Velbert. Innenstadtmanagerin zollt den Velberter Händlern Respekt und erwartet von Eigentümern Entgegenkommen. Innenstadt als Treffpunkt.
Die Sorgen wachsen und es steht zu befürchten: Wohl keine Innenstadt wird nach Corona – wann immer das sein mag – so ausschauen wie zuvor. Befürchtungen habe man auch vor der Pandemie schon gehegt, sagt Heike Möller, nur komme die Entwicklung nun viel schneller als ursprünglich gedacht. Und wohlgemerkt auch bereits berücksichtigt und einbezogen, als das Integrierte Handlungskonzept für die Innenstadt von Velbert-Mitte entworfen und im Sommer 2015 im Rat verabschiedet worden sei. Da sei nämlich ein Rückzug des Handels aus der City ins Internet bereits absehbar gewesen, erläutert die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung, sei klar geworden, dass man die Innenstadt unbedingt auch auf andere Angebote und Funktionen fokussieren und konzentrieren müsse. Auf die Funktion als Treffpunkt, auf Freizeit und Kultur.
Großteil der Maßnahmen ist umgesetzt oder in Arbeit
Insofern seien aktuell, da mittlerweile 20 der 23 beschlossenen Maßnahmen mit einem Zig-Millionen-Euro-Volumen umgesetzt bzw. in der Umsetzung seien, „im Wesentlichen kein Schwenk und auch keine neue Weichenstellung“ erforderlich, meint Patrick Weber auf WAZ-Nachfrage, gleichwohl erfordere das Leerstandsmanagement jetzt größere Aufmerksamkeit, bekomme es noch mehr Gewicht.
Günstiger mieten dank Förderung
Nach Auskunft des Projektleiters Innenstadtentwicklung wird die Stadt im Bezirk Mitte „bald den ersten Mietvertrag – Wir sind nah dran – abschließen, der von dem 70 Millionen Euro schweren NRW-Förderprogramm profitiert. Für Velbert-Mitte stehen 650.000 Euro bereit. Dabei mietet die Stadt vom Eigentümer z. B. ein Ladenlokal für höchstens 70 Prozent der Altmiete an und kann es zu einem maximal um 80 Prozent reduzierten Preis weitervermieten. Die Differenz tragen zu 90 Prozent das Land und zu zehn die Stadt. Es gebe sehr wohl weitere Anfragen und Interessenten, berichtet er. „Das ist allerdings kein Selbstläufer, man muss natürlich auch Mieter finden“, fügt Heike Möller hinzu. Positiv und froh registrieren beide, dass es „überraschenderweise recht viele Neueröffnungen gibt“, und darunter „kaum“ Franchiser seien.
Fast 200.000 weitere Förder-Euro für die Innenstadt
„Ich bin echt froh, dass wir so super bedacht werden. Alle Anträge werden gefördert“, sagt Heike Möller. Und meint das „total überzeichnete“ Stadterneuerungsprogramm, aus dem jetzt weitere 196.000 Euro für die Velberter Innenstadt fließen.Mit diesem Geld wird das Fassaden- und Wohnumfeldprogramm fortgeführt, stehen jetzt auch Mittel für die Anstrahlung der Fassade zur Verfügung und wird der Spielplatz „Am weißen Stein“ neu gestaltet.
Nicht nur Steuerung durch die Stadtverwaltung
„Die Eigentümer müssen ihren Mietern entgegenkommen und die Mietpreise den Gegebenheiten anpassen“, appelliert Silke de Roode. Sie müssten einen Beitrag leisten und trügen „eine gewisse Verantwortung für die Lebendigkeit in der Stadt“, findet die Innenstadtmanagerin (seit Mai 2016). Sie erlebe die „ganze Palette: von beinhart und unnachgiebig über mindern bis teils erlassen“. „Innenstadtentwicklung ist nicht allein Sache der Steuerung durch die Stadtverwaltung, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe von allen Menschen, die hier leben und arbeiten“, weiß de Roode, die in Düsseldorf, Hilden und Leverkusen ähnliche Aufgaben hat.
Plätze aufwerten und anziehend machen
Natürlich wolle man neben dem Einzelhandel auch die Gastronomie stärken, erläutert Heike Möller die weitere Zielsetzung. Das versuche man mit der Gestaltung der Flächen zu treffen und funktioniere bereits mit dem Offersplatz und dem dortigen „La Luna“: „Das läuft richtig gut.“ Nun hoffe man, dass sich ein neuer Betreiber der „Alten Herrlichkeit“ finde und dort als „Gegenpol und Ergänzung“ fungiere. Als zweites Beispiel führt die Fachbereichschefin den Platz („Am roten Schirm“) Friedrich-/Bahnhofstraße an mit „Café Extrablatt“, „Bäckerei Dahlmann“ auf der Ecke gegenüber sowie Bäckerei/Cafè „Bär“. Velbert werte seine Plätze gestalterisch auf, damit man sich in der Stadt gerne aufhalte: Die Innenstadt solle „nicht nur räumlicher, sondern auch gesellschaftlicher Mittelpunkt sein“.
Finanzieller und inhaltlicher Höhepunkt
Das sowohl finanzielle als auch inhaltliche „Highlight“ sei die Umwandlung des Forum Niederberg, das als Velberter Bürgerforum ganz neu aufgestellt werde, unterstreicht die Fachbereichschefin. Ständig präsent und geöffnet, mit vielfältigen und wechselnden Angeboten. Das Forum sei auch die längste Baustelle bis zum Jahr 2023, so Möller weiter: „Ich schätze, bis dahin ist alles andere ebenfalls fertig.“
Respekt vor den Händlern
Silke de Roode beobachtet einen Trend hin zur Super-Spezialisierung und zu so genannten „Concept Stores“, beispielsweise eine Bäckerei mit Bücher-Ecke. „Ich finde es bewundernswert, wie tapfer und zuversichtlich doch die Einzelhändler sind, die die Krise – wenngleich zwangsläufig und notgedrungen – zum Großteil genutzt haben, nachzudenken und sich neu aufzustellen“, erzählt sie und hat dafür vor Ort gleich mehrere Beispiele parat, will aber andererseits auch „nichts schön reden: Sie haben schon mit gravierenden Umsatzeinbußen zu kämpfen“. Positiv dabei: „Der Kunden-Rückhalt ist oft wirklich toll!“