Langenberg. Beim ersten Stammtisch nach Corona hatte der Bürgerverein Langenberg einen spannenden Gast: Professor Mehdi Mahabadi.

„Es ist schön, dass man sich mal wieder sehen kann, zusammen ist es doch viel intensiver“, begrüßte Bürgervereinsvorsitzender Wolfgang Werner die zahlreichen Besucher des Stammtisches, der auf der Terrasse vom „Alt-Langenberg“ stattfand.

Im Mittelpunkt des Abends stand Dr. Mehdi Mahabadi. Der emeritierte Professor für die Technik und Erforschung des Garten- und Landschaftsbaus an der Universität Essen hatte unter anderem bei der Neugestaltung des Schulhofes an der Frohnstraße mitgewirkt sowie an der „Grünen Wand“ am Nevigeser Brunnenplatz und gilt in Deutschland als der Spezialist für Naturfreibäder.

Richtlinien erarbeitet

Aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer: Der Stammtisch des Bürgervereins Langenberg war gut besucht, schließlich ging es um ein kontroverses Thema.
Aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer: Der Stammtisch des Bürgervereins Langenberg war gut besucht, schließlich ging es um ein kontroverses Thema. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

An Richtlinien zu deren Bau wirkte er mit, die weltweit Anwendung finden. „Ein Schwimmteich ist analog zu einem Freibad mit biologischer Aufbereitung“, klärte der Professor über die Begrifflichkeiten auf. „Sobald mehr als eine Familie eine solche Anlage nutzt, schaut das Gesundheitsamt hin. Alle zwei Wochen wird geprüft, werden bestimmte Werte überschritten, wird zugemacht.“

Inzwischen gibt es 135 öffentliche Naturfreibäder in Deutschland, unter anderem in Mettmann. „Der Vorteil: Es werden keine chemischen Stoffe eingesetzt, keine roten Augen für sie Schwimmer. Die Form kann der Umgebung angepasst werden. Wenn man schwimmt, fühlt man sich wie in der Natur. Im Grunde ist es ein Biotop mit Milliarden von Mikroorganismen.“

Funktionsweise eines Naturbades

Die Funktionsweise eines Naturfreibades besteht darin, dass natürliche Organismen krankmachende Keime beseitigen. So bilden sich im Wurzelbereich von Schliff jene Bakterien die in der Lage sind, organische Stoffe zu reduzieren.

Als Nachteil bezeichnet er deutlich den erhöhten Pflegeaufwand. „Die Algenbildung ist enorm, die Entwicklung kann explosionsartig sein, sehr schnell entsteht ein Teppich. Nährstoffe, Sonnenschein und pH-Wert spielen ein Rolle, da muss man was gegen tun.“ Neben mechanischen Verfahren wird Buchenholz genommen, um den pH-Wert zu reduzieren.

Gespräch mit Stefan Freitag

Blick in die Vergangenheit: So sah das Freibad im Nizzatal einst aus.
Blick in die Vergangenheit: So sah das Freibad im Nizzatal einst aus. © privat | H.-J. Musall

„Nachdem mir Stefan Freitag einen Vortrag über Naturfreibäder gehalten hat, hatte ich meine Zweifel, ob wir uns das wünschen“, meldete sich nach dem Kurzseminar Wolf-Dieter Thien zu Wort „Wenn es richtig heiß ist, dürfen nur 100 Leute rein, weil sonst nicht gewährleistet ist, dass das Wasser wieder gesunden kann“, so der ehemalige Vorsitzende des Bürgervereins Langenberg, und macht darauf aufmerksam, das neben dem Schwimmbereich eine ebenso große Fläche zur Renaturierung gebraucht wird.

„Für uns heißt das, die Liegewiese fällt weg. Die Herstellung ist durchfinanziert durch den Anteil des Bundes, die Unterhaltung ist aber im sechsstelligen Bereich.“ Wolfgang Werner wundert es nicht, dass Stefan Freitag nicht der ist, der sagt, wir müssen das haben: „Hat hier jemand was anderes erwartet? Ich glaube nicht, dass er mit dem Herzen dabei ist.“

Warten auf Gutachten

„Er ist nicht dagegen“, fügt Thien hinzu. Dieter Veith stellte die rhetorische Frage, warum man das Bad in Langenberg schließt und nun ein neues bauen will. Dazu berichtete er über seine Erfahrungen eines Naturbades in Bad Füssing: „Da musste ein Angestellter jeden Morgen eine Stunde lang die Frösche rausholen, die Treppen waren immer voller Algen, was den Ein- und Ausstieg schwierig machte.“

Vorsitzender Wolfgang Werner wollte mit dem Vortrag des Experten Grundlagenwissen schaffen. „Es ist heute nicht möglich zu sagen, das geht oder das geht nicht oder es ist zu teuer. Was sich daraus ergibt, muss die Politik entscheiden. Ohne Gutachten kann man nicht sinnvoll darüber diskutieren.“

Abzurufen bis 2025

Aus dem Programm des Bundesinnenministerium zur Sanierung kommunaler Einrichtungen im Bereich Sport, Jugend und Kultur kann die Stadt Velbert bis Ende 2025 maximal drei Millionen Euro abrufen. Die Förderquote beträgt 90 Prozent.

Die Stadtwerke Velbert beziffern derzeit die möglichen Betriebskosten auf etwa 300.000 Euro pro Saison. Für eine Saison veranschlagt der städtische Versorger vier Monate – von Mai bis August.