Velbert. Beratungsstelle der Diakonie in Velbert hat seit Februar mehrfach die Wohnungslosigkeit von Klienten beendet. Das bedeutet mehr als nur Akquise.

Andreas L. (58) hat im Auto und bei Bekannten gelebt, obwohl er (fast) immer arbeiten gegangen ist. Der 58-Jährige hat wegen laufender Insolvenz bzw. Schulden, die er für den Sohn aufgenommen hat, keine Wohnung mehr bekommen. Zuletzt kam noch ein Unfall mit Arbeitsunfähigkeit hinzu. Doch dank des Programms „Endlich ein Zuhause“ gelang es dem Team der „Beratungsstelle für Wohnungslose“ in Velbert, seine Wohnungslosigkeit zu beenden. Nach sechs Jahren.

Bei Freunden oder Verwandten leben

Ein solches Leben ist keinesfalls mit Obdachlosigkeit gleichzusetzen, wie Sandra Buchholz erläutert. Das heiße nämlich, auf der Straße zu leben, so die Teamleiterin der Einrichtung, die von der Bergischen Diakonie getragen wird. Wohnungslosigkeit hingegen bedeute, z. B. bei Freunden, Bekannten oder Verwandten unterzukommen und keinen eigenen Mietvertrag zu haben.

Zufrieden mit bisher Erreichtem

Die Bilanz ihrer Anstrengungen seit Februar ist maßgeblich der Grund dafür, dass die Beratungsstelle jetzt mit ihrer Arbeit an die Öffentlichkeit geht: „Weil wir sehr erfolgreich sind. Wir haben zehn Vermittlungen geschafft, das ist gut“, sagt die Sozialarbeiterin, „auch dank der Bereitschaft der Wohnungsunternehmen, die Landesinitiative mitzutragen.“ Und sie fügt hinzu, dass auf dem Markt gerade für SGB II-Empfänger Knappheit herrsche.

Mehr als nur Vermittlung

Zu der reinen Vermittlung kommen noch Schritte hinzu wie alle nötigen Anträge ans Jobcenter „ME-aktiv“, Mietzahlungen und Erstausstattungen. „Für die Klienten bedeutet das eine riesige Erleichterung und einen Schritt in die Normalität“, unterstreicht Renate Zanjani die Bedeutung. „Mit der eigenen Wohnung ist dann auch die Voraussetzung geschaffen“, setzt die Öffentlichkeitsarbeiterin der Bergischen Diakonie fort, „um den nächsten Schritt zu gehen und eine regelmäßige Arbeit aufzunehmen.“

Zweitschlimmste Form von Armut

Sie kümmern sich um Menschen ohne Wohnung: Projektkoordinatorin Kornelia Eise, Krzystof Piwonski, Sabrina Kunz und Sandra Buchholz (v.l.) stehen dem Gebäude Bergischen Diakonie in Velbert.
Sie kümmern sich um Menschen ohne Wohnung: Projektkoordinatorin Kornelia Eise, Krzystof Piwonski, Sabrina Kunz und Sandra Buchholz (v.l.) stehen dem Gebäude Bergischen Diakonie in Velbert. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Kein Obdach zu haben sei nach Hunger die schlimmste Form von Armut, findet Kornelia Eise. Sie ist Mitglied des insgesamt achtköpfigen Teams (mit sieben Teilzeitstellen) und arbeitet vor allem eng mit den Kooperationspartnern zusammen. Die Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ geht auf das Konto des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann (CDU).

Träger stemmen das Projekt gemeinsam

Die Träger der kreisweit vier Wohnungslosenberatungsstellen – neben der Diakonie sind das Caritas und zwei Mal der SKF – seien im Sommer 2019 an den Kreis Mettmann herangetreten, sie mit dieser Aufgabe zu betrauen, blickt Sandra Buchholz zurück, zumal nur Kommunen entsprechende Anträge hätten stellen können. Im landesweiten Ranking zum Thema Wohnungslosigkeit belege der Kreis mit mehr als 1800 Fällen den dritten Rang, gleich hinter Köln und Düsseldorf. „Wir haben uns gemeinsam beworben, und wir machen das Projekt jetzt auch zusammen.“ Dafür hätten alle vier gemeinsam drei zusätzliche Vollzeitstellen bekommen.

Zu wenig kleine Wohnungen

Als Ursachen für das wachsende Problem macht Buchholz den Rückgang des sozialen Wohnungsbaus aus, für den es allerdings auch plausible Gründe bzw. Ursachen gebe. Sie nennt ferner den Verdrängungs-wettbewerb auf dem Markt zugunsten einkommensstarker Menschen und den Mangel an kleinen Wohnungen. „die in den Rahmen der ,Kosten der Unterkunft’ des Jobcenters passen“.

Wohnungsunternehmen in die Pflicht genommen

Das Land hat für die Laumann-Initiative Kooperationsverträge mit großen Wohnungsunternehmen geschlossen, um sie stärker in die Pflicht zu nehmen. Vor Ort wirken nach Auskunft der Diakonie die Baugenossenschaft Niederberg, der Spar- und Bauverein Velbert, die Velberter Wobau und die LEG sowie in Heiligenhaus der Spar- und Bauverein mit. Derzeit „offenbaren sich insbesondere die Wobau und die LEG sehr kooperativ“, heißt es lobend.

Hoffnung auf Verlängerung der Initiative

Besuch ist auch ohne vorherige Anmeldung möglich

Die Beratungsstelle für Wohnungslose der Bergischen Diakonie hat ihren Sitz in Velbert-Mitte an der Oststraße 38 (Erdgeschoss). Ratsuchende können auch ohne Anmeldung dorthin kommen. Die Öffnungszeiten sind mo, di, do und fr jeweils von 9 - 12 sowie do von 14 - 17 Uhr.

Der telefonische Kontakt läuft über Kornelia Eise unter der Rufnummer 02051 2595-273. Dort ist auch ein Anrufbeantworter geschaltet.

Die Beratungsstelle hilft nicht nur bei der Wohnungsakquise, sondern auch die Finanzen zu regeln, bei Ämter- und Behördenangelegenheiten und über sie sind die Klienten – zurzeit sind 171 in Beratung – auch postalisch zu erreichen. Bislang sei die Laufzeit der Landesinitiative zum Ende dieses Jahres befristet, berichtet die Teamleiterin auf Nachfrage. Es bestünden jedoch Aussichten auf eine Verlängerung um weitere zwei Jahre.