Velbert-Mitte. Zur Schnupperstunde im Waldkindergarten „Wurzelland“ kamen neun Familien und konnten sich über einen schönen Einblick in den Wald-Alltag freuen.
Bis zum Märchenteich ist es nicht weit: Eine Weile durch raschelndes Laub laufen, am Zufluss der Hesper vorbeigehen, einen passenden Stock suchen – dann ist man schon dort. Vielleicht reicht die Zeit noch, eine Weile den durch die Bäume fallenden Lichtstrahlen auf ihrem Weg zuzuschauen - oder dazu, ein Kleinkind im Auge zu behalten, das begeistert auf eigene Faust durch den Wald stromern möchte.
Mit den alten Hasen
Denn die potenziellen neuen Waldkindergarten-Kinder laufen nach dem Kennenlernen am Unterstand und nachdem gemeinsam das Waldkindergartenlied gesungen wurde, genauso munter durch Laub und Eicheln wie ihre etwas älteren Kameraden, die als „alte Hasen mitgehen“. „Wir haben zwei Mütter dabei, deren Kinder unseren Kindergarten besucht haben beziehungsweise noch besuchen“, erklärt Laura Kreitewolf, pädagogische Fachkraft im Wurzelland, „so können sich die Eltern direkt an die Fachfrauen wenden.“
Gemeinsam an den Märchenteich
Erst einmal aber laufen alle gemeinsam zum Märchenteich: Elijah, Linus, Lenja, Lea und die anderen je nach Temperament vorneweg oder in der Nähe ihrer Eltern. Sie sind schon ganz waldpraktisch angezogen: Mit Matschhosen, Gummistiefeln oder Wanderschuhen, vor allem aber mit Sachen, die auch dreckig werden dürfen. „Acht Plätze werden zum nächsten Kindergartenjahr frei“, berichtet Laura Kreitewolf, die auf dem Weg bei kurzen Stopps immer mal wieder erklärt, was den Waldkindergarten so ausmacht.
Mit Regeln und Strukturen
„Regeln und Strukturen gibt es hier wie in Hauskindergärten auch, wir legen aber auch großen Wert auf eine hohe Partizipation der Kinder, wir wollen sie so weit wie maximal möglich einbeziehen.“ Und dazu sollen sich die Drei- bis Sechsjährigen vor allem auch untereinander absprechen – wenn der Abschlusskreis mal an einem anderen Ort stattfinden soll, „müssen die anderen gefragt werden, was sie von dieser Idee halten“, erläutert Kreitewolf. Die Erzieherinnen wollen nicht laut und nicht viel reden, sondern fördern, auch Streitigkeiten zunächst untereinander zu klären.
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Tolle Ideen ohne Spielzeug
Die kleinen Schnupperkinder interessiert das noch nicht – sie sortieren Stöcke, balancieren über Baumstämme, rennen über den huckeligen Waldboden und spielen mit ihren Eltern Tauziehen mit Stöckchen. „Für die Kinder ist es schön, wenn sie viel draußen sind“, erzählt Andrea Schmickler, deren Sohn Mario das letzte Jahr im Waldkiga besucht, Tochter Alina geht bereits in die Schule. „Die Kinder entwickeln tolle Spielideen und werden nicht mit Spielzeug zugeballert. Und auch im Winter gibt es nichts Schöneres als Pfützen und Matsche.“
Große achten auf Kleine
Und offenbar ist auch das Soziale ausgeprägt: Als sich ein kleines Kind Richtung Teich entfernt, schauen gleich mehrere von den Großen, dass es nicht allein unterwegs ist. „Ich will den Baum hochheben!“, hat sich eine kleine Besucherin Großes vorgenommen, ein anderer buddelt konzentriert im Waldboden und legt seiner Mutter die gefundenen Schätze in die Hand. Vielleicht dürfen die beiden das demnächst täglich tun – im Wurzelland geht es nämlich bei jeder Temperatur nach draußen. „Dass aus Wettergründen der Betrieb eingestellt wurde, hab ich in den letzten fünf Jahren nie erlebt“, erinnert sich eine Mutter – die Kinder freut es.
<<<Über den Kindergarten
Infos über den Kindergarten gibt es auf kita-kolping-velbert.de.
Wer diese Unterbringung wählt, für den müssen die Öffnungszeiten passen: Der Kindergarten ist von 8 bis 13.30 Uhr geöffnet, ein Mittagessen gibt es nicht.