Velbert. Die Corona-Krise trifft die Einzelhändler in und um Velbert hart: 44 Prozent berichten über Umsatzeinbußen. Das ergab eine Studie der Commerzbank
Für fast jeden vierten Einzelhändler (22 Prozent), ist die Corona-Krise existenzbedrohend. Rund 44 Prozent haben starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Dies geht aus der achten Unternehmerkunden-Studie im Auftrag der Commerzbank für den Niederlassungsbereich Essen, zu dem Velbert gehört, hervor. Für die Zukunft befürchten die Ladeninhaber eine Verödung der Innenstädte.
„Eine rückläufige Kundenfrequenz und der Verlust von Stammkunden haben die Hälfte (44 Prozent) der Einzelhändler vor große Probleme gestellt“, berichtet Sven Janssen, Leiter Unternehmerkunden der Commerzbank Niederlassung Essen und damit auch für Velbert verantwortlich. Es gebe allerdings große Unterschiede in den einzelnen Sparten des Einzelhandels, so Janssen. So hätten Möbelhändler und Lebensmittelgeschäfte von der Krise eher profitiert, während Modeläden und die Reisebranche gewaltig gelitten hätten.
Velberter Händler mussten Eigenkapital zuschießen
38 Prozent der Unternehmen mussten auf vorhandenes Eigenkapital zurückgreifen, um Umsatzeinbußen auszugleichen. Und 42 Prozent nahm staatliche Hilfen in Anspruch, nur sechs Prozent einen Bankkredit. 40 Prozent der Einzelhändler nutzten außerdem Kurzarbeit, um die Krise zu überbrücken. Janssen: „Die Händler in der Region haben frühzeitiger als in anderen Regionen Hilfen beantragt. Das belege, dass sie sich gut informiert haben und gut informiert worden sind“. Es habe sich auch gezeigt, dass Händler, die frühzeitig und flexibel reagiert hätten, am Ende besser da standen. So beispielsweise diejenigen, die in der Schließungszeit einen Termineinkauf angeboten hätten.
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Das Einkaufsverhalten hat sich geändert
Die Corona-Krise hat laut den befragten Unternehmen das Einkaufs- und Konsumverhalten ihrer Kunden verändert. Dabei zeigten sich, so die Studie, zwei gegenläufige Trends: „Einerseits hat Corona im Einzelhandel einen spürbaren Digitalisierungsschub ausgelöst, wie wir ihn auch als Commerzbank bei unseren Kunden feststellen“, erläutert Janssen. So berichtet ein Drittel der Einzelhändler in der Region , dass Kunden nun vermehrt online einkaufen. „Auf der anderen Seite sehen wir aber auch einen Nachholbedarf beim Konsum vor Ort. Denn ebenfalls jeder vierte Einzelhändler bemerkt wieder mehr Bedarf an persönliche Beratung. Die Studie zeigt daher, dass Kunden beide Kanäle nutzen wollen – digital und persönlich.“ Auch das Zahlverhalten der Kunden habe sich geändert. So gaben 38 Prozent der Händler an, dass Kunden vermehrt kontakt los bezahlen.
Furcht vor verwaister Innenstadt
Viele Einzelhändler zeigen sich jedoch auch besorgt um die Entwicklung der Innenstädte. Zwei Drittel befürchten in den kommenden fünf Jahren eine Verödung des Stadtzentrums durch Geschäftsschließungen und auswärts gelegene Einkaufszentren. Ein Großteil (70 Prozent) würde sich zudem über eine Verbesserung des vor allem kostenfreien Parkplatzangebots inklusive Elektroladestationen freuen. Um die Innenstadt attraktiver zu machen, wünschen sich 54 Prozent der Befragten daher den Ausbau der Zweirad-Infrastruktur und die Ablage von Grünflächen. Aber trotz aller Probleme: 82 Prozent der befragten Händler in der Region sehen optimistisch in die Zukunft. Das mag am Zeitpunkt der Befragung liegen, im Sommer 2021 als die vierte Welle und Omikron noch in weiter Ferne lagen.
>>>Wie die Händler reagiert haben
Auf geänderten Bedürfnisse der Kunden hat der Einzelhandel in Essen und Velbert mit verschiedenen Maßnahmen reagiert. So setzte jeder Vierte auf Angebote wie Click & Meet, jeder Dritte veränderte die Produktpalette. 24 Prozent der Unternehmen investierten in den Auf- oder Ausbau einer Website bzw. App, weitere 14 Prozent in die Einführung eines Lieferservice.
„In jeder Krise steckt auch eine Chance“, sagt Sven Janssen. „Immerhin 46 Prozent der befragten Einzelhändler geben an, dass sie ihre Kreativität und Innovationskraft im Zuge von Corona gesteigert haben.