Wuppertal. Mit seiner Rente kam ein 65-jähriger Angeklagter aus Velbert nicht mehr aus – er brauchte Geld für seine Geliebte. Dann verkaufte er Kokain.
Mit einem Geständnis des 65 Jahre alten Angeklagten aus Velbert hat ein Strafprozess um intensiven Kokainverkauf begonnen. Vor dem Landgericht Wuppertal bestätigte der verheiratete Familienvater den Kauf von Drogen für 25.000 Euro innerhalb von zwei Monaten bis zur Festnahme im Juni 2022. Sein Verkaufspreis für die Endabnehmer des Pulvers lag knapp doppelt so hoch.
Als ehemaliger angelernter Schweißer habe er in der Zeit Rente von 870 Euro monatlich bezogen. Geld habe er wegen einer Beziehung zu einer Geliebten gebraucht. Ein mitangeklagter Mann (28) aus Bonn bestätigte in derselben Verhandlung, den Velberter im Wochentakt mit der Droge beliefert zu haben: Die Vorwürfe „kommen hin.“ Beide Männer befinden sich in Untersuchungshaft. Es geht um insgesamt mehr als ein halbes Kilogramm Kokain, entsprechend der Qualität genug für 8000 Portionen.
Auf einem Velberter Parkplatz festgenommen
Bei der Festnahme am 9. Juni 2022 auf einem Parkplatz an der Heiligenhauser Straße standen die Männer unter laufender Beobachtung durch die Polizei. Die an diesem Tag für den Verkauf bestimmten Drogen wurden sichergestellt. Anhand von Handy-Auswertungen verfolgte die Polizei Übergaben bis Anfang April zurück. Sie sollen überwiegend nach dem gleichen Muster abgelaufen sein, jeweils auf demselben Parkplatz.
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Lieferungen wurden über das Handy abgesprochen
Die Lieferungen wurden über Handy-Anruf abgesprochen, meist ging es um 80 Gramm. In einem Fall gibt es eine SMS mit einer Bestellung, zweimal kam es zu leicht abweichenden Mengen. Kurios ist, dass der Bonner angibt, andere, ungenannte Personen hätten ihn jeweils nach Velbert gefahren, ohne vom Inhalt der Geschäfte gewusst zu haben. Der Mann selbst hat seinen Führerschein vor sechs Jahren eingebüßt, nach Konsum von Marihuana und einer Verkehrskontrolle.
Zufälliges Treffen in einem Velberter Café
Laut Geständnissen soll am Beginn der Geschäfte der beiden Männer ein zufälliges Treffen in einem Velberter Café gestanden haben. Der Jüngere soll familiäre Beziehungen ins Ruhrgebiet haben und deshalb im Lokal vorbei gekommen sein. An einem Spielautomaten hätten sich die Beiden schnell auf den Kokain-Handel verständigt. Je nach Version soll der jeweils andere als erster das Gespräch auf Drogen gebracht haben. Laut Angaben des Jüngeren bezahlte der Velberter die jeweils mehreren tausend Euro für die Kokain-Käufe ohne Ausnahme in voller Höhe bar.
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Senior konsumierte selbst auch Drogen
Der 65-Jährige ist bisher unbestraft. Hintergrund für die Drogen-Geschäfte ist seinen Angaben zufolge eine außereheliche Beziehung zu einer 15 Jahre jüngeren Frau. „Er wollte einen anderen Lebenswandel führen“, erläuterte sein Anwalt. Dabei habe der Senior auch selbst Drogen konsumiert. Über seinen neuen Bekanntenkreis hätten sich Abnehmerinnen und Abnehmer für das Kokain gefunden. Durch die Verhaftung des Mannes und seine Aussagen bei der Polizei erfuhr seine Familie von der Affäre und von seinem Drogenkonsum. Seine erwachsenen Kinder verfolgen den Prozess vom Zuschauerraum aus.
Ehefrau setze Ultimatum
Der jüngere Angeklagte ist ebenfalls verheiratet und Familienvater. Zur Tatzeit arbeitete er angelernt auf dem Bau. Einer seiner Anwälte erläuterte: „Er wollte schneller einen besseren Lebensstandard erreichen“. Und, bezüglich der Drogen: „Er hatte die Kontakte, die Gelegenheit war da.“ Die Frau des 28-Jährigen habe ihn unter Druck gesetzt, ab jetzt Drogen zu vermeiden: „Sie hat sich über die Monate allein um den Sohn gekümmert, neben ihrer Arbeit. Sie hat gesagt, einmal geht das, aber, wenn es nochmal vorkommt, ist Schluss.“ Die Richterinnen und Richter müssen die Geständnisse der Männer überprüfen. Zusätzlich zu Handy-Spuren und Zeugenaussagen sollen DNA-Beweise vorliegen. Das Landgericht will Dienstag, 3. Januar 2023 weiter verhandeln und später am selben Tag sein Urteil verkünden.
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>>>Einkaufspreis und Verkaufspreis
Drogengeschäfte folgen den Regeln des Handels. In beiden Fällen ist der Preis auf Zwischenstufen geringer als im Endverkauf.
Der 28 Jahre alte Angeklagte aus Bonn hat angegeben, sein Kokain für 30 Euro Programm gekauft zu haben. An den Velberter habe er das Pulver für 40 Euro pro Gramm weiter verkauft.
Der Angeklagte (65) aus Velbert hat die Droge eigenen Angaben zufolge für 70 Euro pro Gramm an Endkundinnen und -kunden abgegeben, ohne sie gestreckt zu haben. Bei zwei Gramm sei sein Preis 130 Euro gewesen.