Velbert. Ab Samstag dürfen nur noch Geimpfte in Geschäfte. Die 2G-Regel hat Empörung ausgelöst – in Velbert blicken Einzelhändler ihr entspannt entgegen.

Barbara Bussemas darf ab Samstag nur noch genesene oder geimpfte Menschen in ihr Textilgeschäft in der Velberter Innenstadt reinlassen. Was in vielen anderen Bundesländern schon gilt und für viel Empörung gesorgt hat, steht nun auch in der aktualisierten Corona-Schutzverordnung für Nordrhein-Westfalen: 2G-Regel im Einzelhandel. Ausgenommen sind nur Lebensmittelgeschäfte und Apotheken. „Uns betrifft 2G nicht so sehr“, sagt allerdings Barbara Bussemas. „Wir haben viele Stammkunden, von denen ich weiß, dass sie doppelt geimpft sind. Einige sogar schon drei Mal.“

Spricht man mit Einzelhändlern aus Velbert, gewinnt man den Eindruck, dass sie die den neuen Corona-Beschränkungen gelassen entgegenblicken. Viele sagen, die Pandemie habe ihnen schon fiesere Maßnahmen beschert. Sie sind froh, dass es keinen harten Lockdown gibt. Die Stimmung ist jetzt eher: Nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Einige hoffen, dass die Velberter Verwaltung ihnen bei der Einlasskontrolle entgegenkommt – indem sie ein Armband-System einführt.

Ab Samstag herrscht 2G in Velberter Geschäften – die Einzelhändler stresst das gar nicht

Auch Barbara Bussemas sagt: „Lieber 2G als wieder den Einzelhandel schließen. Einen Lockdown würden einige Geschäfte nicht überleben.“ Sie hat Verständnis für die Maßnahme: Es komme jetzt darauf an, die vierte Welle schnell zu brechen, ohne weitere Einschränkungen gehe es wohl nicht. Sie befürchtet allerdings, dass es lästig werden könne, Nachweise zu kontrollieren. Sie habe etwa 20 bis 30 Kundinnen pro Tag.

Corona in Velbert: Weitere Berichte zur Pandemie

Christine Klose arbeitet im Sportgeschäft Intersport in der Stadtgalerie. „Wir halten uns gerne an 2G“, sagt sie. „Es liegt in unserer Verantwortung Kunden zu schützen, auch die Ungeimpften. Da ist 2G eine angemessene Maßnahme.“ Nervig sei, dass sie als Einzelhändlerin neue Corona-Maßnahmen selbst mühsam recherchieren müsse. Sie wünscht sich eine klarere Kommunikation der Entscheidungsträger. „Ich habe Donnerstagabend lange nach Infos gesucht, wann 2G eingeführt wird und weiß es bis jetzt nicht“, sagt sie Freitagmittag, kurz bevor die neue Corona-Schutzverordnung veröffentlicht wird.

Christine Klose: Einzelhandel ist nicht verantwortlich für Infektionen

Sie ist der Meinung, dass der Einzelhandel nicht verantwortlich ist für die vielen Infektionen. „Ansteckungen passieren eher dort, wo Leute keine Maske tragen“, sagt sie. Dazu passt, dass viele Einzelhändler in Velbert sagen, dass weder sie noch ihre Mitarbeiter sich bisher im Geschäft mit Corona infiziert hätten. Wie Klose den Einlass zu ihrem Sportgeschäft kontrollieren wird, wisse sie noch nicht. Eine Überlegung sei, am Eingang eine Art Check-In einzurichten. Viel Personal werde sie dafür nicht einsetzen müssen. „Es ist ja eine überschaubare Anzahl an Leuten, die derzeit in der Stadt unterwegs ist. Das ist für uns gut händelbar.“

Christine Klose arbeitet bei Intersport in der Stadtgalerie. Sie sagt, sie setze die 2G-Regel gerne um, aus Verantwortung für ihre Kundinnen und Kunden. Finanzielle Verluste befürchtet sie nicht.
Christine Klose arbeitet bei Intersport in der Stadtgalerie. Sie sagt, sie setze die 2G-Regel gerne um, aus Verantwortung für ihre Kundinnen und Kunden. Finanzielle Verluste befürchtet sie nicht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und auch Sabine Holten, die ein Lederwarenladen in der Innenstadt betreibt, fürchtet den verschärften Einlass nicht: „Als damals nur Kunden mit Testnachweis ins Geschäft durften, war es aufwendiger für uns zu checken. Jetzt wollen sie und ihre Mitarbeiterinnen eine App fürs Smartphone runterladen, mit der man Impfzertifikate in Sekundenschnelle überprüfen kann.

Bändchen-System in der Velberter Innenstadt – „muss fälschungssicher sein“

Die drei Frauen erwarten für ihre Geschäfte keine großen finanzielle Verluste. Aber sie rechnen damit, dass in der Stadt weniger Bummler unterwegs sind, die spontan etwas einkaufen. Barbara Bussemas sagt, sie rechne nicht mit negativen Auswirkungen: „Die Menschen haben jetzt so lange verzichtet, ich denke schon, dass sie sich von der 2G-Regel nicht so sehr abschrecken lassen.“ Und Christine Klose vermutet, dass Kunden vermehrt von Zuhause aus einkaufen werden. „Ich kann mir gut vorstellen, dass der Online-Handel jetzt nochmal verstärkt nachgefragt wird“, sagt sie.

Unter anderem Sabine Holten hat angeregt, dass Velbert eine Bänchen-System einführt, damit Händler und Kunden die 2G-Regel einfacher umsetzen können. Die Idee ist, dass Menschen ähnlich wie beim Weihnachtsmarkt ein Bändchen abholen können, wenn sie ihren Impfnachweis vorzeigen. Besuchen sie dann ein Geschäft, reicht es aus, dass sie das Bändchen tragen. Stadtmarketing-Chef Olaf Knauer sagt auf Nachfrage, er fände die Idee gut. „Wir prüfen, ob das umsetzbar ist. Das System muss fälschungssicher sein.“

>> WICHTIGES WEIHNACHTSGESCHÄFT

  • Für den Handel ist es das zweite Jahr in Folge mit Einschränkungen im wichtigen Weihnachtsgeschäft.
  • Im vergangenen Jahr gab es Mitte Dezember einen harten Lockdown.
  • Geschäften war es nur noch möglich, mit „Click & Collect“ die Kundenwünsche zu erfüllen.
  • Die 2G-Regel soll von den Geschäften selbst kontrolliert werden.