Langenberg/Essen-Kupferdreh. Auf rund 32 Kilometern Länge soll der Deilbachsteig durch Essen, Hattingen und Velbert führen – vorbei an Sehenswürdigkeiten. Was geplant ist.

Ein anspruchsvoller Wandersteig, der wunderbare Aussichten, abwechslungsreiche Wege und zahlreiche Abzweige verspricht: So preist der Sauerländische Gebirgsverein (SGV) den geplanten neuen Deilbachsteig. Während die städtischen Bürokratien noch ihren Lauf nehmen, ist der erfahrene Wegewart Josef „Jupp“ Kost (68) die ausgesuchte Strecke längst abgelaufen und hat sie digital erfasst: Etwa 32 Kilometer lang wird diese sein und durch die Städte Essen, Hattingen und Velbert führen.

Ob durchs Deilbachtal selbst, durch die Nachbarörtchen Nierenhof oder Langenberg, die Elfringhauser Schweiz und das Hattinger Hügelland oder den Berg hinauf zur Ruine Isenburg hoch über der Ruhr: „Als die Idee zum Deilbachsteig geboren war, hatte Jupp die Wanderstiefel schon an“, sagt Johann Rainer Busch, der dankbar ist für den Einsatz des Kupferdreher Wegewartes beim Sauerländischen Gebirgsvereins, der sich nun als Auftragnehmer um die Umsetzung des Steigs kümmert.

Sie stellen die Pläne für den Deilbachsteig am Eisenhammer vor: (v.li.) Johann Rainer Busch, Josef Kost und Martin Velling.
Sie stellen die Pläne für den Deilbachsteig am Eisenhammer vor: (v.li.) Johann Rainer Busch, Josef Kost und Martin Velling. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Johann Rainer Busch ist nicht nur Ortshistoriker im Stadtteil, sondern auch Vertreter des Vereins Freunde und Förderer des Deilbachtals. „Dieser ist geistiger Vater des neuen Steigs“, sagt er. Nicht nur den vorhandenen Rundweg um die Kulturlandschaft habe man anbieten wollen, es ging darum, den neuen Steig als interkommunalen Wanderweg auszuweiten. Dieser werde zudem an Stellen wie im Deilbachtal, Isenberg, Nierenhof, Langenberg oder Kupferdreh an den ÖPNV angebunden sein – einige Beispiele, wo es möglich ist, aus dem Bus auszusteigen und loszuwandern.

Was dafür auf dem Weg erforderlich sein wird: festes Schuhwerk sowie Interesse an den landschaftlichen Schönheiten und industriekulturellen Relikten der Region zwischen Essen, Velbert und Hattingen, die geografisch schon Teil des Bergischen Landes ist.

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Zu entdecken sind beispielsweise ein Mauerrest, der sich als frühere Rampe für Züge erweist, eine Rinne, die in Wahrheit an die erste Form des Kohlegrabens erinnert (Pingen), oder die Reste der Zeche Viktoria II und der Verwaltung von Zeche Adler. Martin Velling könnte noch so einiges aufzählen, was am neuen Steig liegt oder einen kleinen Abstecher von diesem lohnt: Es seien insgesamt rund 50 Objekte und Aussichtspunkte, die ausgewählt worden seien, sagt der Vorsitzende des SGV Kupferdreh. Als Wegewart übernimmt er zeitgleich die Oberaufsicht für den Bezirk Unterruhr in dem Verein.

Die reine Gehzeit beträgt mindestens acht Stunden

Der neue Steig sei eine Kombination aus anspruchsvollen Wegen samt Felsformationen (in Richtung Nierenhof) und Abschnitten mit Urwaldcharakter rund um die Isenburg und den technischen Denkmälern. Die reine Gehzeit ohne Pausen schätzen Josef Kost und Martin Velling auf mindestens acht Stunden, eine durchschnittliche Tagestour sei üblicherweise nur etwa 15 Kilometer lang. Das zeigt: Wer den Deilbachsteig in einem Zug gehen will, hat sich einiges vorgenommen, sollte fit sein und kein Wander-Anfänger.

Die Kulturlandschaft Deilbachtal

Den Vertrag für den interkommunalen Wanderweg haben Vertreter der drei Städte und des Vereins Freunde und Förderer des Deilbachtals unterzeichnet. Letztere heben die Unterstützung der Bezirksvertretung sowie aus dem Essener Rathaus hervor.

In einer Broschüre sind den Mitgliedern die Besonderheiten des Deilbachtals erklärt, wo es neben dem Kupferhammer (1550 erstmals erwähnt) den Deilbachhammer (das einzige am Originalstandort vorhandene Hammerwerk seiner Art in Essen) und den Deilmannshof mit seiner Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, gibt. Die Hundebrücke gilt als einmaliges Brückenobjekt aus dem 19. Jh. und die Ringofenziegelei ist möglicherweise die letzte ihrer Art in Deutschland.

