Velbert. Velberter müssen teils lange warten, bis sie einen Impftermin bekommen. Viele Ärzte werden überrannt. So will der Kreis Mettmann zügig impfen.
Was ist plötzlich los? Noch im Spätsommer gab es in Velbert Grund zur Hoffnung: Die 7-Tage-Inzidenz lag Anfang September im Kreis Mettmann bei 6, am Ende des Monats schloss das Impfzentrum. Ok, die Impfquote war schon damals erschreckend niedrig, aber man konnte noch hoffen, dass die verschärften Corona-Regeln die vielen Zögernden und Zweifler umstimmen würden. Die Hoffnung ist verpufft. Jetzt stehen wieder Einschränkungen bevor, die Inzidenz liegt bei 210, gerade mal 70 Prozent sind in NRW doppelt geimpft. Wie also sieht die Impfstrategie des Kreises genau aus?
„Es wird aktuell eine neue Impfstrategie für den Kreis Mettmann umgesetzt“, sagt die Chefin des Gesundheitsamtes des Kreises Mettmann, Dr. Ruzica Susenburger. Es gebe mehrere dezentrale, regionale Impfstellen und mobile Teams. Konkret: Derzeit impfen zwölf Arztpraxen in Velbert gegen Corona – allerdings sind nur zehn von ihnen offen für externe Patientinnen und Patienten. (Lesen Sie hier: Booster in Velbert: Wo man gute Chancen auf die Impfung hat) Zweitens startet in Velbert an diesem Samstag ein dezentrales Impfzentrum an der Fontanestraße 7. Und: Der Kreis ist fast täglich mit mobilen Impftrupps unterwegs. Susenberger sagt zudem, dass das geschlossene Impfzentrum des Kreises wieder geöffnet werden könnte. „Der etablierte Standort Erkrath ist denkbar.“
Corona-Winter in Velbert: So will der Kreis möglichst viele Menschen impfen
Die zehn Arztpraxen, die gegen Corona impfen, berichten von einem enormen Ansturm auf die Vakzine – besonders seitdem die Stiko die Booster-Impfung für alle Altersklassen empfohlen hat. „Wir gehen hier auf dem Zahnfleisch“, sagt Karin Adam, sie arbeitet als Medizinische Fachangestellte in der Gemeinschaftspraxis von Dr. med. Kirsten Schad und Dr. Claudia Wolf in Langenberg. Ihr Telefon klingele durchgehend. Sie könnten erst wieder Ende Januar Corona-Impfungen anbieten, sagt sie. Die Lage ähnelt sich gerade in vielen Praxen in Velbert.
Katharina Krause, die Sprecherin des Kreises, sagt: „Wir merken, dass die Booster-Impfungen zurzeit sehr gefragt sind.“ Doch mit den drei Impf-Säulen sei man gut aufgestellt. In den kommenden Tagen will der Kreis die Kapazitäten dennoch weiter ausbauen – vor allem durch die Eröffnung des dezentralen Impfzentrums. Dort sind Erst-, Zweit- und Drittimpfungen möglich. Einen Termin braucht man nicht. Die Ärztinnen und Ärzte impfen mit Biontech und achten halbwegs streng darauf, dass sechs Monate vergangen sind nach der Zweitimpfung. „Wenn jemand ein paar Tage vor der Frist kommt, ist das für die Ärzte in der Regel auch kein Problem“, sagt Kreissprecherin Katharina Krause.
Erst 30.000 Menschen im Kreis haben die Booster-Impfung
Im Kreis waren vor sechs Monaten 62.000 Menschen doppelt geimpft, aktuell haben aber erst 30.000 Menschen ihre Booster-Impfungen abgeholt. Das heißt, es kommt noch viel Arbeit auf die Ärztinnen und Ärzte zu, zumal die Stiko gerade den Booster für alle ab 18 Jahren empfohlen hat.
Warum bezieht der Bund Apotheken nicht mit in die Impf-Strategie ein? Inge Funke, Sprecherin der Apotheker im Kreis Mettmann, sagt: „Wenn man uns fragen würde, ob wir auch impfen wollen, wären wir die Letzten, die Nein sagen würden.“ Die Bereitschaft sei auf jeden Fall bei vielen Apothekerinnen und Apothekern gegeben. Und, dass das auch Sinn ergebe, sehe man daran, dass Versicherte der AOK Rheinland derzeit in einem Modellprojekt in einigen Apotheken gegen Grippe geimpft werden können. Die Apotheker werden in einer speziellen Schulung qualifiziert.
Apothekerinnen sind geeignet, um gegen Covid zu impfen
Funke sagt, Apotheker seien geeignet, um Corona-Impfungen durchzuführen: „Wir sind bürgernah, man vertraut uns und wir haben noch mal andere Öffnungszeiten als Ärzte. Wir sind flexibel, was man auch in der Vergangenheit bei Masken und Desinfektionsmittel gesehen hat – ich denke, wir wären eine gute Unterstützung, um das Impftempo und damit die Impfquote zu steigern“.
Die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Ruzica Susenburger, betrachtet die Frage differenziert, ob Apothekerinnen auch gegen Corona impfen sollten. Alle Apotheken, die beim Grippeschutzimpfungsprojekt teilgenommen haben, könnten aus ihrer Sicht auch gegen Corona impfen – sofern der Bund das beschließt. Im Projekt hätten die Apotheken schließlich theoretisch und praktisch gelernt, wie man impft. Zudem seien in diesen Apotheken die räumlichen Voraussetzungen gegeben: leicht zu reinigende Oberflächen, Liege, Stühle, Sichtschutz.
Schafft es der Kreis, genügend Personen von einer Erstimpfung zu überzeugen?
Ein großes Problem sei allerdings, dass im gesamten Kreis nur zwölf Apotheken an dem Projekt teilnehmen. „Die anderen Apotheken sind zum jetzigen Zeitpunkt dafür nicht qualifiziert“, sagt Susenburger. Sie befürchtet, dass aufgrund des niedrigschwelligen Zugangs der Ansturm dann so groß sei, dass es zur Überlastung und Gefährdung des Arzneimittelversorgungsauftrages kommen könnte.
Dennoch: „Wenn es politisch gewünscht ist, könnte die Mehrzahl aufgefordert werden, sich ebenfalls zu qualifizieren, wenn Sie die entsprechenden Räume haben.“ Das könnte einen „signifikanter Beitrag zum Impfgeschehen“ leisten.
Glaubt Susenburger selbst, dass der Kreis noch genügend Menschen zu einer Erstimpfung bewegen kann, damit die 4. Welle weniger dramatisch ausfällt? „Wir arbeiten im Kreisgesundheitsamt mit Hochdruck daran, die Impfquote weiter zu steigern“, antwortet sie. Am Ende bleibe es aber eine freiwillige Entscheidung. Sie selbst empfehle die Impfung gegen Covid-19 „aus voller Überzeugung“.
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