Neviges. „Unsere Innenstadt von morgen“ lautet das Motto beim ersten Treffen des Altstadtmanagements. Der Andrang war groß, das Echo geteilt.

„Unsere Innenstadt von morgen“ lautete das Motto des ersten Zusammentreffens, zu dem die beiden Altstadtmanagerinnen Eva Dannert und Julia Ostkamp eingeladen hatten. Und sie alle kamen: Geschäftsleute, Anwohner, ein Gastronom und vom Kloster eilte Abbé Phil herüber in den Glockensaal. Über das große Interesse freute sich auch Heike Möller, Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung. „Wir können bauen und Steine aufeinander setzen, aber was eine Stadt lebenswert macht, das ist ja viel mehr.“ Wer Ideen dazu habe, könne die jetzt direkt in den regelmäßigen Sprechstunden bei den Altstadtmanagerinnen loswerden. „Es kam ja oft der Wunsch auf, jemanden vor Ort zu haben. Das ist jetzt der Fall und darüber sind wir sehr froh.“

Mitmachen erwünscht

Gut besucht war der Glockensaal beim ersten Treffen mit den beiden Altstadtmanagerinnen.
Gut besucht war der Glockensaal beim ersten Treffen mit den beiden Altstadtmanagerinnen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Moderatorin Ute Marks vom Stadtplanungsbüro „Stadt + Handel“ appellierte gleich zu Anfang an die Runde „Seien Sie offen, machen Sie mit.“ Von wegen zurücklehnen, zuhören und die anderen reden lassen: In einer kleinen Papiertüte mit der Aufschrift „Neviges – Vielfältig in die Zukunft“, die jeder Teilnehmende bekam, steckte neben Notizblock und Gebäck zur Stärkung für einen langen Abend auch ein Zettel mit einem QR-Code. Damit konnte man sich in ein Programm einloggen und Fragen beantworten, etwa: „Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Neviges denken?“ Die einzelnen Antworten wurden an die Wand projiziert und gemeinsam diskutiert.

Kurzinterviews mit Gästen

Was sie an Neviges mögen, welches Potenzial sie hier sehen, erläuterten einige geladene Gäste in Kurzinterviews, die zwischendurch eingestreut wurden. So bezog sich Simone Leimbach, Regionalleiterin des Weiterbildungsinstituts WBS Wuppertal, das in das ehemalige Kaufhaus Gassmann eingezogen ist, auf ein Zitat der Moderatorin Ute Marks: Man müsse eben manchmal „bekloppte Ideen“ haben, um etwas zu verändern. „WBS hier in Neviges ist ein Versuch. Wir sind sonst in großen Städten vertreten.“ Während in der ersten Etage bei WBS weitergebildet und umgeschult wird, gibt es im Erdgeschoss mobile Arbeitsplätze im Coworking-Space. Im Idealfall, so Simone Leimbach, profitiertn beide voneinander, unten die innovativen Köpfe, oben die Menschen mit Erfahrung.

Mehr Angebote für Familien

Altstadtmanagerin Julia Ostkamp (Foto) und ihre Kollegin Eva Dannert wollen in Zukunft häufiger die Bürgerinnen und Bürger zu Zusammenkünften einladen.
Altstadtmanagerin Julia Ostkamp (Foto) und ihre Kollegin Eva Dannert wollen in Zukunft häufiger die Bürgerinnen und Bürger zu Zusammenkünften einladen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Gastronom Abdu Afkir, der am 7. Oktober nach längerer Renovierung sein „Café de Paris“ am Brunnenplatz eröffnen will, hatte eigentlich ein ganz anderes Lokal im Auge – bis er sich eher zufällig in das hübsche Eckhaus aus Schiefer in der Fußgängerzone verliebt hat. „Mir konnte nichts Besseres passieren, ich freue mich sehr“, sagt der Gastronom, der auch Mittagsmenüs anbieten will. Dass sich Mut lohnt, hat Maria Tasci, Inhaberin des Kindermoden-Ladens „Mary Lou“, bewiesen. Mitten in der Pandemie, wenige Tage vor dem letzten Lockdown, hat sie ihr Geschäft in der Wilhelmstraße eröffnet und sich damit einen Traum erfüllt. „Wir brauchen hier noch mehr Angebote für Familien, der Bedarf ist da.“

Nicht allen gefiel der Abend

Doch es herrschte nicht nur eitel Sonnenschein im Glockensaal: Als Bürgermeister Dirk Lukrafka anmerkte, es reiche nicht, die Pflasterung zu reparieren und Blumenkübel zu bepflanzen, um eine Stadt lebenswerter zu machen, geriet Barbara Knapp (Partyservice Knapp) in Rage. Noch immer vermisse sie Bepflanzungen in der Fußgängerzone, die 2019 als kurzfristige Maßnahme versprochen worden seien. Kurz vor einem Rundgang der Stadtverwaltung mit interessierten Bürgern sei „ein bisschen Grünzeug“ gepflanzt worden. „Jeder Kreisverkehr ist schöner als unsere Fußgängerzone.“ Da sie schnell den Saal verließ, gab es keine Gelegenheit zur Diskussion.

Bürgermeister ist optimistisch

Regelmäßige Sprechstunden

Die beiden Altstadtmanagerinnen Julia Ostkamp und Eva Dannert haben jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr in der Bernsaustraße 1, dem ehemaligen Kaufhaus Gassmann, Sprechstunde.

Dann können Bürgerinnen und Bürger Ideen loswerden oder sich zum Beispiel über das Fassadenprogramm informieren. Die Altstadtmanagerinnen sind auch zu erreichen unter 0151 6106 0067 (Eva Dannert) oder 0151 5474 209 (Julia Ostkamp) sowie per Mail an neviges@stadt-handel.de.

Ein Immobilienbesitzer, der sich nach eigener Aussage „nicht informiert“ fühlte, zog kurz darauf mit einem markigen „Ich bin das Gequatsche leid“ von dannen. Lukrafka zeigte Verständnis – man müsse eben auch mal Frust loswerden können. Was die Zukunft und den Wandel in Neviges betreffe, äußerte er sich optimistisch: „Wir sind im Rennen und wollen in ein paar Jahren die Zielgerade erreichen.“

In der großen Runde kam der etwas anders gestaltete Abend unterschiedlich an: „Mühsam, es gab nichts Neues“, meinte Weinhändlerin Bettina Stellwag, während Anwohner Jörg Sindt die Kurzinterviews und auch die Beteiligung des Publikums per Handy „anregend und kurzweilig“ fand: „Man hat dadurch alle miteinbezogen, brauchte sich aber nicht persönlich zu äußern, das fand ich gut.“