Dabei gilt für den Deilbachsteig zudem, dass einzelne Abschnitte neu sind: „Gleich im Deilbachtal, wo der Radweg aufhört, geht es den Berg hinauf in den Wald Richtung Nierenhof“, sagt Velling, nennt das Stück „nicht ohne“ und betont, dass die Etappen eben sehr unterschiedlich sein können. Heißt: „Wer nur gemütlich spazieren möchte, wird enttäuscht sein. Wer ausschließlich klassisch wandern möchte ebenso.“ Denn die neue Strecke führe sowohl über asphaltierte Wege (Deilbachtal), als auch bergige sowie steile Pfade hinauf und über matschigen Untergrund.

Lohnenswerte Abstecher abseits des eigentlichen Deilbachsteigs

Wichtig war nicht nur den SGV-Mitgliedern, bestimmte Anlaufpunkte einzubinden wie die Mündung des Deilbachs, aber auch die Hespertalbahn und die Dilldorfer Höhe. Zudem kreuzt der neue Weg den Baldeneysteig. Und natürlich sollte man den Eisenhammer „mitnehmen“. Dieses letzte Hammerwerk des Ruhrgebietes liegt – wie so manche Sehenswürdigkeit – ein wenig abseits des Steigs, die Strecke dorthin wird nicht mit dem Deilbachsteig-Symbol gekennzeichnet sein. „Dieses Hin und Her wäre zu verwirrend“, sagt Martin Velling. Etwas Findigkeit ist also zu empfehlen, Schilder wären aber durchaus möglich, die auf die lohnenswerten Abwege hinweisen.

Freunde und Förderer des Deilbachtals denken ihrerseits an Info-Tafeln, auf denen QR-Codes angebracht sind, mit Hilfe derer man Historie oder Wissenswertes („die Deiler Mühle ist Essens älteste Wassermühle“) erfährt. Sollten Bänke oder Abfalleimer auf der Strecke geplant werden, dann seien die Städte gefragt, diese zu finanzieren und zu pflegen.

Das Logo des Deilbachsteigs: Das Blau symbolisiert den Bach, die roten Punkte die drei beteiligen Städte.
Das Logo des Deilbachsteigs: Das Blau symbolisiert den Bach, die roten Punkte die drei beteiligen Städte. © SGV | Grafik

Bevor es so weit sein wird, haben die SGV-Mitglieder entsprechende Anträge nun an ihren Hauptverein geschickt. „Er allein hat die Berechtigung, neu geplante Wege zu genehmigen“, erklärt Kost das Vorgehen. Andere Beteiligte wie die Untere Landschaftsbehörde oder Grundstückseigentümer müssen Kenntnis nehmen, haben aber grundsätzliche nicht die Möglichkeit, die Markierung eines Wanderwegs zu verweigern. Grundsätzlich gelte: „Gewandert werden darf überall, außer über Grundstücke wie Gärten oder Höfe“, nennt Kost Beispiele.

Damit die Wanderer dem neuen Weg im Gelände folgen können, gibt es bereits ein Logo. „Ich rate dringend dazu, dieses zum Beispiel an die Bäume malen zu lassen“, sagt Martin Velling als einer, dessen Aufgabe die Markierung ist. Angeschraubte oder angenagelte Schilder werden gerne von Souvenirjägern entfernt oder schlicht zerstört. Auf dem Baldeneysteig, den er ebenfalls markierte, hat Velling in dieser Hinsicht manche unschöne Erfahrung gemacht.

Es ist frustrierend, wenn Schilder verschwinden, weil gerade ortsunkundige Wanderer sich darauf verlassen. Vielfach werden Wanderwege zwar auch auf dem Handy heruntergeladen, sodass man dem GPS-Pfad auf dem Display folgen kann. Doch erstens gibt es das noch nicht für den Deilbachsteig, zweitens mögen längst nicht alle Wanderer ständig mit dem Blick aufs Handy laufen.

Wie die Verantwortlichen sich vor Vandalismus schützen wollen

In Frintrop dauerte es zuletzt nur wenige Wochen und 68 Schilder waren gestohlen. „Das ist mehr als unbefriedigend, denn es ist eine Knochenarbeit.“ Diese Aufgaben übernehmen die SGV-Mitglieder wie alles andere immerhin ehrenamtlich, sagt Velling, der hauptberuflich als Unternehmer in der Tourismusbranche arbeitet und jedes Jahr rund 30 Reisen macht. Im Essener Norden am Zollvereinsteig seien die Zeichen bereits gemalt und weder beschmiert, noch auf andere Weise beschädigt worden. Das wünschen sich alle Beteiligten auch für den Deilbachsteig.

Läuft es nach dem aktuellen Zeitplan, könnten die Schilder ab Ende März oder April angebracht werden. „Das machen wir während der Vegetationsperiode, damit wir sehen, was zuwächst“, erklärt Josef Kost. Dann verläuft sich bestenfalls niemand, wenn der Deilbachsteig spätestens ab kommenden Sommer für Wanderer bereit steht – so die Hoffnung.