Langenberg. Zündende Gags, politische Satire, Nachdenkliches: Etwa 180 Besucher erlebten Kabarett mit Wolfgang Trepper im Alldiekunst-Haus Velbert-Langenberg

Kabarettistisch ist das Jahr im Alldiekunst-Haus zu Ende gegangen, Wolfgang Trepper gab sich auf der Bühne die Ehre. Und der in Duisburg-Rheinhausen geborene Künstler präsentierte sich in Sprache und in seinem ganzen Auftreten als Kind des Ruhrgebiets.

In den 1990er Jahren war Trepper hauptberuflich als Handballmanager für den OSC Rheinhausen tätig; später moderierte er eine Satireshow bei Radio Duisburg. Seit 2007 ist der Künstler in Kabarett-, aber auch in Sportsendungen im Fernsehen präsent. So war der inzwischen in Hamburg Trepper in diesem Jahr wiederholt bei „Nuhr im Ersten“ zu Gast.

Wolfgang Trepper sucht Kontakt zu Publikum

In Langenberg suchte er vom ersten Moment an den Kontakt mit seinem Publikum, ließ das Licht im Saal anschalten und fragte nach unter 45-jährigen Zuschauern. „Wie alt sind Sie?“, rief Trepper einer Dame mitten im Publikum zu. Schnell korrigierte er sich selbst. „Man fragt Frauen nicht nach dem Alter.“ Um dann fortzusetzen: „Wie viel wiegen Sie?“ Seinem lachenden Publikum erklärte der Kabarettist: Wer das wissen wolle, erhalte dann gleich eine Antwort auf die erste Frage nach dem Alter.

Im ersten Teil seines Programms verarbeitete Trepper teilweise sehr persönlich Erfahrungen aus der Corona-Pandemie. Die Zahl seiner Auftritte fiel von 270 im Jahr 2019 auf null im Folgejahr. Zwei Jahre lang vermisste der Künstler die persönliche Begegnung mit seinem Publikum. Daran konnten auch zwei Auftritte in einem Autokino nichts ändern. „Du spielst vor Blech“, so seine Erfahrung.

Minutenlang still wurde es im Saal des Alldiekunst-Hauses in Velbert-Langenberg, als der Kabarettist Wolfgang Trepper über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und das dadurch verursachte Leid sprach und sich bemühte, die Perspektive seiner Zuhörer zu weiten.
Minutenlang still wurde es im Saal des Alldiekunst-Hauses in Velbert-Langenberg, als der Kabarettist Wolfgang Trepper über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und das dadurch verursachte Leid sprach und sich bemühte, die Perspektive seiner Zuhörer zu weiten. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Trepper kam im Zusammenhang mit der Pandemie auf die Parteienlandschaft – sein Kommentar zur Bundestagswahl: „Das war eigentlich Schrottwichteln.“ – Verschwörungstheorien, Beziehungsthemen und das Einkaufsverhalten der Deutschen zu sprechen.

Schlagerszene und Fernsehlandschaft im Blick

Im zweiten Teil nahm der Kabarettist die Schlagerszene, die Hitparade und das Fernsehprogramm aufs Korn. Dabei standen gelungene Gags und launige Fragen – „Gibt es im Gefängnis eigentlich auch die grünen Schilder, die auf den schnellsten Fluchtweg hinweisen?“ – neben ernsten Texten, etwa einem Gedicht von Konstantin Wecker, in dem dieser unter der Überschrift „Sage nein!“ zum Widerstand gegen rechtsextremes Gedankengut auffordert.

Und der Künstler warb für die Werte einer offenen Gesellschaft: „Ich bin sehr froh und sehr zufrieden mit der Tatsache, dass ich so etwas von der Bühne sagen kann, ohne verhaftet zu werden.“

Minutenlang still wurde es im Saal, als Trepper über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und das dadurch verursachte Leid sprach und sich bemühte, die Perspektive seiner Zuhörer zu weiten. „Auch russische Mütter – und ebenso russische Väter – beweinen ihre Kinder“, sagte Trepper – und erinnerte an 21 weitere zeitgleich verlaufende Kriege weltweit.

Kulturbetrieb lebt von Menschen im Hintergrund

Und während Trepper sein Programm mit persönlichen Corona-Erfahrung als Künstler begonnen hatte, beendete er es mit Hinweisen auf die Betroffenheit anderer Berufsgruppen durch die Pandemie. „Es geht nicht um uns, die auf der Bühne stehen“, so Trepper. „Es geht um alle anderen, ohne die ein solcher Abend nicht funktionieren würde.“

Der Kabarettist erinnerte daran, dass Mitarbeiter aus Veranstaltungstechnik und Gastronomie besonders unter den Pandemie-bedingten Einschränkungen gelitten haben. Und so mündete die Veranstaltung in einem Appell an die Zuhörer, auch in Zukunft regelmäßig kulturelle Veranstaltungen zu besuchen.

Das Programm bei Alldie

Auch für das Alldie-Team ist jetzt erst einmal Pause, das neue Programm startet am Sonntag, 15. Januar 2023, um 15 Uhr mit einem Mitmachkonzert für Kinder.

Weiter geht es mit dem nächsten Vinylabend am Freitag, 20. Januar, und dem Auftritt von Lars Reichow am Samstag, 21. Januar.

Schließlich sind am Samstag, 28. Januar, noch die „Golden Girls“ mit der „Kunst der Travestie“ zu Gast an der Wiemerstraße 3. Mehr Infos auf www.alldiekunst.com.

Gäste sind zufrieden mit dem Abend

Bei den Gästen kamen die Mischung aus hintergründigen und humorigen Programmelementen gut an. „Trepper ist ein Urgestein“, sagte Helmut Voß, der den Kabarettisten bereits in einem Programm mit der Schlagersängerin Mary Roos erlebte.

Und Christopher Walczewski „mag es, wenn Sachen wahr sind und trotzdem lustig.“ Heike Roßdeutscher zeigte sich besonders von der Passage zum Ukraine-Krieg beeindruckt: „Trepper kann auch die leisen Töne.“ „Er ist rau - aber herzlich“, befand Birgit Walden.

Glücklich schätzen konnten sich die Gäste in Langenberg, dass die Veranstaltung mit Wolfgang Trepper tatsächlich stattfand. Denn ausweislich des Tourkalenders des Künstlers waren die Programme während der zehn vorausgegangenen Tage krankheitsbedingt ausgefallen oder verlegt worden.

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