Langenberg. In der Altstadt von Langenberg gibt es aktuell 17 Leerstände – doch nur die wenigsten davon können derzeit auch vermietet werden.

Es klang ein wenig verzweifelt, was Luca Henke im letzten Bezirksausschuss Langenberg erläutern musste. Henke ist einer der beiden neuen Altstadtmanager, die sich vor allem um die Leerstände kümmern sollen. Und genau da liegt das Problem: 17 Leerstände gibt es, aber nur die wenigsten davon können aktuell auch in die Vermietung.

Die Gründe dafür sind jedoch vielfältig, erläutert Gisbert Schneider, der zweite Altstadtmanager. „Vier Leerstände hängen mit dem plötzlichen Tod des Eigentümers zusammen.“ Die Erbregelung sei kompliziert. „Aber es ist Bewegung in der Angelegenheit“, gibt er sich optimistisch, „allerdings wird sich dort nichts von heute auf morgen ergeben.“

Sanierung nach der Flut

Vier weitere Ladenlokale müssen nach der Flut im Juli wieder hergestellt, Schäden beseitigt und repariert werden. „Hier gibt es aber Fördermittel vom Land“, erläutert Anne van Boxel. Die Abteilungsleiterin der Velberter Wirtschaftsförderung weist zudem darauf hin, „dass es auch Mittel aus der Denkmalförderung der Stadt geben kann“. Sie hoffe sehr, „dass alle Betroffenen die Landesmittel auch nutzen.“

Weiter im Text: Eine andere Immobilie „ist eine Baustelle“, sagt Gisbert Schneider. „Da sind wir hoffnungsvoll, dass die nächstes Jahr in die Vermietung kann.“ Die Arbeiten seien unabhängig vom Hochwasser nötig gewesen.

Der „Alte Markt“ ist schon länger geschlossen, weil es einen plötzlichen Todesfall gegeben hat. Drei weitere Ladenlokale stehen aus einem ähnlichen Grund leer. Hier gibt es teilweise komplizierte Erbfälle, weshalb eine schnelle Wiedervermietung schwierig ist.
Der „Alte Markt“ ist schon länger geschlossen, weil es einen plötzlichen Todesfall gegeben hat. Drei weitere Ladenlokale stehen aus einem ähnlichen Grund leer. Hier gibt es teilweise komplizierte Erbfälle, weshalb eine schnelle Wiedervermietung schwierig ist. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Ein anderes Ladenlokal wird „zwischengenutzt“, so Schneider. Da in dem Haus auch Wohnungen sind, ein Mieter kurzfristig seine räumen musste, darf er das Ladenlokal nutzen, um seine Möbel vorübergehend zu lagern.

Fünf gehen in die Vermietung

„Und dann sind da noch zwei, die wollen nicht vermieten“, sagt Schneider. „Es sind zwar ,nur’ zwei, aber wir arbeiten dran.“ Sanktionsmöglichkeiten oder direkten Zugriff, ergänzt Anne van Boxel, habe die Stadt hier nicht: „Wir können niemanden zwingen“, sagt die Wirtschaftsförderin.

Bleiben fünf Ladenlokale übrig. Zwei sind aktuell noch vermietet, aber die Verträge laufen aus. Drei weitere sind frei. „Hier arbeiten wir daran, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen“, erläutert Altstadtmanager Luca Henke.

So sei eine Immobilie den meisten Interessenten zu weit abseits – der Leerstand neben Alldiekunst an der Wiemerstraße. Bei einem anderen sei die Toilette im Hof, „auch ein Ausschlusskriterium für viele“, sagt Henke.

Für Filialisten nicht attraktiv

Hinzu kommt: „Die Altstadt von Langenberg können wir nicht mit Fußgängerzonen in anderen Städten vergleichen“, sagt Gisbert Schneider. „Die Verkaufsräume hier sind in der Regel nicht barrierefrei, haben niedrige Decken, stehen unter Denkmalschutz.“ Und sind nicht besonders groß. Filialisten, etwa einen Drogeriemarkt, könne man so nicht anlocken.

Die Nachfrage nach Ladenlokalen in Langenberg ist groß – kann aber derzeit nicht befriedigt werden.
Die Nachfrage nach Ladenlokalen in Langenberg ist groß – kann aber derzeit nicht befriedigt werden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Dafür aber Kaufleute oder Händler mit individuellen Ideen. Und die suchen sich offenbar Langenberg ganz gezielt aus, haben die beiden Altstadtmanager festgestellt. „Die Lage ist gut“, sagt etwa Luca Henke. Am Rande des Ruhrgebiets, also mit einem großen Einzugsgebiet, dazu – im Normalfall – auch gut mit der Bahn zu erreichen.

„Freundliche Atmosphäre“

„Große Pluspunkte sind auch der Charme der Altstadt und die freundliche Atmosphäre“, ergänzt Gisbert Schneider. „Nicht nur die Gebäude sind sehr schön, auch die Menschen sind offen und freundlich. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt der Mitinhaber des Büros „Schneider + Straten“. „Ich kenne das auch anders.“

Luca Henke schlägt in die gleiche Kerbe, lobt das vielfältige Engagement: „Es gibt hier überproportional viele Gruppierungen, die sich einbringen“, sagt der Raumplaner vom Büro „Stadt + Handel“. „Das ist eine gute Grundlage für uns.“ Auch dafür, „dass so schnell schon eine Analyse möglich war.“

Vermittlung nach Neviges und Mitte

Bleibt viel Arbeit für die beiden Herren, die dabei von der Wirtschaftsförderung unterstützt werden. „Wir schauen ganz genau hin, wer wo hinpasst“, sagt Anne van Boxel. Es gebe sehr viele Interessenten für Langenberg, „aber jeder Ortsteil hat auch seine Besonderheiten“, sagt die Abteilungsleiterin Wirtschaftsförderung.

Heißt: Passt das Angebot vielleicht doch nicht ganz in die Altstadt von Langenberg, „dann können wir die Interessenten auch Neviges oder Velbert-Mitte zuführen“.

Mehrere Fördertöpfe

Anne van Boxel von der Wirtschaftsförderung der Stadt Velbert erläutert, dass es für Mieter und Eigentümer zwei Förderprogramme gibt: Die Stadt etwa gibt für Erstanschaffungen bis zu 2000 Euro und übernimmt für den gleichen Zeitraum 50 Prozent der Netto-Kaltmiete (maximal 700 Euro).

Das Land wiederum fördert ein Programm, bei dem die Stadt als Mieter auftritt und dann an Interessenten weiter vermietet. Der Eigentümer müsse dafür zwar seine Mietforderung um 30 Prozent senken – Grundlage sind die bisherigen Verträge und der aktuelle Mietspiegel. Dafür übernimmt die Stadt 80 Prozent des verbleibenden Betrages.

„Der Vermieter bekommt also sein Geld auf jeden Fall, weil die Stadt als Mieter auftritt“, erläutert Anne van Boxel. „Und die Ladeninhaber müssen die ersten zwei Jahre nur 20 Prozent der Miete übernehmen.“