Velbert. Budenzauber unter Pandemie-Bedingungen: Auf dem Weihnachtsmarkt in Velbert wird 2G groß geschrieben. Erste Eindrücke vom Freitag.
Ebru Celik vom Dialog- und Bildungszentrum Clavis schaut sich um, deutet in das Rund der Buden auf dem Offersplatz. „Es ist Weihnachten, das gehört einfach dazu.“ Und meint damit den Duft der Reibeplätzchen. Den Klang von „Last Christmas“. Die großen Kinderaugen, wenn der Marionetten-Spieler seine Fäden zieht. Kurzum: Der Weihnachtsmarkt in Velbert ist eröffnet.
Freitagnachmittag in Velbert-Mitte. Kurz vor dem offiziellen Start um drei Uhr sind 15 der 16 Buden aufgesperrt und eingerichtet. Die Polizei hat den ersten Rundgang hinter sich, zwei Jungs auf Fahrrädern schauen noch etwas skeptisch auf das geschäftige Treiben. Weihnachtsmarkt in der vierten Welle der Corona-Pandemie – geht das?
Scharfe 2G-Kontrollen auf dem Weihnachtsmarkt in Velbert
Alle Beteiligten geben sich größte Mühe, einen sicheren Budenzauber zu gewährleisten. Wer nicht am Eingang der Friedrichstraße sein Bändchen abgeholt hat, den steuern die beiden Security-Mitarbeiter recht zielstrebig an. 2G-Kontrolle, abends und am Wochenende dann auch zu viert. Plexiglasscheiben trennen Besucherinnen von den Buden-Besetzern, die Masken bleiben meist auch abseits der Warteschlangen auf Mund und Nase.
„Es ist so wichtig für uns, hier zu sein. Die Spendenkassen sind nach fast zwei Jahren Corona leer, das ist unsere Haupteinnahmequelle“, sagt Reinhard Nagel, während neben ihm die Kolleginnen und Kollegen Reibekuchenbrei in Form bringen. 60 Ehrenamtliche der Kolpingsfamilie Velbert packen in den zwei Wochen an, schälen vier Zentner Kartoffeln und 100 Kilogramm Zwiebeln, schaffen das Material mit der Bollerkarre zum Offers. Die Einnahmen fließen im Anschluss in Projekte, von der Deutschen Seenotrettungsgesellschaft bis zur Katholischen Jugend St. Marien.
Clavis e.V. brät und brutzelt, die Tafel Niederberg preist die Tombola an
Zwei Buden weiter braten und brutzeln Ebru Celik sowie ihre Kolleginnen von Clavis ebenfalls fleißig, um Spenden etwa für die Renovierung der Kirche gegenüber zu sammeln. Es gibt türkische Pizza, Kuchen, Süßspeisen. Celik: „Als Velberterin ist es toll, das zu sehen. Es ist schwer genug im Moment.“
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Ein Weihnachtsmarkt aus der Stadt für die Stadt – davon profitiert auch die Tafel Niederberg mit ihrer Niederlassung in Mitte. Standortleiterin Monika Hülsiepen verkauft schon kurz nach 15 Uhr die ersten Glühwein und Kinderpunsch, preist die Tombola mit Aktion-Kameras und Pizzasteinen als Gewinnen an. Darüber hinaus gibt es Marmelade und selbst gestrickte Socken, alles durch Spenden zusammen gekommen.
Marionetten-Theater zieht die Kinder in seinen Bann
Selbst Auswärtige steckt die gelöste Stimmung sofort an, Ralph Hohmann kommt aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus. Andererseits hat der Recklinghäuser auch eine der angenehmsten Aufgaben an diesem Nachmittag, schließlich sind ein halbes Dutzend Kinderaugen auf ihn gerichtet.
Hohmann ist Marionetten-Dirigent, sein Geige fiedelnder Schneemann gibt „Kling Glöckchen, klingelingeling“ zum Besten. Drei Mädchen schauen andächtig zu, wippen abwechselnd im Takt und knabbern an ihren Plätzchen, bevor sie Münzen in den Topf vor der kleinen Bühne schmeißen. „Einen haben wir noch“, ruft Hohmann über den Platz – und holt dann den Mann mit Mütze und rotem Mantel vom Haken. Den Auftritt des richtigen Nikolaus lässt die Pandemie nicht zu, so kommt der Nachwuchs immerhin am Freitag in den Genuss.