Velbert. Verwaltung und ein Arbeitskreis haben in Velbert alle möglichen Flächen für den Wohnungsbau gesichtet. Planerisch sieht das nicht schlecht aus.

Auf dem Tisch in Heike Möllers Büro liegt ein großformatiger Stadtplan. Auf ihm sind mehrere verschieden geformte und unterschiedlich große Bereiche eingezeichnet. Die Übersicht zeigt die Wohnbauflächenreserven in allen drei Velberter Stadtbezirken, wie die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung erläutert: Und der Plan vermerkt dank der jeweiligen Farbgebung auch die verschiedenen Stadien dieser Bereiche: von Flächen in Umsetzung über solche mit Planungsrecht und Baulücken bis hin zu Reserven im Flächennutzungs- sowie Regionalplan. Alle zusammen machen die im Stadtgebiet vorhandenen Wohnbauflächenreserven aus. Die gute Nachricht: Es reicht nach jetzigem Ermessen allemal aus, um den Bedarf an zusätzlichen Wohneinheiten bis 2030 (über-)erfüllen zu können. Vorausgesetzt natürlich, jemand baut tatsächlich was Neues.

Handlungskonzept für das Wohnen in Velbert

Die geschilderte Balance zwischen den Flächen und dem aufgrund des lokalen, in 2020 fortgeschriebenen „Handlungskonzeptes Wohnen“ ermittelten Bedarfs ist eine, wenn nicht sogar die zentrale Aussage in der Zusammenfassung des knapp 70 Seiten umfassenden „Wohnungsbauprogramm 2022 bis 2030“, das jetzt Thema im Ausschuss für Stadtplanung und Mobilität war. Es bildet die Grundlage für die mittelfristige Wohnbauflächenentwicklung. Nimmt man die beiden anderen Übersichtspläne hinzu, die die aktivierbaren Flächen mit Baurecht und die priorisierten Flächen für Wohnzwecke zeigen, wird ein Schuh draus.

Potenzial für bis zu 1900 Einheiten

Heike Möller (li.) und Sonja Kötter vom Fachbereich Stadtentwicklung erläuterten auf WAZ-Anfrage im Vorfeld der Fachausschuss-Sitzung Werdegang, zentrale Aussagen und das weitere Vorgehen bei dem Programm.
Heike Möller (li.) und Sonja Kötter vom Fachbereich Stadtentwicklung erläuterten auf WAZ-Anfrage im Vorfeld der Fachausschuss-Sitzung Werdegang, zentrale Aussagen und das weitere Vorgehen bei dem Programm. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Bis 2035 würden wohl 1900 Wohneinheiten gebraucht, sagt Sonja Kötter. Das verteile sich ziemlich gleich auf einerseits Ein- und Zwei- und andererseits Mehrfamilienhäuser. Bis 2030, so die Abteilungsleiterin (Bauleitplanung und Denkmalschutz) weiter, liege der Bedarf bei ca. 1400 Einheiten: 720 in Ein- und Zwei- sowie 680 in Mehrfamilienhäusern. Die in dem Bericht bzw. Programm aufgeführten vorrangig zu entwickelnden Flächen würden „gemeinsam mit den bereits in Umsetzung befindlichen und bereits realisierten Flächen ein Potenzial für ca. 1400 bis 1900 realisierbare Wohneinheiten“ schaffen, heißt es in der Vorlage. „Wir müssten vorerst“, erläutert Kötter, „auf die Flächen vom Regionalplan bis 2030 nicht zurückgreifen.“

Innenbereich bevorzugt

Nachfrage-Druck herrsche vor allem in hochverdichteten Städten, berichtet Heike Möller. Vor Ort seien bestimmte Wohnformen gefragt, etwa für Ältere oder auch Familien. „Wir registrieren vor allem einen qualitativen Bedarf. Und auch an günstigem Wohnraum.“ Der Trend nach mehr Quadratmetern halte an. Die Fachbereichschefin betont, dass Velbert der Handlungsdevise treu bleibe, „in erster Linie etwas im Innenbereich zu machen, etwa durch Nachnutzungen“. Es lasse sich allerdings nicht alles im Innenbereich realisieren; das bedingten schon allein die Quantitäten. „Wir werden nicht ohne Neubau auskommen“, stellt sie klar, zumal Velbert keine strukturelle Leerstandsproblematik habe.

Thema kommt in die Bezirksausschüsse

Auch an der Fontanestraße geht noch was. Die Stadt errichtet in dem Bereich bereits eine neue Kita.
Auch an der Fontanestraße geht noch was. Die Stadt errichtet in dem Bereich bereits eine neue Kita. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

In dem Ratsausschuss fand das Ganze einschließlich der geleisteten Vorarbeit großen Anklang. Es gab Lob für die Präzision. Handlungsspielraum und -reserven seien notwendig, das stehe außer Frage, hieß es u. a. Volker Münchow (SPD) macht sich dafür stark, die drei Bezirksausschüsse einzubeziehen; das wird auch geschehen. Und Hans Küppers (CDU) plädiert dafür, dass die Politik die Verwaltung jetzt aber auch bei der Umsetzung unterstützen müsse.

Geeignete Baulücken erfasst

Vorangegangen waren in 2021 eine entsprechende Initiative der Verwaltung und mehrere Sitzungen eines eigens gebildeten Arbeitskreises. Er tagte zuletzt im Januar. Man habe anschließend herausgefiltert, was „konsensfähig und sinnvoll“ erscheine, schildert die Fachbereichsleiterin den Ablauf. Die Konzentration gelte den Flächen, die bis 2030 realisiert werden könnten. „Also da, wo wir jetzt loslegen können und tatsächlich 2030 Häuser stehen.“ Das schließt übrigens auch größere Baulücken ein, „wo wenigstens ein Mehrfamilienhaus zwischen passt“.

Qualität spielt eine große Rolle

Zahlen und Quantitäten sind das eine. Die Fachverwaltung legt aber auch viel Wert auf Qualität. Dazu zählen Faktoren wie die Dichte der Bebauung, Wohnformen und ökologische sowie gestalterische Anforderungen.

Außerdem will die Stadt die „Revitalisierung von demographisch überalterten Gebieten“ befördern. Damit sind die in den 1950er bis 1970er Jahren entstandenen Ein- und Zweifamilienhaus-Siedlungen gemeint, wo die Kinder längst aus dem Haus sind und oftmals nur noch die Erstbezieher wohnen – nicht selten alleinstehend.

Der Fachbereich wird sich aber auch die Flächen mit Planungsrecht genauer vorknöpfen: „Das hilft uns nämlich nicht, wenn doch nicht gebaut wird und sich über Jahre nichts tut.“ Zudem verfälsche das letztlich das Bild der vor Ort wirklich vorhandenen Potenziale.

Vorrang-Flächen ausgeguckt

Zum Abschluss eine Übersicht über die priorisierten Flächen, für die die Fachverwaltung Bauleitplanverfahren vorbereiten, einleiten bzw. fortführen möchten, damit sie mittelfristig bebaut werden können: Klippe Nord, Zur Dalbeck, Hertie, Friedrich-/Bismarckstraße, Fontanestraße, David-Peters-Quartier, Hedwigstraße, Stadion Sonnenblume, Am Eickheister, Vom-Bruck-Straße, Hülsbecker Weg/Gut Stock, Heimstättenweg, Im Clemens, Hohlstraße, Östliche Mettmanner Straße, Schmalenhofer Straße, Am Schlagbaum, Meiberger Weg Nord und Wimmersberger Straße III.