Velbert. In seiner Heimat wollte man ihm die Lust am Schreiben vergällen. Nun legt der Velberter Samer Al Najjar seinen ersten deutschsprachigen Roman vor.

Gut Ding will Weile haben. Das gilt auch für den Roman, den jetzt der aus Syrien stammende und mit seinen Eltern 2014 als Kontingent-Flüchtling in Velbert angekommene Autor Samer Al Najjar vorlegt. „Viele Ideen zu Personen haben mich über zehn Jahre begleitet“, erzählt der 29-Jährige. Es ist sein erster deutschsprachiger Roman, der 2020 in arabischer Sprache erstveröffentlicht und nunmehr von ihm selbst übersetzt worden ist. „Geburtshelfer“ waren die Heimstatt-Stiftung Niederberg, die Adalbert und Thilda Colsman Stiftung sowie der Verein zur Förderung der Bücherstadt Langenberg, die das Projekt mit vereinten Kräften befördert haben.

Autor Samer Al Najjar lebt seit fast zehn Jahren in Velbert

Bei der Präsentation des Romans von Samer Al Najjar (re.) in der Stadtbücherei: Ivo Simic (Integrationsrat), Isolde Marx vom Verein zur Förderung der Bücherstadt Langenberg, Ulrich Morgenroth von der Adalbert und Thilda Colsman Stiftung, Christoph Colsman von der Heimstatt-Stiftung Niederberg und Anton Conze, ebenfalls Colsman-Stiftung (v. li.).
Bei der Präsentation des Romans von Samer Al Najjar (re.) in der Stadtbücherei: Ivo Simic (Integrationsrat), Isolde Marx vom Verein zur Förderung der Bücherstadt Langenberg, Ulrich Morgenroth von der Adalbert und Thilda Colsman Stiftung, Christoph Colsman von der Heimstatt-Stiftung Niederberg und Anton Conze, ebenfalls Colsman-Stiftung (v. li.). © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Samer Al Najjar widmet den Roman „allen aufrichtigen Revolutionären der Welt, deren Namen ich nicht kenne“, und schreibt in einem Atemzug weiter: „Es ist absurd, dass Revolution und Verzweiflung in demselben Wesen gründen“. Der Titel „Labyrinth der verwaisten Wünsche“ ist ein starker Hinweis auf den Inhalt und erinnert vom Sprachduktus her an Buchtitel von Carlos Ruiz Zafón. Und seinem ersten Kapitel stellt Al Najjar auch ein Zitat dieses spanischen Schriftstellers voran, der mit seinen Barcelona-Romanen weltbekannt geworden ist.

In Syrien Schikane und Gewalt erlebt

Zur Handlung: Zentrale Figur ist der junge Syrer Adam, der seine Eltern durch einen Autounfall verliert, deshalb im Haus seines Onkels lebt und – nicht nur dort – in vielerlei Hinsicht Schikane erlebt und erleidet. 2011, in der Revolution, sieht Adam als Verfechter von Demokratie und Menschenrechten endlich ein lohnendes Ziel. Samer Al Najjar reagiere mit seinem Roman auf die Tragödien, in die sein Land gestürzt worden sei, heißt es im Klappentext. Und er zeigt auch die (Langzeit-) Wirkung von Gewalt, Unterdrückung, Krieg und Flucht auf die menschliche Psyche auf.

Keine Autobiografie, aber sehr real

Der Roman habe ein offenes Ende, sagt der Autor. „Eigentlich mit der Hoffnung“, dass es immer wieder Lichtblicke gebe und Aussicht auf einen Neuanfang. „Ich habe selbst erlebt, nicht ernst genommen zu werden“, sagt Samer Al Najjar und erzählt, wie man ihm in der Schule die Lust am Schreiben habe austreiben wollen. Langfristig ganz offenbar erfolglos. Und das ist gut so.

Sachbearbeiter im Integrationszentrum

Er hat an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf Germanistik und Politikwissenschaft studiert, war Stipendiat und arbeitet aktuell als Sachbearbeiter im Kreis-Integrationszentrum in Mettmann. Mit seinen Kurzgeschichten-Sammlungen „Die salzige Heimat“ und „Es geschah in Homs“ ist er bereits hier im Neanderland und darüber hinaus bekannt geworden.

Der Roman „Labyrinth der verwaisten Wünsche“ ist im Buchhandel erhältlich (300 Seiten, 17 Euro).