Velbert. In Velbert eröffnet eine neue Beratungsstelle speziell für Frauen. Warum das notwendig ist und welche Sorgen und Probleme die Bürgerinnen haben.
Häusliche Gewalt, Geldsorgen oder ein mangelndes Selbstbewusstsein: Mit ihren Fragen und Problemen können sich Velberterinnen zukünftig an eine neue Frauenberatungsstelle wenden. Schon seit Ende 2020 informieren und unterstützen Sozialarbeiterinnen die Bürgerinnen im gesamten Kreis Mettmann, ab dem 12. August sind die Expertinnen nun auch regelmäßig vor Ort in Velbert.
„In allen kreisfreien Städten und Kreisen in NRW gab es schon vom Land geförderte Frauenberatungsstellen. Wir waren einer der wenigen weißen Flecken“, sagt Eva-Maria Düring. Die 41-Jährige leitet den Fachbereich Frauen und Familie des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer Mettmann (SKFM), bei dem die neue Beratungsstelle angesiedelt ist.
Frauenberatungsstelle will struktureller Benachteiligung entgegenwirken
Ziel des Hilfsangebots sei es, den Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern entgegenzuwirken. Dass Frauen in der Gesellschaft strukturell benachteiligt würden und nicht die gleichen Chancen hätten wie Männer, werde Düring immer wieder bewusst: „Die Frauen, die zu uns kommen, sind ganz unterschiedlich. Sie sind alt und jung, kommen aus verschiedenen Kulturen und haben unterschiedliche berufliche Rahmenbedingungen. Es gibt also nicht nur diese eine Gruppe an Frauen, die benachteiligt wird.“
„Frauen sind mit ihren Anliegen bei uns immer richtig.“
So unterschiedliche wie die Betroffenen selbst seien auch ihre Anliegen: Einige bräuchten Hilfe bei der Trennung von ihrem Partner, andere seien mit der Pflege eines Angehörigen überfordert, wieder andere hätten Fragen zu Finanzen oder Behörden.
„Wir machen oft die Erfahrung, dass eine Frau zu uns kommt und sagt: ‘Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei Ihnen richtig bin, aber...’ Und genau darum geht es: Frauen sind mit ihren Anliegen bei uns immer richtig.“
Sozialarbeiterinnen übernehmen Lotsenfunktion
Eine Besonderheit des Beratungsangebotes sei laut Düring außerdem, dass die Sozialarbeiterinnen Partei ergreifen: „Wir machen den Frauen gegenüber deutlich, dass wir ihnen glauben und an ihrer Seite stehen. Das ist für viele eine neue Erfahrung. Man merkt, wie eine Last von ihnen abfällt. Manchen schießen sogar Tränen in die Augen.“
Wie genau die Unterstützung verläuft, sei von Fall zu Fall unterschiedlich. Oft übernehme die Frauenberatungsstelle eine Lotsenfunktion, so Düring: „Unser erster Auftrag ist es, zu gucken, ob die Frau bei uns richtig ist oder ob es eine Stelle gibt, die noch qualifizierter helfen kann. Dann vermitteln oder begleiten wir die Betroffene zum Beispiel zur Sucht-, Schulden- oder Schwangerschaftsberatung.“
Viele Bürgerinnen im Kreis Mettmann von häuslicher Gewalt betroffen
Auffällig sei, wie viele Bürgerinnen häusliche Gewalt erleben. Häufig würden Betroffene mit einem anderen Anliegen zur Beratung kommen. „Es geht dann zum Beispiel darum, einen Antrag vom Jobcenter auszufüllen. Erst im Gespräch traut sich die Frau dann zu erzählen, warum sie den Antrag überhaupt ausfüllen muss: Sie hat sich von ihrem Mann getrennt, weil er sie oft geschlagen hat.“
Einigen Frauen sei gar nicht klar, dass sie Gewalterfahrungen machen, insbesondere bei verbaler Gewalt und sozialer Isolation – wenn der Partner zum Beispiel einen Kinobesuch mit Freunden verbietet.
Beratung in Velbert
Ab dem 12. August können sich Frauen an jedem zweiten Donnerstag im Monat zwischen 14 und 16 Uhr von den SKFM-Expertinnen im Büro der Gleichstellungsbeauftragten im Velberter Rathaus beraten lassen. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich. Die Sozialarbeiterinnen sprechen Deutsch und Englisch, gegebenenfalls stehen Übersetzer zur Verfügung. Interessierte Bürgerinnen können unter 02104 1419232 oder unter frauenberatung@skfm-mettmann.de einen Termin vereinbaren.
Vorträge und Ausstellungen in Velbert geplant
Um das Bewusstsein für diese Problematik und frauenspezifische Themen im Allgemeinen zu stärken, wollen die SKFM-Beraterinnen in Zukunft auch Vorträge und Ausstellungen in Velbert organisieren – gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Sabine Reucher.
Sie freue sich über das zusätzliche Beratungsangebot, mit dem in der Region „endlich eine Lücke im Hilfesystem für Frauen geschlossen“ werde.