Velbert. Der Panorama-Radweg Niederbergbahn hat in Velbert einiges verändert. Eigentlich sollte nun sein zehnter Geburtstag gefeiert werden.

Runter ist ja völlig okay, aber rauf? Die mehr oder minder hügelige Topographie von Niederberg musste immer wieder als Ausrede dafür herhalten, nicht aus den Puschen zu kommen und eben nicht zu radeln. Das hat so lange funktioniert, bis die Idee geboren und umgesetzt wurde, hauptsächlich auf der über lange Jahre brach liegenden Trasse der Niederbergbahn mit ihrer vergleichsweise moderaten Steigung einen Radwanderweg anzulegen. Der wurde rasch zu einer Erfolgsgeschichte, zog zunehmend Radfahrer an – und Spaziergänger, Inline-Skater, Wanderer, Jogger, Langstrecken-Läufer und Kinderwagen schiebende Eltern. In wachsender Zahl und demnächst auf dem Stadtgebiet von Velbert sogar abends noch mit Beleuchtung. Mitte Juli jährt sich die Eröffnung des Panorama-Radwegs Niederbergbahn zum zehnten Mal – und ausgerechnet zum ersten runden Geburtstag fällt das traditionelle gemeinsame Anradeln flach.

Kleinere Aktionen als Alternative

Schade! Es ist so gut wie sicher, dass auch die traditionelle Saisoneröffnung in Tönisheide wie hier in 2017 in diesem Jahr wegen der Pandemie ins Wasser fällt.
Schade! Es ist so gut wie sicher, dass auch die traditionelle Saisoneröffnung in Tönisheide wie hier in 2017 in diesem Jahr wegen der Pandemie ins Wasser fällt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die klassische Saisoneröffnung mit Fest – hier vor Ort stets in Tönisheide – sei „höchstwahrscheinlich“ Pandemie-bedingt nicht möglich, sagt Olaf Knauer. Einen endgültigen Beschluss wollten die Beteiligten in der kommenden Woche fassen, so der Abteilungsleiter Stadtmarketing auf WAZ-Anfrage weiter. Man suche in Abstimmung mit den Anrainern nach Wegen, das Zehnjährige mit kleineren Aktionen zu würdigen, erzählt Lisa Krick (Themen-Management Tourismus & Freizeit).

12.000 aktualisierte und druckfrische Broschüren

12.000 Exemplare warten auf ihre Abnehmer: Geschäftsführerin Gabriele Scheidsteger (Scala-Verlag)  und Gestalter Martin Hohnhorst (Scheidsteger Medien) zeigen die aktuelle Broschüre.
12.000 Exemplare warten auf ihre Abnehmer: Geschäftsführerin Gabriele Scheidsteger (Scala-Verlag) und Gestalter Martin Hohnhorst (Scheidsteger Medien) zeigen die aktuelle Broschüre. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Was es aber zum Runden gibt, das ist die nunmehr fünfte, selbstverständlich aktualisierte Auflage mit 12.000 Radweg-Broschüren aus dem Haus „Scheidsteger Medien“ (Velbert). Nicht nur die Texte, von denen Heiligenhaus, Velbert, Wülfrath und Haan neue beigesteuert hätten, seien aktualisiert, berichtet Jutta Scheidsteger, sondern vor allem die Karten in Kooperation mit dem Vermessungs- und Katasteramt des Kreises. Die Broschüre stehe über all die Jahre für „eine erprobte und durchweg erfreuliche Zusammenarbeit“.

Damals eine einmalige Chance ergriffen

„Natürlich fahr ich da drauf, auch dieses Jahr schon mit dem Enkel“, erzählt Ralph Güther. Er ist einer der Väter des Panorama-Radwegs, hat damals als Vorstand der Technischen Betriebe Velbert (TBV) selbst den Kaufvertrag für den Velberter Abschnitt unterschrieben, den zweitlängsten der fast 40 Kilometer langen Strecke. Mit 16 Brücken und drei Viadukten, und nicht zuletzt mit Anschlüssen an den Ruhrtalradweg in Essen-Kettwig, den Euroga-Radweg und die Kaiser-Route in Wülfrath, die Nordbahntrasse in Wuppertal und die Korkenziehertrasse in Haan. Das Land habe das Vorhaben unterstützt, und es sei eine „wirklich einmalige Chance gewesen, ein solches Infrastrukturband durch die Stadt zu bekommen“, sagt Güther zurückblickend. Ohne Umschweife gesteht er heute ein, auch selbst anfangs „zunächst skeptisch drangegangen“ zu sein, als die Berater Potenziale und Zahlen dargelegt hätten. „Das ist dann aber sehr bald sogar deutlich übertroffen worden.“

