Velbert. Bereits mehr als 400 Flüchtlinge aus der Ukraine leben in Velbert. Die Stadt stellt die hohe Zahl der Neuankömmlinge vor große Herausforderungen

Die Stadt Velbert geht davon aus, dass sie rund 1000 Kriegsvertriebene aus der Ukraine aufnehmen wird. Diese Zahl nannte Sozialdezernent Gerno Böll auf der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. Das wären dann noch einmal deutlich mehr als auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle im Jahr 2015, als die Schlossstadt 833 Flüchtlinge aufgenommen hatte.

Bereits jetzt sind 410 Personen aus der Ukraine erfasst, die in Velbert Zuflucht gefunden haben. Die meisten von ihnen sind durch private Initiativen nach Velbert gekommen, es gab aber auch schon 88 Zuweisungen von der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg. „In der Regel erfolgen die Zuweisungen mit einem Vorlauf von fünf Tagen“, berichtete Böll. Wenig Zeit also, um für Unterbringungsmöglichkeiten zu sorgen.

Rund 50 Zuweisungen pro Woche nach Velbert

Von den ersten Flüchtlingen sind noch viele privat untergekommen – rund 70 Prozent – , das wird sich mit den Zuweisungen nun ändern. Die müssen in erster Linie städtisch untergebracht werden. Bis zum 3. April wird die Stadt bis zu 100 Personen untergebracht haben. Velbert rechnet mit bis zu 50 Zuweisungen pro Woche aus Arnsberg.

In der ehemaligen Aula der Hardenbergschule befindet sich nun der Aufenthaltsraum der Flüchtlingsunterkunft.
In der ehemaligen Aula der Hardenbergschule befindet sich nun der Aufenthaltsraum der Flüchtlingsunterkunft. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Erste Anlaufstelle Waldschlösschen

Erste Anlaufstelle für die Neuankömmlinge wird die Turnhalle Waldschlösschen in Neviges sein. Dort sind auch bereits die ersten Flüchtlinge untergekommen. Neben der Halle wird auch das ehemalige Schulgebäude genutzt. Während in der Halle Betten-Abteile für jeweils sechs Personen aufgebaut sind, befinden sich im alten Schulgebäude die Aufenthaltsräume. Es wurde ein Spielzimmer für Kleinkinder eingerichtet und ein Aufenthaltsraum für ältere Jugendliche.

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Es gibt eine Mensa – verpflegt werden die Menschen von einem Caterer und dem DRK –, Aufenthaltsflächen sowie ein Familienzimmer. Auch die alte Schulküche kann benutzt werden, wenn außerhalb der Essenszeit etwas warm gemacht werden soll – beispielsweise für Babys. 100 bis 120 Menschen können hier leben. Für die Kinder gibt es Beschäftigungsprogramme, für die Jugendlichen Sportangebote. „Viele Spiel- und Sport-Materialien waren noch von der Schule vorhanden“, so Böll. Sicherheitsdienste und die Polizei sollen für Sicherheit und Ordnung sorgen.

Turnhallen Fontanestraße werden gesperrt

Da die Plätze in Neviges nicht reichen werden, hat die Stadt ab dem 4. April auch die Turnhallen Fontanestraße gesperrt. In den neueren Hallen sollen 120 Menschen Schlafplätze finden, im Altbau werden Aufenthaltsflächen entstehen. Böll hofft, dass die Räume bis Ende April fertiggestellt werden können.

Die neuen Reihenhäuser an der Langenberger Hohlstraße sind in Kürze bezugsfertig.
Die neuen Reihenhäuser an der Langenberger Hohlstraße sind in Kürze bezugsfertig. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

60 Wohnungen sind der Stadt angeboten worden

Die Hallen sollen aber nur vorübergehende Heimstatt für die Flüchtlinge sein, sie sollen möglichst in eigene Wohnungen ziehen. Insgesamt 60 Wohnungen sind der Stadt angeboten worden, Mitarbeiter inspizieren sie nach und nach, bevor die Mietverträge unterzeichnet werden. „Dann müssen die meisten Wohnungen auch noch renoviert und ausgestattet werden“, erklärte Böll. Sechs Familien zogen jetzt in fertige Wohnungen. Etwa 48 weitere Menschen werden in die neuen Reihenhäuser an der Hohlstraße ziehen, sie werden gerade fertig.

Weitere Herausforderungen

75 Prozent der Ukrainer, die angekommen sind, sind weiblich. Weniger als zehn Prozent Männer älter als 18 Jahre sind unter den Flüchtlingen, davon ist mindestens die Hälfte älter als 60 Jahre. Insgesamt 40 Prozent der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche. Damit kommen auch die Stadt und ihre Einrichtungen weitere Herausforderungen zu. Kalkuliert man mit rund 800 Flüchtlingen, die auf Dauer in Velbert bleiben, dann rechnet Böll mit rund 150 weiteren Jugendlichen an weiterführendenden Schulen und mit etwa 100 zusätzlichen Grundschülern.

>>>Forderungen der Stadt Velbert

Die Stadt fordert, dass Bund und Länder sich auf eine gerechte Verteilung auf die Bundesländer einigt.

Außerdem müsse das Land konsequent die Erfüllungsquote der Städte und Gemeinden bei der Zuweisung berücksichtigen. Velbert erfüllt die Quote derzeit mit über 96 Prozent.