Velbert. Auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann ist von Krisen wenig zu spüren. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt, Fachkräfte werden händeringend gesucht.
Das Jahr 2022 war auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Mettmann geprägt durch den zunehmenden Mangel an Fachkräften. Und der Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitnehmern wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen, wenn die Beschäftigten der sogenannten Babyboomer-Generation in Rente gehen. Dies ist das Fazit aus der gemeinsamen Jahresbilanz der Agentur für Arbeit im Kreis Mettmann und des Jobcenters ME-aktiv, die am Dienstag (20. Dezember) vorgestellt wurde.
Engpass in 30 Berufsgruppen im Kreis Mettmann
„In rund 30 Berufsgruppen gibt es derzeit im Kreis Mettmann Fachkräfte-Engpässe, das geht weit über Pflege- und Erziehungskräfte und IT-Experten hinaus“, erklärte Karl Tymister, Chef der Agentur für Arbeit Mettmann. Dringend gesucht werden beispielsweise auch Holzbearbeiter und Gartenbauer oder Mitarbeiter in vielen Bauberufen, rar sind auch Steuerberater und Kaufleute für Verkehr und Logistik. Vor allem der demografische Wandel ist nach Auffassung der Arbeitsagentur Grund für diesen Mangel. „Und die demografische Entwicklung wird diese Engpässe weiter verstärken, da die geburtenstarken Jahrgänge nun in Rente gehen. Für Unternehmen ist die große Herausforderung, ihre Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen,“ führte Tymister weiter aus.
Arbeitsagentur setzt vor allem auf Qualifizierung
Die Arbeitsagentur sieht daher in der Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern eine ihrer wichtigsten Aufgaben – wegen des Fachkräftemangels, aber auch wegen der steigenden Anforderungen an die Beschäftigten durch den digitalen Wandel. Fast 2000 Weiterbildungen hat die Agentur in 2022 durchgeführt. An der Spitze standen dabei Weiterbildungen für Führer von Transportfahrzeugen, Berufe der Unternehmensführung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, medizinische Gesundheitsberufe und IT-Jobs. Wichtig sei es aber auch, mehr junge Menschen in eine Ausbildung zu bringen, um den Nachwuchs auszubilden. Erfreulicherweise, so Tymister, sei die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in 2022 gestiegen.
Positive Meldungen überwiegen
Ansonsten überwogen die positiven Meldungen vom Arbeitsmarkt, der sich von den Krisen und steigenden Rohstoffpreisen weitgehend unbeeindruckt gezeigt hat. Die Arbeitslosigkeit ist im zweiten Jahr in Folge gesunken, auch wenn sie aktuell noch höher liegt, als vor zwei Jahren. Die Zahl der Insolvenzen bleibt unauffällig. Und auch die Arbeitskräftenachfrage bleibt mit mehr als 3100 freien gemeldeten Stellen auf einem hohen Niveau.
Auf dem höchsten Stand
Die Beschäftigung im Kreis Mettmann ist auf den höchsten Stand in einem I. Quartal gestiegen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Kreis um 1,7 Prozent gewachsen, im Bereich Velbert lediglich um 0,1 Prozent. Die Beschäftigung, das ergab eine Untersuchung der Arbeitsagentur, stieg besonders bei höher qualifizierten und älteren Arbeitnehmern. Das Gros der Beschäftigten im Kreis Mettmann ist noch immer in der Industrie beschäftigt – zumeist aber in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Aber auch der tertiäre Sektor (Handel und wirtschaftliche Dienstleistungen) ist gleichstark vertreten wie im Bundesdurchschnitt.
Weniger Arbeitslose registriert
Die gute Nachfrage nach Arbeitskräften zeigt sich auch in der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote ist von 6,7 Prozent im Jahr 2021 auf aktuell 6,2 Prozent gesunken. Vor der Krise betrug diese 5,6 Prozent. Von allen Arbeitslosen sind aktuell 6411 Personen ein Jahr oder länger arbeitslos. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen liegt jetzt bei 40,4 Prozent, im November vor der Pandemie lag er bei 38,4 Prozent.
3000 Ukrainer werden vom Jobcenter betreut
Das Jahr 2022 ist gekennzeichnet durch den Krieg in der Ukraine. Neben 3700 geflüchteten Menschen aus Drittstaaten werden seit Juni 2022 zusätzlich rund 2000 geflüchtete erwerbsfähige Ukrainerinnen und Ukrainer im Jobcenter ME-aktiv betreut. Über die Hälfte der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben Kinder, so dass im Kreis Mettmann zusätzlich rund 1000 ukrainische Kinder (unter 15 Jahren) auf Unterstützungsleistungen angewiesen. 108 Ukrainerinnen und Ukrainer haben derzeit eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufgenommen.
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