Velbert. Direkt an der Rheinschiene wird’s eng. Die Bezirksregierung sucht jetzt Flächen für Wohnbebauung. Vor allem Neviges und Langenberg sind im Fokus.

Ein Zukunftsthema, das andernorts Bürger schon mächtig auf die Palme bringt, zieht sich dieser Tage durch mehrere Ratsgremien. Ob im BZA-Mitte, -Neviges oder Umwelt- und Planungsausschuss bis hin zum Stadtrat: Überall kommt das Thema „Mehr Wohnbauland am Rhein“ auf den Tisch. Das klingt weit weg, betrifft aber eine tiefgreifende Änderung des auch für Velbert geltenden Regionalplans und bedeutet vor Ort ganz konkret – incl. des Gebietes Esel – 84 Hektar mehr Wohnbaufläche.

Bereiche in allen drei Bezirken

Für Langenberg ist unter anderem der Bereich Gutsweg – etwa in der Bildmitte am rechten Rand – im Gespräch.
Für Langenberg ist unter anderem der Bereich Gutsweg – etwa in der Bildmitte am rechten Rand – im Gespräch. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Falls die Darstellung bzw. Ausweisung der vorgeschlagenen Reserven als „Allgemeiner Siedlungsbereich“ (ASB) tatsächlich zum Tragen kommt. In Velbert sind es acht Bereiche: In Mitte nördlich Kettwiger Straße, in Langenberg Wallmichrath, südlich Bökenbuschstraße, westlich Heeger Straße, Gutsweg und Wewersbusch, in Neviges nördlich der Bahntrasse/Teimberg und Donnenberger Straße. Darüber hinaus ist der angrenzende Bereich Asbruch (Wuppertal) im Fokus.

Notwendigkeit schon vor Jahren absehbar

Man habe die Flächen im Vorfeld teilweise selbst vorgeschlagen, erläutert Michael Hubben und korrigiert „fast alle“. Als der derzeit geltende Regionalplan für den Regierungsbezirk Düsseldorf 2017 vom Regionalrat beschlossen und 2018 vom Land genehmigt worden sei, so der Stadtplaner, „war schon klar, dass die zugrunde gelegte Bevölkerungsprognose überholt war und sich die Zahlen viel weiter nach oben entwickeln“. Ergo habe sich bereits abgezeichnet, dass eine Plan-Änderung nötig werde würde.

Gravierende Eingriffe in Ort- und Landschaftsbild

Aus Sicht der Fachverwaltung können die vorgeschlagenen ASB-Reserven in Langenberg mitgetragen werden, wie es im Beschlussvorschlag heißt. Die Stellungnahme zu Neviges fällt gründlich anders aus. „Die Darstellung der ASB-Reserven … inklusive … „Asbruch“ auf Wuppertaler Stadtgebiet werden in der geplanten Größenordnung abgelehnt. Eine Wohnbauflächenentwicklung in dieser Größenordnung ginge mit gravierenden Eingriffen in das Orts- und Landschaftsbild einher. Zudem entstehen zusätzliche Bedarfe z. B. bei der sozialen Infrastruktur wie Kita- und Schulplätze, deren Verfügbarkeit und Finanzierung gesichert werden müssten.“ Eine moderate Entwicklung – wohlgemerkt zur Deckung des lokalen und eben nicht vorwiegend regionalen Bedarfs – sei aber akzeptabel.

Ansatz als überzogen bewertet

Insgesamt geht es um 1500 Hektar mehr

Der Regionalrat Düsseldorf hat Ende Juni die Erarbeitung der ersten Änderung des Regionalplanes Düsseldorf – „Mehr Wohnbauland am Rhein“ – beschlossen. Der Entwurf sieht vor, in der Planungsregion Düsseldorf rund 100 neue Flächen (ca. 1500 Hektar) zusätzlich f ür den Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB) darzustellen.

Der Planungszeitraum ist auf das Jahr 2040 ausgelegt. Velbert muss bis zum Monatsende eine Stellungnahme abgeben.

„Das ist einfach zuviel in der Summe“, sagt Michael Hubben, der auch für die Abstimmung mit der Bezirksregierung zuständig ist, zu dem aus lokaler Sicht überzogenen Ansatz für Neviges. So beinhalte der Regionalplan aus 2018 ja bereits 590 Wohneinheiten als Reserve. Kämen die ausgeguckten Bereiche einschließlich der umstrittenen Fläche „Esel“ hinzu, würde die Menge auf 2211 klettern.

Kreisausschuss entscheidet am Monatsende

Der Kreis Mettmann kommt ebenfalls als „Träger öffentlicher Belange“ zu Wort. Der Fachausschuss des Kreistages für Umwelt-, Landschafts- und Naturschutz hat drei Bereiche bereits einstimmig als ASB-Reserve abgelehnt; zu anderen Punkten gab es noch Beratungsbedarf. „Das wird spannend im Kreisausschuss“, heißt es im Kreishaus. Das Gremium tagt am 30. September im kleinen Sitzungssaal des Kreishauses (6. Etage, Raum 1.604) um 15 Uhr.

Viele Landwirte sind zunehmend gekniffen

Der Stadtplaner Michael Hubben ist auch für die Abstimmung mit der Bezirksregierung zuständig.
Der Stadtplaner Michael Hubben ist auch für die Abstimmung mit der Bezirksregierung zuständig. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir sehen überzogene Flächenausweisungen sehr kritisch“, sagt Marcel Terhardt. Wenn man den Flächenverbrauch der vergangenen 27 Jahre im Kreis Mettmann so weiter hochrechne, fährt der Geschäftsführer der hiesigen Kreisbauernschaft fort, werde es nach 2080 keine landwirtschaftlichen Flächen mehr geben. Hintergrund: Etwa 80 Prozent der bewirtschafteten Fläche sind von den Bauern gepachtet. Und die Eigentümer können bei anderen Verwendung natürlich viel höhere Erlöse erzielen. „Wir werden je nach Betroffenheit Position beziehen“, kündigt Kreisvorsitzender Martin Dahlmann an. Er plädiert dafür, erst einmal Lücken zu schließen, ehe man in die Fläche gehe.

Erst einmal Flächennutzungspläne aufstellen

Zur Zeitschiene: Der Regionalrat könnte im März 2020 einen Beschluss fassen, und das Ganze könnte im Herbst genehmigt werden. Dann ist allerdings längst noch nicht aller Tage Abend, da die Städte anschließend Planungsrecht schaffen und Flächennutzungspläne aufstellen müssen. Dabei hat eben auch Velbert die Planungshoheit. Und trifft selbst die Entscheidung, so Michael Hubben, „ob und wie Flächen entwickelt werden“. Der Regionalplan sei ja nur ein Rahmenplan.