Velbert. Velbert ist als Wohnstandort gefragt. Bis 2035 werden wohl 1885 Wohneinheiten gebraucht. Ein Arbeitskreis soll jetzt potenzielle Flächen sichten.

Velbert ist als Wohn-Standort und Lebensmittelpunkt kein Mauerblümchen. So haben sich nach Auskunft der Fachverwaltung z. B. vergangenes Jahr alleine rund 200 Interessenten gemeldet, die künftig liebend gerne im künftigen Baugebiet Fellershof in Langenberg wohnen möchten, ist die Zahl weiterer Interessenten dafür heuer schon jetzt ähnlich hoch, obwohl 2021 noch längst nicht zu Ende ist. Insgesamt wird die Nachfrage in ganz Velbert bis 2035 auf 1885 Wohneinheiten geschätzt, die etwa je zur Hälfte auf Ein- und Zweifamilien- sowie auf Mehrfamilienhäuser entfallen. Zur Wohnbauflächen-Entwicklung formiert sich nun eigens ein Arbeitskreis.

Machbar und mehrheitsfähig

Für den Bereich Fellershof zwischen Feller- und Bonsfelder Straße haben sich schon hunderte Interessenten gemeldet.
Für den Bereich Fellershof zwischen Feller- und Bonsfelder Straße haben sich schon hunderte Interessenten gemeldet. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das gesamte Vorhaben fußt auf einer Initiative der Verwaltung. Es gehe darum, wie und wo die Stadt dem absehbaren Bedarf entsprechen könne, erklärt Heike Möller; zweitens wolle man herausfinden, was tatsächlich machbar und überhaupt mehrheitsfähig sei. „Wir sind bei einigen Flächenentwicklungen nicht ganz sicher, wie der Wille in der Politik bezüglich der Umsetzung ist“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung. Schließlich werde viel Geld – nicht zuletzt auch für Gutachter – und eine Menge Arbeit in einen Bebauungsplan gesteckt, der dann aber womöglich nie zum Tragen komme. „Man muss sich mal grundsätzlich neu justieren“, meint Bürgermeister Dirk Lukrafka zum Thema Wohnbauflächen, „muss auch mit Fachleuten zusammenkommen und sich in Ruhe besprechen.“

Anfangs mehr gefordert

Das jüngste Beispiel für einen solchen Bebauungsplan, über den die WAZ berichtete und der quasi erst auf der Zielgeraden gekippt wurde, ist „Gut Stock“. Bei der Diskussion über den Regionalplan, fährt Möller fort, habe die Politik im Zuge der Aufstellung „eindeutig die Forderung nach mehr Wohnbauflächen“ erhoben. Später habe diese jedoch vor allem in Neviges einen Schwenk vollzogen, seien dort ASB-Flächen – das Kürzel steht für „Allgemeine Siedlungsbereiche“ – abgelehnt worden.

Großteil ist in privater Hand

Rat und seine Gremien haben weiter zu entscheiden

In der Politik gab es zunächst hier und da Vorbehalte gegen den Arbeitskreis. Seit sich jedoch herumgesprochen hat, dass dort keine Beschlüsse getroffen und keine Bebauungspläne aufgestellt werden und auch nichts am Rat und dessen Gremien vorbeigehen soll, ist er mehrheitsfähig. So gab es im Hauptausschuss nur eine Gegenstimme und eine Enthaltung. Am 28. September entscheidet der Rat.

Folgende Zusammensetzung des Arbeitskreises ist derzeit vorgesehen: die Vorsitzenden der Ausschüsse für Stadtplanung/Mobilität und Klima/Umwelt sowie der drei BZA. Ferner je ein Vertreter der Fraktionen im Rat und Bürgermeister Lukrafka.

„Es gibt aber einen ganz klaren Bedarf, vor allem bei Familien-Wohnungen und altersgerechtem Wohnen“, unterstreicht die Fachbereichschefin, „und den können wir nicht alleine über Baulücken und vorhandene Flächen abdecken, sondern wir brauchen zusätzliche.“ Man habe im Flächennutzungs- (FNP) und im Regionalplan eine größere Menge an Flächen, die grundsätzlich dafür passend ausgewiesen seien. „Wir wollen Ihnen 109 Hektar Flächen vorstellen“, kündigte Baudezernent Jörg Ostermann im Hauptausschuss an. Der Stoff würde den Rahmen anderer, bereits vorhandener Gremien und Runden sprengen.

Eine Steckbrief für jede Fläche

Heike Möller leitet im Rathaus den Fachbereich III Stadtentwicklung.
Heike Möller leitet im Rathaus den Fachbereich III Stadtentwicklung. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Darunter sind bekannte Namen wie Wimmersberg, Wallmichrath und Sonnenblume. Zu jeder Fläche – ihre Eigentümer sind überwiegend Privatleute – wird ein Steckbrief erstellt. „Ziemlich viele“ (Möller) liegen nicht etwa jottwede im Außenbereich, sondern „in zusammenhängenden Siedlungsbereichen“. Die Größen variieren stark. Sie reichen von 2000, 3000 bis zu den ganz Großen mit 100.000 qm. „Es gibt aber auch welche unter 1000, mitunter passt da gerade mal ein Mehrfamilienhaus drauf.“

Unterschiedlich weit fortgeschritten

Knöpft man sich die 109 Hektar, die potenziell für 3505 Wohneinheiten tauglich wären, genauer vor, so ist das Stadium der jeweiligen Entwicklung sehr unterschiedlich. Es gibt Flächen in Umsetzung (5,2 ha), welche mit Planungsrecht (16,8 ha) und in Entwicklung (17,6 ha), es gibt Baulücken (2,8 ha) und vor allem FNP- und ASB-Reserven (23,7 bzw. 43 ha).

Pool statt Prioritäten

„Wir wollen Ihnen 109 Hektar Flächen vorstellen“, kündigte Baudezernent Jörg Ostermann kürzlich den Mitgliedern im Haupt- und Finanzausschuss an.
„Wir wollen Ihnen 109 Hektar Flächen vorstellen“, kündigte Baudezernent Jörg Ostermann kürzlich den Mitgliedern im Haupt- und Finanzausschuss an. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für den Herbst sind mehrere Arbeitskreis-Workshops vorgesehen, um möglichst zur Sitzungsrunde im Frühjahr 2022 eine Beschlussvorlage formulieren zu können. „Die Ergebnisse der Sitzungen sollen als Empfehlungen den politischen Gremien zur Beschlussfassung über die weitere Vorgehensweise … vorgelegt werden“, heißt es hierzu. Es gehe bei dem angestrebten Arbeitsprogramm um keine Rangliste mit Prioritäten, betont Heike Möller, „wir wollen einen Pool bilden. Und wir wollen Flächen ohne Ansehen der Person entwickeln, unter rein sachlichen und fachlichen Aspekten“.

Auch beim Generationenwechsel helfen

Möller und Ostermann ist überdies daran gelegen, bei dem Ganzen über Qualitäten zu sprechen, nicht zuletzt unter gestalterischen und ökologischen Kriterien. Damit nicht genug: „Wir wollen auch den Generationenwechsel in den Einfamilienhaus-Siedlungen der 50er und 60er Jahre unterstützen“, kündigt die Fachbereichschefin an. Das könnten z. B. Vermittlungsangebote sein.