Neviges. Neues Leben im früheren Geschäft „Wortwechsel“: Die Künstlerin Tessa Ziemßen eröffnet hier ein offenes Atelier – und möchte Neviges beleben.

Neues Leben in der kleinen Gasse Rommelssiepen: Aus „Wortwechsel“ wird das „Atelier TZ“, doch den Schriftzug „Wortwechsel“ möchte Tessa Ziemßen, Künstlerin aus Wuppertal, auf jeden Fall im Schaufenster belassen – passe er doch wunderbar zu ihren Werken. „Das Thema Kommunikation zieht sich wie ein roter Faden durch meine Arbeiten. Ich zeige zwar meistens keine Menschen, aber miteinander zu reden, das ist so wichtig. Deshalb freue ich mich auch so auf meinen neuen Standort, hier bin ich mitten drin.“ Denn Tessa Ziemßen möchte in den Räumen der ehemaligen EDV-Service-Station nicht nur kreativ sein, sondern auch sehr gern mit Kunstinteressierten über ihre Arbeit reden.

Zwei Monate in Velbert renoviert

Noch ist jede Menge zu tun im ehemaligen „Wortwechsel“ in Velbert. Eigentümer Hans-Werner Rimpel renoviert fleißig, damit Künstlerin Tessa Ziemßen hier bald ihr Atelier eröffnen kann.
Noch ist jede Menge zu tun im ehemaligen „Wortwechsel“ in Velbert. Eigentümer Hans-Werner Rimpel renoviert fleißig, damit Künstlerin Tessa Ziemßen hier bald ihr Atelier eröffnen kann. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und auch Vermieter Hans-Werner Rimpel – er hat zwar Ende des Jahres seinen Laden „Wortwechsel“ aufgegeben, hilft aber als „Computer-Doc“ auf Anfragen nach wie vor PC-Problemen – ist sehr froh, dass so schnell wieder Leben einzieht in den Rommelssiepen 1 a. „Es gab hier ja praktisch keinen Leerstand, die zwei Monate nach der Schließung hab ich zur Renovierung genutzt.“ Als Kunst- und Kulturfreund findet er die neue Nutzung seines Ladenlokals prima. „Das sollte alles so sein, manchmal passt es einfach“, ergänzt Künstlerin Tessa Ziemßen, die ihr neues Domizil mit Hilfe der Stadt Velbert fand.

Lob an die Altstadtmanagerin

„Ich musste heraus aus meinem Atelier in Remscheid und suchte etwas hier in der Nähe. Nach einem Tipp von Künstlerkollegen hab ich dann mal beim Liegenschaftsamt der Stadt angerufen.“ Dort wurde sie weitervermittelt, schaute sich leerstehende Ladenlokale in Langenberg und Neviges an, und war schließlich ziemlich angetan von dem kleinen Laden in der Altstadt-Gasse. „Die Mitarbeiterin Frau Ostkamp hat sich sich sehr bemüht, wir haben uns gleich gut verstanden“, lobt die Künstlerin die Nevigeser Altstadt-Managerin. Auch in Langenberg habe sich sich umgeschaut, „aber da waren die Mieten einfach zu hoch“.

Fördermittel vom Land

Im Rahmen des „Sofortprogramms zur Stärkung der Innenstädte“, bei dem die Landesregierung Fördermittel zur Bekämpfung der Leerstände zur Verfügung stellt, hat der Eigentümer Hans-Werner Rimpel das zukünftige Atelier für zwei Jahre an die Stadt vermietet und verzichtet auf ein Drittel der Kaltmiete. „Das hat alles toll geklappt, ich freue mich, wenn ich im März hier so langsam anfangen kann“, sagt die Künstlerin, und ihre grünen Augen blitzen unternehmungslustig.

Besucher sind willkommen

Hilfe bei der Immobiliensuche

Mit dem „Sofortprogramm Innenstadt“ unterstützt die Wirtschaftsförderung der Stadt Velbert Gastronomen oder Einzelhändler bei der Suche nach einer passenden Immobilie.

Wer in Neviges etwas sucht, kann sich direkt an Altstadtmanagerin Julia Ostkamp wenden unter 0151 54742091 oder per Mail an: neviges@stadt-handel.de. Jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr ist Julia Ostkamp auch persönlich zu sprechen im WBS-Gebäude, Bernsaustraße 1, ehemals Kaufhaus Gassmann.

Offiziell will sie ihr „Atelier TZ“ dann am Wochenende 30. April/1. Mai eröffnen, im Rahmen der „Neanderland Tatorte“: Alle zwei Jahre schließen Künstlerinnen und Künstler aus der Region ihr Atelier für ein interessiertes Publikum auf. Und auch nach diesem „Tag der offenen Tür“ hofft Tessa Ziemßen, die an der Akademie der Bildenden Künste in Essen mit Abschluss freie Malerei und Grafik studiert hat, auf viele neugierige Besucher, die ihre Werke hier natürlich auch kaufen können. „Mein Atelier in Remscheid lag etwas außerhalb, ich hab so oft zu Bekannten gesagt: Ihr könnt gerne kommen und mich stören.“

Mit Liebe zum Detail

Und das meine sie auch in Neviges so: „Wenn ich im Atelier bin, dann wird die Tür offen stehen. Deshalb finde ich auch die Lage gut und die große Schaufensterscheibe. Und wenn es gerade wirklich mal nicht passt, dann sag ich das auch ehrlich.“ Dann müsse der Besuch vielleicht einen Moment warten oder später wiederkommen. Was die Technik betrifft, so bevorzugt sie Ölmalerei, hat unter anderem zahlreiche Stillleben kreiert, die durch Liebe zum Detail bestechen. Oder, wie es Tessa Ziemßen in ihrem Katalog nennt: Das unbewusst Wahrgenommene sichtbar machen.

Auch in Neviges könne man noch viele kleine Schönheiten sichtbar machen, die im Dornröschenschlaf vor sich hin schlummerten. „Neviges ist so schön, hat aber leider auch tote Ecken. Ich hab da schon so die ein oder andere Idee. Aber erst mal muss ich hier richtig einziehen.“