Langenberg. Einige Händler aus Langenberg beklagen abnehmende Kundenzahlen, andere sind voll ausgelastet. Die Stimmung ist ob der Wirtschaftslage durchmischt

Der Umsatz des Einzelhandels bricht ein, das Konsumklima fällt auf Rekordtief. Es waren keine guten Nachrichten, die die verschiedenen Marktforschungsinstitute da in den letzten Tagen hervorbrachten.

Buchhändler Peter Kape merkt schon, dass sich die Leute beim Kauf zurückhalten.
Buchhändler Peter Kape merkt schon, dass sich die Leute beim Kauf zurückhalten. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Die Leute halten sich beim Kaufen im Moment schon mehr zurück“, beobachtet auch Buchhändler Peter Kape. „Sie kaufen nur noch Notwendiges.“ Ob Bücher dazugehören? „Aber natürlich – sonst können wir die gesamte Kultur abschreiben. Aber insgesamt kommen schon weniger Kunden zu mir.“

Konsumklima so schlecht wie noch nie

Vor allem wegen der stark steigenden Lebenshaltungskosten hatten die Forscher des größten deutschen Marktforschungsinstituts GfK bereits für den Juli miserable Kauflust prognostiziert. Nicht nur bestätigte sich diese, sondern verschlechterte sich für den August noch einmal mehr.

Jeden Monat messen die Wissenschaftler das so genannte Konsumklima, also die Lust der Deutschen, einzukaufen. Noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1991 sei der Wert so niedrig gewesen, berichten sie. Derzeit liegt er bei minus 30,6.

Steigende Kosten für Material

Susanne Martin vom gleichnamigen Grillstübchen merkt zwar die zurückgehende Kauflaune noch nicht, muss sich aber immer mehr mit steigenden Preisen herumschlagen. „Vor einiger Zeit habe ich einen Kanister Frittierfett noch für 36 Euro bekommen, heute kostet der fast 60“, sagt sie.

Susanne Martin hat die steigenden Kosten für Lebensmittel noch nicht an ihre Kunden weitergegeben.
Susanne Martin hat die steigenden Kosten für Lebensmittel noch nicht an ihre Kunden weitergegeben. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Zwar habe sie die erhöhten Preise noch nicht an die Kundschaft weitergegeben und habe „noch immer gut zu tun“ – wenn sich die Preisspirale aber weiter nach oben schraube, wisse sie nicht, wie lange sie ihr Traditionslokal noch offenhalten könne. „Leute, die jetzt gerade neu aufmachen…“, sagt sie und denkt kurz nach. „Nein, das kann man eigentlich vergessen.“

Whisky und IT

Zwei, die sich trotzdem getraut haben, sind Bastian Nonnenberg und Christian Wutte. Sie haben vor kurzem in der Altstadt „Whiskit“ eröffnet, ein Geschäft für Whisky sowie Soft- und Hardwareprodukte. Nonnenberg sagt: „Wir haben erst kürzlich angefangen und können deshalb noch gar nicht einschätzen, was normaler Kundenzulauf ist.“

Die Whiskypreise auf dem Weltmarkt jedenfalls seien noch nicht allzu stark angestiegen. „Aber ganz grundsätzlich würde ich auch sagen – so schrecklich es sich anhört –, dass viele Whiskytrinker mit dem richtigen Kleingeld sich auch an acht Prozent Inflation nicht stören.“

Christian Wutte ist bei „WhiskIT“ für den Computerpart zuständig. Er freut sich derzeit über sinkende Preise für Grafikkarten.
Christian Wutte ist bei „WhiskIT“ für den Computerpart zuständig. Er freut sich derzeit über sinkende Preise für Grafikkarten. © Jascha Winking

Für seinen Kollege Wutte hat die Weltwirtschaftssituation sogar einen positiven Nebeneffekt: Der Preis für Grafikkarten ist in letzter Zeit gesunken.

Preis für Blumen ist stabil

Mit Grafikkarten hat Anita Klose vom Blumen-Traditionshaus Peschel wenig zu tun. Dass die Leute deutlich weniger kauften, merkt sie nicht, erklärt aber: „Ich denke, so richtig werden wir das erst nach dem Adventsgeschäft einschätzen können.“

Die Preissteigerungen für bestimmte Produkte hat sie aber natürlich auch vernommen. Vor allem Rost, Metall und Kerzen seien deutlich teurer geworden. „Die kaufe ich schon kaum mehr ein, ich kenne ja die Kunden, weil ich selbst oft Kundin bin – und ich kenne meine und deren Schmerzgrenze.“ Wenigstens der Preis für Blumen sei aber stabil. Und das ist ja für ein Blumengeschäft auch nicht ganz unwichtig.

Umsatz bricht ein

Auch wenn es manche Langenbergerinnen und Langenberger noch nicht allzu stark spüren: Insgesamt ist der Umsatz des Einzelhandels deutlich eingebrochen.

Im Juni 2022 ging er laut Statistischem Bundesamt um fast neun Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück.