Velbert. Die Projektpräsentation der staatl. geprüften Techniker in spe am Velberter Berufskolleg ist ein Höhepunkt. Und Ausdruck der Nähe zur Industrie.
Das Ineinandergreifen von Theorie und Praxis, die Verzahnung zwischen schulischer (Aus-)Bildung und heimischer Industrie, das hat am Berufskolleg Niederberg in Velbert Tradition. Und die wird hochgehalten und gelebt, wird allenfalls mal – so wie im vergangenen Jahr Corona-bedingt – kurz unterbrochen. Aber jetzt ist es wieder einmal so weit: 19 angehende Techniker und – in der Minderzahl – Technikerinnen des „2018er“-Jahrgangs treten im Hörsaal an der Langenberger Straße zur Präsentation ihrer Projektarbeiten an. Ein bisschen chic gemacht, und auch ein bisschen nervös und aufgeregt. Vorne im Rampenlicht stehen, Präsentation vor Publikum, das ist nicht unbedingt des Technikers liebstes Ding. Aber da müssen sie durch. Fünf Gruppen mit ihren individuellen, maßgeschneiderten Lösungen für die Problemstellungen bzw. Anforderungen von fünf Firmen aus Heiligenhaus, Velbert und Wuppertal.
Velberter Kolleg gehört dem Kreis
„Unsere Ausbildung ist ein Erfolgsmodell“, sagt eingangs Frank Flanze und betont die Notwendigkeit und Wichtigkeit des „Blicks nach draußen“. „Sie haben sich für Weiterbildung entschieden, Sie haben Ihre Komfortzone verlassen“, fährt der Schulleiter des kreiseigenen Kollegs fort. Und die Veranstaltung hier und heute, die sei ein „Meilenstein“.
Abschlussprüfung im Mai
Den Anfang macht die Gruppe von Maximilian Aretz, Matthias Gaida, Konstantin Rennich und Sarah Siegmund. Die Studierenden gehören wie alle anderen auch zu den „2018ern“, haben also vor knapp vier Jahren diesen Bildungsgang begonnen und runden ihn im Erfolgsfall kommenden Mai mit dem Abschluss als staatl. geprüfte Techniker ab. Mindestvoraussetzung für die Teilnahme ist eine Berufstätigkeit.
An Feiertagen und Wochenenden geackert
„Job plus dreimal abends im Berufskolleg“, an Feiertagen und Wochenenden hätten sie geackert, schildert Thomas Latocha das Engagement der Studierenden. Nach der Beschäftigung mit dem Projekt über fast ein halbes Jahr solle die Präsentation nun eine Punktlandung werden, so der Klassenlehrer und Abteilungsleiter Metall. Und zugleich ein Höhepunkt des vierjährigen Studiums.
Konzeption für eine Spannvorrichtung
Das bereits erwähnte Quartett hat sich mit der Entwicklung einer Spannvorrichtung zum Abtrennen von Rohlingen eines Angusssystems beschäftigt, was laut Bericht bisher noch manuell gemacht werde, und gibt im nächsten Schritt die Konzeption an die Firma „Breuckmann“ weiter, die dann über die Umsetzung und Anwendung entscheidet. Kernkompetenz des Heiligenhauser Unternehmens (Gießerei, Werkzeugbau, Konstruktion), heißt es am Rande der Präsentation, sei die Verarbeitung von Materialien bei über 1000 Grad, was einen hohen Werkzeug-Verschleiß bedeute.
Aus der Praxis für die Praxis
Konstantin Rennich (38) arbeitet dort als Werkzeugmechaniker und ist damit ein gutes Beispiel für die Genese der „Aufträge“, die an die Studierenden herangetragen werden und bei denen die betreuenden Lehrer schauen und beurteilen, ob’s jeweils passt. Die Ideen und Impulse für die Projektarbeiten aus dem Bereich Maschinenbau entstammen nämlich traditionell den Unternehmen, in denen die Studierenden der Abendakademie tätig sind. Und die finden es halt richtig gut, sich mit einem echten Problem auseinanderzusetzen und eben nicht in den luftleeren Raum hinein zu agieren. Alle Projekte entstehen aus der Praxis für die Praxis.
Die Montage verkürzen
Das gilt auch für die vier weiteren Gruppen. Die zweite hat sich für „WILKA Schließtechnik“ (Velbert) um die Reorganisation des Montageprozesses einer Mehrfachverriegelung gekümmert, die dritte hat für „Julius Berger“ (Wuppertal) einen Konstruktionsentwurf zur Verkürzung der Montage von Gartenscheren gemacht, die Mitstreiter der Gruppe 4 haben für „EMKA Beschlagteile“ (Velbert) einen Montageprozess optimiert, und die fünfte konstruierte für „Pintsch Wolber“ (Velbert) eine Prüfeinrichtung für Weichenantriebssysteme.
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Alles hat Hand und Fuß
Also eigentlich alles sehr handfest und lebensnah. „Das hat Hand und Fuß, was die Jungs und Mädels machen“, bekräftigt Frank Flanze. Und die Firmen hätten tatsächlich einen richtigen Nutzen von der Arbeit der Gruppen, die die an sie herangetragenen Problemstellungen einer Lösung zuführten.
>>>Zwischenbilanz der Neuanmeldungen
Das Berufskolleg Niederberg hat zum kommenden Schuljahr 2022/23 bislang insgesamt 320 Anmeldungen.
Laut Zwischenstand entfallen davon ca. 200 auf den Vollzeitbereich, etwa 45 auf den dualen Bereich und die restlichen auf den Bereich Ausbildungsvorbereitung und Abendschule.