Schotter aufbereitet und wieder verwendet

Nicht nur aus der Luft imposant: das Viadukt der Eulenbach- bzw. Saubrücke. Die Waggonbrücke in Heiligenhaus hat’s sogar zu bundesweiter Bekanntheit gebracht.
Nicht nur aus der Luft imposant: das Viadukt der Eulenbach- bzw. Saubrücke. Die Waggonbrücke in Heiligenhaus hat’s sogar zu bundesweiter Bekanntheit gebracht. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Bis jetzt haben wir nur Lob bekommen, das ist die Hauptwegetrasse für Radfahrer geworden“, sagt Bernd Wieneck. Der TBV-Geschäftsbereichsleiter hat für die WAZ mal nachgeblättert: Zwei Jahre brauchte es, die durchgängig drei Meter breite, asphaltierte Fahrbahn zu erstellen. Die Gleise raus und weg, den Alt-Schotter aufbereitet und als Tragschicht wieder eingebaut, die Brücken ertüchtigt und mit Geländern versehen, die Bauwerke abgedichtet und deren Kappen – die Randsteine – in Ordnung gebracht. Alles in allem seien rund fünf Millionen Euro investiert worden.

1,7 Millionen für die Beleuchtung

Ach ja, jeden Monat reinigen TBV-Leute den Weg maschinell, schneiden zwei Mal im Jahr das Grün zurück und erledigen seit einem Jahr auch den Winterdienst. Und in absehbarer Zeit soll der Weg durchgängig beleuchtet werden. Diese voraussichtlich 1,7 Millionen Euro teure Maßnahme geht auf einen CDU-Antrag vom September 2020 im TBV-Verwaltungsrat zurück, ist im TBV-Wirtschaftsplan 2021 aufgenommen und „mit dessen Verabschiedung beschlossene Sache geworden“. Bernd Wieneck zufolge wird das letztlich eine gemeinsame Aufgabe von Stadtwerken und TBV. „Es ist aber noch nichts geplant.“ Die Umsetzung erfolge voraussichtlich im nächsten Jahr.

Radeln nach Zahlen im ganzen Neanderland

Die Marketingfachleute Olaf Knauer und Lisa Krick haben auch hohe Erwartungen an das kreisweite Knotensystem, das 2022 realisiert werden soll.
Die Marketingfachleute Olaf Knauer und Lisa Krick haben auch hohe Erwartungen an das kreisweite Knotensystem, das 2022 realisiert werden soll. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Große Hoffnungen und Erwartungen setzen die Marketing-Leute in das geplante Knotenpunktsystem für den Radverkehr, das der Kreis Mettmann in Auftrag gegeben hat. Dadurch werde das Radfahren einen weiteren Schwung nach vorne bekommen, glauben sie, zudem sei es auch hinsichtlich der Vermarktung als Freizeit-Aktivität ein guter Schritt. Zu dem System gehören u. a. die lokale und kreisweite Vernetzung, mithin eine verbesserte Wegeführung für Binnenverkehre und Pendler – und allein auf hiesigem Stadtgebiet 20 bis 30 Knotenpunkte.

Für alle Bewegungsfreudigen

Doch zurück zum Geburtstagskind: Der Panorama-Radweg, sagen Lisa Krick und Olaf Knauer, sei eine tolle Sache – und zwar trotz des Namens „für alle Bewegungsfeudigen“. Er sei super für Tagestouristen und Familien, findet sie, zumal ob der Nähe zum Herminghauspark und der direkten Anbindung zum Freizeitpark Nordstadt. Und er findet es z. B. „sensationell, wie entspannt und bequem“ man darüber „unten an die Ruhr und in ihr Tal“ kommt.