Velbert. Woher hat die Saubrücke ihren Namen und wo sind noch Spuren des Bergbaus in Velbert? Bei der jährlichen Wanderung gab es einiges zu entdecken.

Schon von weit weg ist sie zu erblicken: die bunte Schar, welche sich am Friedrich-Karrenberg-Platz rund um die stadtbekannte Schlange tummelt. „Mein Vater war ein Wandersmann“ schallt es singend durch die Innenstadt. Da wird dem ein oder anderen gar zu schunkeln zumute. Zum mittlerweile 22. Mal trifft sich die Gruppe aus WAZ-Lesern und Wanderern des Sauerländischen Gebirgsverein in der Velberter City, um die jährliche Leserwanderung zu starten.

Wer wandert, der muss auch singen können.
Wer wandert, der muss auch singen können. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Manch einer kann schon gar nicht mehr mitzählen, wie oft er dabei gewesen ist. Einige sind in diesem Jahr aber auch das erste Mal mit unterwegs. Ziel ist die beschauliche Siedlung Langenhorst im Süden der Stadt. Den Weg ausgearbeitet hat Wanderführerin Ingrid Kretzschmar. Schon seit 2006 organisiert sie die Touren. „Wir haben in den 16 Jahren immer wieder neue Ziele gefunden“, stellt sie fest. Eine Mitwanderin lobt: „Und immer wunderschöne!“

So kam die Velberter Saubrücke zu ihrem Namen

Im letzten Jahr ging es zum Schloss Hardenberg, die Jahre davor waren auch die Bleibergquelle und Heiligenhaus beliebte Ziele. Nach der kleinen musikalischen Einlage, begleitet von Bernd Laukötter an der Gitarre, geht es also los. Die Gitarre auf dem Rücken in Richtung Blumenstraße vorbei am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium. „Wandern, Radfahren und Schwimmen. Das hält fit – auch im Alter“, erzählt Laukötter auf dem Weg. „Gitarre zum Wandern kommt immer“, lacht er. Da gibt ihm die Begeisterung der Mitwanderer recht.

Bernd Laukötter sorgte für musikalische Unterhaltung.
Bernd Laukötter sorgte für musikalische Unterhaltung. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Am Rinderbach entlang geht es nun unter der Saubrücke her bis zur Autobahn 44. Man erzählt sich Geschichten über Stadt und Leben. So kann man erfahren, dass die Saubrücke eigentlich Eulenbachbrücke heißt, benannt nach dem unter ihr fließenden Bach. Der ein oder andere wird die gleichnamige Straße Uelenbeek kennen. Der Name Sau hat auch gar nichts mit Schweinen zu tun, sondern kommt von „Sumpf“ und einem in den 1960er Jahren abgerissenem Hof der „In der Sau“ hieß.

Bergbau in der Region hat auch in Velbert Spuren hinterlassen

Zum Bergbau in der Region weiß Rolf Knop Bescheid. Er ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Teams für Bodendenkmalpflege. Am Rinderbach gibt es einen ersten kleinen Zwischenstopp, denn auch in der Region rund um Velbert gab es vor vielen, vielen Jahren eine Bergbauindustrie. „Nur ein paar Hundert Meter entfernt von hier liegt die Zeche Eisenberg“, weiß Knop. „Diese Zeche wurde 1889 getauft und der Betrieb endete 1902.“ Gefördert wurde hier jedoch nicht, wie der Name vermuten ließe, Eisen, sondern Blei, Kupfer und Zink. Das ehemalige Bergbaugebiet zieht sich von Lintorf über Hefel bis nach Langenberg. „Vom ganzen Bergwerk hier, findet man heute allerdings fast gar nichts mehr“, erklärt Knop. Die Schächte wurden allesamt verschüttet und die Natur hat in den letzten hundert Jahren ihr übriges getan.

Über Schleichwege ging es in den Langenhorst.
Über Schleichwege ging es in den Langenhorst. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Weiter geht es über Schleichwege im Grünen entlang der A 44 in Richtung Langenhorst. Was führt die fleißigen Wanderer denn eigentlich dazu, ihren Nachmittag hier zu verbringen? „Die Gemeinschaft, die Leute. Man tauscht einige Erinnerungen aus“, schwärmt Anneliese Klewer. Lange Jahr hat sie im Büro des Bürgermeisters gearbeitet und ist alteingesessene Velberterin. „Ich kenne hier jede Straße“, lacht sie. Der mit Abstand jüngste Besucher an diesem Tag ist der vierjährige Luke. Gemeinsam mit seiner Oma bestreitet er die rund zweistündige Wanderung. Ob es ihm Spaß macht? „Ja“, nickt er ein wenig schüchtern aber lächelnd mit einem Schokoriegel in der Hand. Seine Oma Claudia Schmidt erzählt: „Wir sind das erste Mal dabei. Es ist schon schön, man trifft den ein oder anderen Bekannten.“

Nach steilem Aufstieg folgt die ersehnte Einkehr

Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren schon ein paar Mal dabei,
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren schon ein paar Mal dabei, © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Die letzten Kilometer des Wegs führen dann durch den Langenhorster Wald. Selbst hier lassen sich Spuren der Bergbaugeschichte entdecken. „Hier wurden in den 1930er Jahren die Stein für die ersten Häuser im Langenhorst gefördert.“ 1936 konnten die ersten Siedler auf Initiative des Gründervaters Nikolaus Ehlen dort einziehen. Nach einem steilen letzten Aufstieg ist es dann geschafft. Das Ziel, das Gemeinschaftshaus Langenhorst, ist in greifbarer Nähe. Zum Ausklang gibt es eine kleine Stärkung mit Getränken, Obst und Knabbereien. Nächstes Jahr geht es dann in die 23. Runde. Wo es hingeht? Noch eine Überraschung.

>>> Das ist der SGV

  • Den Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) gibt es in Velbert seit 1912. Mehrmals die Woche treffen sich die Wanderbegeisterten in und um Velbert zum Wandern. Die Strecken sind immer zwischen vier und 16 Kilometer lang. Nach jeder Wanderung heißt es dann natürlich: Einkehr im Lokal.
  • Weitere Informationen sowie eine Übersicht über Wanderwege in Velbert und Umgebung gibt es unter www.sgv-velbert.de. Neben den Wanderungen werden auch eine Nordic-Walking Gruppe und andere gemeinschaftliche Veranstaltungen angeboten.