeden Tag von morgens bis abends unterwegs sein – sondern die Kinder aufwachsen sehen.“ Nur abends schnell noch „Gute Nacht“ am Bett sagen – „dafür bin ich doch nicht Papa geworden“. Für ihn stand fest: „Ich möchte für die Familie sorgen – aber auch Teil der Familie sein, dabei sein.“ Da lag die Idee, Tagespapa zu werden, nah – und Mama Anne hatte auch schon alles „ausgekundschaftet“.

Das Ehepaar Phillips hat drei eigene Kinder

Mittlerweile hat das Ehepaar drei eigene Kinder: Louisa Hope (6), Ellie Belle (3) und Mia Joy (fast 2). Fünf Kinder betreut Dennis Phillips ab 7.30 Uhr für neun Stunden. Seine Frau Katharina, die ebenfalls qualifizierte Tagespflegeperson ist, springt als Vertretung ein, wenn Not am Mann ist. Für alle eine perfekte Lösung: „So können die Kinder trotzdem kommen – in ihre vertraute Umgebung, zu einer Vertretung, die sie ja kennen“, sagt die 36-Jährige.

Im Hordthaus gibt es jetzt zwei Tagespflegeeltern.
Im Hordthaus gibt es jetzt zwei Tagespflegeeltern. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Stressige Momente – große Freiheiten: Dennis Phillips liebt seinen Job als Tagesvater

„Wir sind glücklich und zufrieden“, sagt Dennis Phillips. Verdienen tut er nach eigener Aussage im Großen und Ganzen so viel wie im Immobilienbereich – „muss aber nicht mehr den Aufträgen hinterherjagen“. Natürlich gebe es auch in der Tagespflege immer wieder stressige Momente – aber eben auch große Freiheiten. „Ab und zu denke ich schon, dass ich jetzt gern in ein ruhiges, aufgeräumtes Zuhause kommen würde“, räumt er ein. „Aber dann fällt mir schnell ein, dass ich ja sowieso drei eigene Kinder habe und das eh nicht klappen würde“, schiebt er lachend hinterher. „Ich könnte mir auf jeden Fall nicht mehr vorstellen, in ein Angestelltenverhältnis zu wechseln und es macht auch viel Spaß – jeden Tag.“

Von den eigenen Kindern gehen die beiden Großen übrigens in eine Kita, die Jüngste – fast Zweijährige – ist bei der Oma in der Tagespflege. „Ihr Zuhause soll ihr Zuhause sein“, sagt Katharina Phillips – ohne Eifersüchteleien auf die Tageskinder. Und Dennis und Katharina Phillips denken schon weiter: Sie können sich gut vorstellen, gemeinsam eine Großtagespflege mit dann bis zu neun Kindern anzubieten.

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