Velbert. An einem Velberter Standort der Tafel Niederberg öffnet immer mittwochs das „Café Plätzchen“. Dort sind Wohnungslose willkommen. Aber nicht nur.

Wo ist der passende Raum, in dem Menschen ganz zwanglos zusammenkommen, sich treffen und in gemütlicher Atmosphäre ohne Verzehrzwang und Bezahlen-Müssen aufhalten können? Vor diesem Problem stehen nicht nur Wohnungslose, sondern zunehmend auch Menschen, die immer mehr mit jedem Euro und Cent rechnen müssen. Weil das Geld knapper wird und die Preise steigen. Speziell für die erstgenannte Gruppe haben die Wohnungslosenhilfe der Bergischen Diakonie und die Tafel Niederberg, die ebenfalls von der Diakonie getragen wird, jetzt ein neues Angebot in petto: Das „Café Plätzchen“, immer mittwochs als offenes Angebot von 10 bis 19 Uhr am Tafel-Standort Mettmanner Straße 53. Jetzt war die Premiere.

Wiederholte Standort-Wechsel in Velbert

Zum kompletten Team gehören neben den hier abgebildeten Michael Sieffert, Carsten Gartzke, Dieter Hansen und Bernd Arnold (v. li.) noch Harald Lingen und Tom Beckmann.
Zum kompletten Team gehören neben den hier abgebildeten Michael Sieffert, Carsten Gartzke, Dieter Hansen und Bernd Arnold (v. li.) noch Harald Lingen und Tom Beckmann. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das Ganze habe sich letztlich bei einem wiederholten Gespräch mit dem Team der Beratungsstelle für Wohnungslose ergeben, erzählt Renate Zanjani. Diese Einrichtung hatte an ihrem früheren Standort Berliner Straße einen Tagesaufenthalt, „der war auch schön und wurde gut angenommen“, erinnert sich die Leiterin der Tafel und Sprecherin der Diakonie. Mit dem Umzug an die Rheinlandstraße, in einer erste Etage, sei es schon weniger geworden. Aktuell, an der Oststraße, gebe es zwar einen Raum zum Treffen und Kaffeetrinken, er sei jedoch wegen der Büro-Atmosphäre eher „nicht so beliebt“. Zanjani: „Die Situation in den Notunterkünften ist auch nicht so, dass man sich dort gerne aufhält.“

Gemütlich gestaltete Atmosphäre

Jetzt also die Mettmanner Straße. Schon vor dem Gebäude im Innenhof, wo sich an Ausgabetagen die Tafel-Kunden in die Warteschlange einreihen, steht ein geschmückter Weihnachtsbaum; drinnen ist es weihnachtlich dekoriert, kleine Tischlampen tragen gemeinsam mit Stehlampen zu einer gemütlich beleuchteten Atmosphäre bei. Hier können im „Bistro-Betrieb“ kleine Mahlzeiten eingenommen werden.

Jederzeit einfach dazukommen

Es darf gebruncht werden. Die Servierwagen sind bestückt und einsatzbereit.
Es darf gebruncht werden. Die Servierwagen sind bestückt und einsatzbereit. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Michael Sieffert hat mit seinen Mitstreitern schon das Frühstück vorbereitet. Er und Carsten Gartzke wuppen sonst das Tafel-Büro. Mit von der Partie sind neben den beiden Bernd Arnold, Dieter Hansen, Harald Lingen und Tom Beckmann – allesamt ehrenamtliche Tafel-Helfer. Im „Bistro-Betrieb“ geht’s los mit einem offenen Brunch, ferner stehen heute Kartoffelsalat und heiße Würstchen auf dem Speiseplan, und nachmittags gibt’s Kaffee und Kuchen. „Man kann jederzeit hierher kommen und sich dazu gesellen“, erklärt Tanja Högström, Tafel-Koordinatorin.

Betaal wat de häs

„Wenn jemand einsam und alleine ist, oder einem die Decke auf den Kopf fällt“, der sei natürlich ebenfalls willkommen, fügt Sieffert hinzu. Man habe die Mengen heute am ersten Café-Tag vorsichtig kalkuliert, „erstmal sehen, wie viele kommen“, und fange kostenfrei an. Grundsätzlich gilt, genau wie bei der Neanderland-Biennale, die Devise „Betaal wat de häs“. Also bezahl, was Du hast und kannst bzw. was es Dir wert ist.

Infos, Spiele, Kultur und Pflege

Hier an der Mettmanner Straße befinden sich auch das Tafel-Büro und Lager, finden feste Ausgabetage statt, so auch die Abend-Tafel. Und alle zwei Wochen starten von hier samstags die Hauslieferungen.
Hier an der Mettmanner Straße befinden sich auch das Tafel-Büro und Lager, finden feste Ausgabetage statt, so auch die Abend-Tafel. Und alle zwei Wochen starten von hier samstags die Hauslieferungen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Es besteht mittwochs die Möglichkeit, sich unbegrenzt im „Café Plätzchen“ aufzuhalten. Ehrenamtliche und Mitarbeiter aus beiden Angeboten stehen für ein Gespräch zur Verfügung. Es gibt Spiele – u. a. Schach und Kicker –, es sind Info-Veranstaltungen geplant, die Idee von einer Kultur-Tafel macht die Runde, und ab und zu schaut eine Nachbarin Tanja Högströms zur Frisur- und Fußpflege herein.

Hier in Velbert leben nach Diakonie-Angaben mehrere hundert Wohnungslose. Hinzu kommt die so genannte verdeckte Wohnungslosigkeit, also z. B. Menschen, die – häufig lediglich vorübergehend – etwa bei Freunden und Verwandten unterkommen und zuweilen auch ihren Aufenthalt häufiger wechseln.

Schweigepflicht und kostenlose Beratung

Die Angebote der Wohnungslosenberatung richten sich an alle Bürgerinnen und Bürger in Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath, die entweder in akuter Wohnungsnot sind oder aber von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Das Team berät in allen mit diesem Thema einhergehenden Fragen und unterstützt die Ratsuchenden auch bei der Sicherung des Lebensunterhalts. Es herrscht Schweigepflicht; die Beratung ist kostenlos. Kontakt zum Sekretariat zwecks Terminvereinbarung: Heike Dalbeck-Wege, 02051 2595-272, Mail an heike.dalbeck-wege@bergische-diakonie.de.

Schöne Bescherung schon vor dem Fest

Die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV) unterstützt die Tafel-Einrichtungen in ihrem Geschäftsgebiet und spendet an die Tafeln in Hilden, Ratingen und Velbert jeweils 6000 Euro. Das gesamte Tafel-Team Niederberg freut sich über diese Unterstützung. „Denn frische und haltbare Lebensmittel in ausreichender Menge einzukaufen“, hieß es beim Spendenübergabe-Termin mit Frank Luley aus dem Stiftungsvorstand der Sparkassen-Stiftung, „das ist nicht für alle Menschen selbstverständlich.“

Gerade in den letzten Monaten hätten sich immer mehr Menschen bei der Tafel gemeldet, die durch Inflation und Steigerung der Energiekosten zum Monatsende kein Geld mehr hätten. „Die Sorge ist groß, besonders zum Jahresende und in den ersten Monaten des neuen Jahres durch eine erhöhte Jahresrechnung weiter finanziell unter Druck zu geraten.“