Velbert. Ein Investor will am Rand der Velberter Innenstadt 78 neue Wohnungen schaffen. Auch im Langenhorst wird eine Entwicklung angestoßen.

Das Stadtgebiet von Velbert ist als Wohnstandort begehrt. Bis 2035 wird die Nachfrage auf 1885 Wohneinheiten geschätzt. Davon entfällt etwa je die Hälfte auf Ein- und Zweifamilien- bzw. auf Mehrfamilienhäuser. Grundsätzliche Antworten stecken in dem lokalen Wohnungsbauprogramm 2022 - 2030 und den darin enthaltenen priorisierten Flächen, das der Rat vor den Sommerferien beschlossen hat. Im Bezirksausschuss (BZA) Velbert-Mitte wurden jetzt erste Schritte getan, um an zwei Stellen in dem Stadtbezirk den Bau von neuem Wohnraum zu ermöglichen. Die Rede ist von dem Bebauungsplan Nummer 666.01 „Friedrich-Ebert-/Dürerstraße sowie dem mit der Nummer 752 „Hülsbecker Weg/Gut Stock“.

Schon seit Jahren in Velbert ein Thema

Das zur Debatte stehende Areal umfasst rund 7200 Quadratmeter und gehört seit mehr als drei Jahrzehnten der Stadt Velbert.
Das zur Debatte stehende Areal umfasst rund 7200 Quadratmeter und gehört seit mehr als drei Jahrzehnten der Stadt Velbert. © Alexandra Roth | FFS

Zu diesem Bereich ist der letzte Vorstoß mit Einfamilienhäusern im Vorjahr gescheitert. Der Satzungsbeschluss bekam keine Mehrheit. Man wolle nun mal schauen, „wie kommen wir mit der Fläche weiter, und kommen wir überhaupt weiter?“, erklärte Björn Leißner am Montagabend im BZA. Er ist für die Bauleitplanung Velbert-Mitte zuständig und erinnerte daran, dass sich Verwaltung und Politik schon seit Jahren mit diesem Bereich im Langenhorst beschäftigen: „Das ist auch so ein Plan, an dem man merkt, wie die Zeit vergeht. Wir wollen mal gucken, mit welcher Variante wir weiterkommen.“

Zwei Anlässe

Hintergrund: Ursprüngliche Auslöser waren erstens der Umstand, dass die Therapieeinrichtung „Gut Stock“ für Um- und Ausbau planungsrechtliche Sicherheit brauchte. Zudem wollte die Stadt ihr rund 7200 qm großes Grundstück am Hülsbecker Weg, das ihr seit mehr als 30 Jahren gehört, für Wohnzwecke entwickeln.

Neue Varianten zu vorgelegten Varianten

Jetzt also die Wiederaufnahme des Verfahrens. Hierzu kamen im BZA drei Varianten auf den Tisch: Ohne eine komplette Überplanung und ohne Stichstraße im mittleren Teil; die Bergbauverdachtsfläche bleibt außen vor. Fand anfangs die seitens der Verwaltung favorisierte dritte mit „moderatem Geschosswohnungsbau und fünf frei stehenden Einfamilienhäusern“ sowie 1700 qm städt. Grünfläche in dem Gremium tendenziell Zustimmung, so wurden jedoch umgehend noch weitere Varianten der vorgelegten angeregt, die man schon in wenigen Tagen im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität vertieft weiter erörtern will.

Wunderbar und sympathisch

Fast schon euphorisch wurde im BZA der städtebauliche Entwurf zum Plan 666.01 kommentiert. „Ein wunderbares Bauprojekt, ein Filetstück“, schwärmte Hans Küppers (CDU). Und Artur Busse (Bündnisgrüne) lobte: „Ein schönes Innenstadtprojekt, es ist uns durchaus sympathisch.“ Zum Vorhaben: Die AOK will ihren dortigen Verwaltungsstandort absehbar aufgeben; die Fläche ist laut Vorlage „durch einen Investor aus der Wohnungsbaubranche/-bauwirtschaft gekauft“ worden.

Frei finanziert und öffentlich gefördert

Dessen Plan besteht aus mehreren Komponenten mit insgesamt 78 Wohneinheiten – 19 geförderten und 59 frei finanzierten. An der Ecke sollen in der Altbau-Villa (Nedderstraße 25) sechs, zwischen 55 und 150 qm große Wohnungen entstehen. Im Bereich parallel zur Friedrich-Ebert-Straße ist ein bis zu viergeschossiges Mehrfamilienhaus mit ca. 19 Einheiten vorgesehen (zwischen 60 und 100 qm). Und im Bereich der Dürerstraße wiederum enthält der Entwurf ein mehrgeschossiges Mehrfamilienhaus. Unter seinem Dach wären etwa 21, 60 bis 105 qm große Wohnungen. Den so genannten Quartiersmittelpunkt sollen anstelle des viergeschossigen AOK-Verwaltungsgebäudes zwei Mehrfamilienhäuser mit zusammen 32 Einheiten bilden. Björn Leißner betonte, dass der einstimmig gefasste Aufstellungsbeschluss erst der Einstieg sei und man sich „ziemlich am Anfang des Planverfahrens“ befinde.

AOK-Geschäftsbetrieb läuft weiter

Die hiesige AOK-Führung hatte im März 2021 auf WAZ-Nachfrage angekündigt, dass sie ein neues Domizil suche und umziehen wolle. Ihre Immobilie entspreche „nicht mehr heutigen Standards und Anforderungen“ und sei infolge Zentralisierungen „zu groß geworden“. „Selbstverständlich bleibt der Geschäftsbetrieb auf der Friedrich-Ebert-Straße 123 für unsere Kunden weiterhin erhalten, bis wir unseren neuen Standort in Velbert beziehen können“, versicherte jetzt die Pressestelle der AOK Rheinland/Hamburg auf erneute Anfrage.

Themen der Stadtplanung und Mobilität

Der Fachausschuss für Stadtplanung und Mobilität tagt am Donnerstag, 1. September, um 17 Uhr im Rathaus (Saal Velbert). Auf seiner Tagesordnung stehen u. a. auch das Thema „Handelslagen – Analyse und Entwicklungsempfehlungen für die Innenstadt“, der Sachstand zur Umsetzung des Fuß- und Radwegekonzeptes, das ÖPNV-Konzept von morgen sowie eine Potenzialanalyse zur Ermittlung von Flächen für Windenergieanlagen.

Die Tagesordnung mit den veröffentlichten Sitzungsunterlagen steht bereits im städt. Ratsinformationssystem auf www.velbert.de.