Velbert. Eine Radfahrbrücke überspannt künftig die Güterstraße. Sie ist in Velbert ein Baustein in dem aktuellen Radwege-Projekt „Die letzte Meile“.

Die Erfahrung, auch hier in Velbert, lehrt: Wenn erst einmal die Infrastruktur stimmt, sie klasse und verlockend ist – so wie beim Panorama-Radweg Niederbergbahn –, und wenn zudem noch Technik die Fortbewegung erleichtert – so wie beim Pedelec –, dann begeistern sich auch viel mehr Menschen fürs Fahrrad. Das Projekt „Die letzte Meile“ tritt an, den Panorama-Radweg über seinen Freizeitwert hinaus stärker in den Alltag einzubinden, indem seine Trasse vor Ort mit Arbeitsstätten, Gewerbegebieten, mit der Innenstadt und mit Schulen verbunden wird. Ein buchstäblich herausragendes und auch das mit Abstand aufwendigste Element ist dabei die Überspannung der Güterstraße mit einer Radel-Brücke. Sie ist seit der jüngsten Sitzung des Verwaltungsrates der Technischen Betriebe Velbert (TBV) beschlossene Sache.

Velberter Gremium fast geschlossen für die Stahlkonstruktion

An der Talstraße kommt der Radweg auf diese Seite unterhalb der Böschung der A 535.
An der Talstraße kommt der Radweg auf diese Seite unterhalb der Böschung der A 535. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das Gremium votierte – bis auf eine Gegenstimme und eine Enthaltung – nahezu geschlossen für die vorgeschlagene Variante einer Stahlkonstruktion mit anschließender Stahlbetonrampe. Die erste Kostenschätzung dafür liegt bei 1,2 Millionen Euro. Davon werden 75 Prozent gefördert. Die Stahlkonstruktion biete gegenüber der Alternative einer gradlinigen, etwa 130.000 Euro teureren Aluminium-Fachwerk-Konstruktion nicht zuletzt mehr Gestaltungsmöglichkeiten, argumentiert Arnd Sulimma. Und in der Tat: Die Stahlbrücke überquert die Straße elegant S-förmig geschwungen, wie die Visualisierung zeigt.

Direkte Anbindung an die Schulen

Laut Auskunft des TBV-Sachgebietsleiters Verkehrswesen wird jetzt die Firma „Werner Bauingenieure GmbH“ mit der endgültigen Planung beauftragt und dann das Bauwerk ausgeschrieben. Die Brücke wird drei Meter breit, überspannt die Güterstraße in 4,50 Meter Höhe und soll im Mai 2024 stehen. Ihre Kenndaten sind völlig identisch mit denen der Alu-Variante. Der Brückenschlag erfolgt zwischen dem „Brauhaus Alter Bahnhof“ und In den Bieerhöfen, um die Innenstadt via Kurze Straße anzubinden. Mit einer Rampe drüben auf der Rückseite des Lidl–Marktes und hüben einem Gegenstück. „So kriegen wir auch eine direkte Anbindung an die Schulen“, freut sich Bürgermeister Dirk Lukrafka, der auch Verwaltungsratsvorsitzender ist. Gemeint sind die Martin-Luther-King-Hauptschule und die künftige dreizügige Grundschule.

Ins Gewerbegebiet Talstraße und in die Röbbeck

Die Verkehrswirtschaftsingenieurin Lejla Tumbul ist bei den TBV Radverkehrsbeauftragte. Zurzeit beschäftigt sie sich vor allem mit der Planung und Umsetzung der Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrer.
Die Verkehrswirtschaftsingenieurin Lejla Tumbul ist bei den TBV Radverkehrsbeauftragte. Zurzeit beschäftigt sie sich vor allem mit der Planung und Umsetzung der Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrer. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für „Die letzte Meile“ wird an mehreren Stellen etwas für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur getan. Die eingangs genannten Bereiche liegen in etwa in einem Korridor von einem Kilometer seitlich des Panorama-Radwegs. Entlang der Talstraße entsteht auf der Seite unterhalb der Böschung der A 535 ein völlig neuer Radweg vom Ostumer Weg bis zur Bahnhofstraße und entlang der Metallstraße von der Bahnhofstraße bis Höhe Obi durch Erweiterung des bestehenden Gehwegs. Hierfür ist die in 2021 begonnene Planung abgeschlossen. Hingegen läuft sie für die künftige Radverkehr-Führung längs der Industriestraße noch.

Rampe statt Treppe mit Metallschiene

Als erste Elemente des Projektes, das gemäß Fahrplan im März 2025 komplett umgesetzt sein soll, werden dem Ablaufplan zufolge die Rampe vom Panorama-Radweg Niederbergbahn zum Ostumer Weg, die anstelle der Treppe mit der Metallschiene für Fahrräder angelegt wird, und die beiden Wege an der Tal- sowie an der Metallstraße fertiggestellt. „Der Zeitplan und der Finanzplan sind mit dem Bund abgestimmt“, berichtet Arnd Sulimma. „Wenn wir jeweils das letzte Stückchen optimieren““, fügt Lejla Tumbul hinzu, die seit 2020 Radverkehrsbeauftragte bei den TBV ist, „haben wir wirklich die Hoffnung, über den Freizeitverkehr den Alltagsverkehr mit Berufstätigen und anderen Nutzern nach vorne zu bringen.“

Kooperationsprojekt mit Heiligenhaus

Bei dem Vorhaben „Die letzte Meile“ handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Technischen Betriebe Velbert (TBV) und der Stadt Heiligenhaus, das aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundes gefördert wird. Hierzu wurde in 2020 der Antrag gestellt.

Vor Ort sollen Schätzungen zufolge durch die Nutzung der letzten Meile jährlich 700 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden. Die TBV beziffern die Gesamtkosten für Velbert, wo 3,4 Kilometer neue Radwege gebaut werden, incl. Brückenschlag mit ca. 3,5 Millionen Euro. Davon fördere der Bund mehr als 2,5 Millionen Euro, heißt es.