Velbert. NRW holt pensionierte Mord-Ermittler zurück in den Dienst, um ungelöste Fälle aufzuklären – darunter könnten auch zwei Fälle aus Velbert sein.
Um ungelöste Tötungsdelikte erneut anzugehen, holt die Polizei NRW 28 pensionierte Kriminalistinnen und Kriminalisten zurück in den Dienst. Unter den Cold Cases, die neu aufgerollt werden, sind möglicherweise auch zwei Fälle aus Velbert.
Ab Oktober werden die ehemaligen Ermittlerinnen und Ermittler, die laut Innenminister Herbert Reul Erfahrungen „in der Tatortarbeit, Aktenführung oder der Leitung von Mordkommissionen“ haben sollten, ihre Arbeit aufnehmen. Ziel der Cold-Cases-Sonderkommission sei es, Aufklärungschancen zu erkennen und neue Ermittlungskonzepte zu erarbeiten.
Cold-Case-Sonderkommission könnte zwei Fälle aus Velbert neu aufrollen
Welche Fälle die Kriminalisten letztendlich angehen, entscheide sich erst im Herbst. Die Auswahl ist groß: Seit vier Jahren baut das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt eine Datenbank für ungeklärte Tötungsdelikte auf, in der alle Cold Cases aus den vergangenen 50 Jahren gesammelt werden. Das sind laut Innenministerium seit 1970 insgesamt 1160 Fälle – darunter auch mindestens zwei aus Velbert.
1979 fand ein Reiter auf einem Feld zwischen Neviges und Langenberg die zerstückelte und in zwei Plastiktüten verpackte Leiche der damals 17-jährigen Regina Neudorf. Die Verkäuferin aus Wülfrath wurde zwei Tage bevor ihre Leiche entdeckt wurde zuletzt gesehen. Am 24. Mai verließ sie gegen 00.30 Uhr die ehemalige Velberter Disko „Oldtimer“.
Regina Neudorfs zerstückelte Leiche wurde 1979 auf einem Feld in Velbert gefunden
Ohne Begleitung machte sie sich zu Fuß auf den Heimweg nach Wülfrath. Gegen 01.15 wurde die 17-Jährige dabei noch auf dem Flandersbacher Weg gesehen, rund 2,5 Kilometer entfernt von ihrer Wohnung. Danach verliert sich ihre Spur.
Die fachmännische Art und Weise, wie die Gliedmaßen der Toten bereits vor dem Ablegen am Fundort abgetrennt wurden, deuten daraufhin, dass es sich bei dem Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Jäger, Metzger oder Kopfschlächter gehandelt haben könnte.
Die Velberter Stewardess Claudia Knapp wurde 2007 tot in ihrer Wohnung gefunden
Der Fall wurde bereits in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ ausgestrahlt. Dank neuer Ermittlungsmethoden konnten die Beamten den Täter auch mit einem weiteren Tötungsdelikt in Verbindung bringen: 1984 wurde in Bornheim die 20-jährige Psychologiestudentin Ulrike Hingkeldey aus Bonn tot aufgefunden.
Der bisher ungelöste Fall der 47-jährige Stewardess Claudia Knapp, die am 1. Februar 2007 von ihrem Sohn tot in ihrer Wohnung in der Velberter Innenstadt aufgefunden wurde, ist ebenfalls in der Datenbank registriert.
Welche Fälle neu aufgerollt werden, entscheidet sich im Herbst
Über 700 Männer im Alter von 20 bis 60 Jahren, die im selben Fitnessstudio wie Knapp trainierten, wurden damals dazu aufgefordert, eine Speichelprobe abgeben. Doch: „Die über 700 Proben haben uns nicht weitergebracht“, sagte Polizeisprecher Ulrich Löhe.
Ob die beiden Cold Cases aus der Region neu aufgerollt werden, sei von den neuen Alt-Ermittlern abhängig, so Frank Scheulen vom Landeskriminalamt: „Hinsichtlich einer Bewertung und Rückmeldung an die zuständige Kriminalhauptstelle, ob es zu einer weiteren Befassung kommen kann oder muss, müssen wir den Einsatz der neu einzustellenden ehemaligen Kollegen abwarten.“