Langenberg. Enges Treppenhaus, dunkler Hinterhof, alte Sanitäranlagen: Wie sich die VHS in Velbert-Langenberg präsentiert, gefällt deren Leiter gar nicht.
Ziemlich dunkel ist es abends auf dem Parkplatz hinter der Donnerstraße 13, unterhalb der Eventkirche. Vor allem jetzt, im Winter. Einige funzelige Lampen bringen etwas Licht, aber nicht viel. Wer zu einem Kurs der Volkshochschule möchte, ist hier dennoch richtig.
Durch eine recht schwere, weiße Holztüre geht es nämlich zunächst ins Untergeschoss des Gebäudes, in dem sich auch die Bücherei, eine Kita, die Räume des Roten Kreuzes und das Servicecenter der Stadt befinden. Die Tür ist meistens offen, dahinter – Dunkelheit. Der Lichtschalter ist irgendwo rechts an der Wand versteckt. Ein bisschen tasten, es klackt, dann gehen nach und nach die Lampen an.
Es folgt ein kurzer enger Gang, gelb gekachelt. Dann geht es alte, ausgetretene Treppenstufen hinauf, bis in den dritten Stock. Zwischendurch heißt es immer wieder: Lichtschalter drücken, damit es hell wird. Einladend ist das nicht – und für Menschen mit einem Handicap ein nicht zu überwindendes Hindernis.
Komplette Kurse abgemeldet
„Wir haben schon ganze Kurse gehabt, die sich komplett abgemeldet haben“, klagt denn auch Rüdiger Henseling. Er leitet die Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus und ist vom Zustand des Gebäudes in Langenberg überhaupt nicht begeistert.
Denn oben in dem Haus an der Donnerstraße bietet die VHS unter anderem Yoga an. „Die Frauen haben uns gesagt, dass sie sich abends unsicher fühlen und Angst haben, dorthin zu kommen“, fährt er fort. Noch viel ärgerlicher sei es, dass Menschen mit Handicap nicht an Kursen teilnehmen könnten.
Inklusion ist nicht umsetzbar
„Überall wird in Sonntagsreden von Inklusion, Bildung und Teilhabe geredet“, sagt er. „Aber in der Praxis tut sich gar nichts. Im Alltag kommt der Rolli-Fahrer nicht mal zum Malkurs.“ Dabei gehe es ja noch nicht mal immer um Menschen, die im Rollstuhl sitzen. „Sie können doch auch Älteren nicht zumuten, diese Treppen raufzusteigen.“
Genauso wenig könne er aber auch verlangen, „dass Seniorinnen und Senioren aus Langenberg mit dem Bus nach Velbert oder nach Neviges fahren.“ Als lokale Bildungseinrichtung „gehören wir in die Stadtbezirke und zwar so, dass unser Angebot auch von allen genutzt werden kann.“
VHS kann Innenstädte beleben
Langenberg, fährt Rüdiger Henseling fort, sei zudem noch ein Sonderfall. „Der Stadtbezirk ist sehr eigenständig, gerade auch, was das soziale Gefüge anbelangt.“ Außerdem könne eine rege besuchte Volkshochschule dazu beitragen, dass die Innenstädte belebt werden. „Darauf liegt doch ein Augenmerk der Stadt, wenn ich mich richtig erinnere“, sagt der Leiter der VHS Velbert/Heiligenhaus. „Man muss uns nur die Möglichkeit dazu geben.“
So wie bald in Velbert-Mitte: Sobald das Bürgerforum, also das ehemalige Forum Niederberg, saniert ist, zieht dort die VHS ein. „Ich mache drei Kreuze, wenn wir an dem Standort loslegen können“, sagt der VHS-Leiter.
Zumal dann auch wieder Projekte in Kooperation mit anderen Partnern möglich werden – etwa „wenn Leute aus dem betreuten Wohnen wieder bei uns teilhaben können.“ Oder die Theatergruppe wieder auftreten kann.
Mehr Wertschätzung gewünscht
Was Rüdiger Henseling dann noch fehlt, „ist etwas mehr Wertschätzung für meine Kolleginnen und Kollegen.“ Etwa in Form von besseren Honoraren. „Wir finden ja kaum noch Leute“, sagt er. „In allen Bereichen.“ Selbst freiberufliche Dozentinnen und Dozenten brächen weg: „Die werden vom Schuldienst abgeworben, weil dort natürlich auch Fachpersonal fehlt.“
Aber Rüdiger Henseling will auch nicht nur schimpfen. „Wir haben einen sehr weitsichtigen Verbandsvorsteher“, lobt er Michael Beck, gleichzeitig Heiligenhauser Bürgermeister. „Er hat dafür gesorgt, dass zwei unserer Vollzeitkräfte nun ihren Master-Abschluss machen konnten.“ Ganz getreu dem Motto: „Lieber unterstützen wir unsere eigenen Leute, bevor uns am Ende die Fachkräfte fehlen.“
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