Langenberg. Seit 2018 führt Mariana Burdida-Kemper Besucher durch das Bürgerhaus in Velbert-Langenberg. Die 36-Jährige ist begeistert von dem „Schmuckstück“.

Entspannt, locker, fröhlich sitzt Mariana Burdida-Kemper bei „Coco’s“, genießt ihren Tee. „Ich freue mich, dass es bald wieder los geht“, sagt die 36-Jährige Wuppertalerin. Denn nach längerer Pause darf sie wieder Menschen durch das Langenberger Bürgerhaus führen.

„Das ist ein echtes Schmuckstück“, findet die Kunststudentin, die gerade an ihrer Promotion arbeitet, lobende Worte für das Herzstück der Altstadt. Dabei war es eher Zufall, dass sie 2018 die Aufgabe übernommen hat, blickt sie zurück.

Von Wuppertal nach Langenberg

Mariana Burdida-Kemper (l) mit Teilnehmenden einer Führung im Kleinen Saal des Bürgerhauses: Seit 2018 ist die Kunsthistorikerin für die Velberter Kulturloewen in dem Haus unterwegs.
Mariana Burdida-Kemper (l) mit Teilnehmenden einer Führung im Kleinen Saal des Bürgerhauses: Seit 2018 ist die Kunsthistorikerin für die Velberter Kulturloewen in dem Haus unterwegs. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ich habe mit Linda Brücher [vormals Frenzel, Betriebsleiterin der Velberter Kulturloewen, Anm. d. Red.] gemeinsam im Skulpturenpark in Wuppertal gearbeitet.“ Dann wechselte Linda Brücher nach Velbert, „und sie wollte mich hier haben“, erzählt Mariana Burdida-Kemper.

Aber: „Ich wollte erst gar nicht“, blickt sie lachend zurück. „Dann bin ich aber mit dem Zug hier in Langenberg angekommen, habe das Bürgerhaus gesehen und fand das hier so schön, dass ich doch zugesagt habe.“

Intensive Vorbereitung

Der große Saal des Bürgerhauses. „Ein echtes Schmuckstück“, findet Mariana Burdida-Kemper.
Der große Saal des Bürgerhauses. „Ein echtes Schmuckstück“, findet Mariana Burdida-Kemper. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für sie eine Premiere. „Ich habe vorher noch nie eine Führung zu Architektur gemacht und ein Haus vorgestellt“, sagt die 36-Jährige. Und deshalb habe sie sich erst einmal intensiv auf die neue Aufgabe vorbereitet.

Ich habe mir das Haus angeschaut, Fotos gemacht und zur Geschichte des Ortes recherchiert.“ Ihre Kernfrage dabei: Wie konnte so ein Haus entstehen? „Mir geht es darum, warum das Bürgerhaus hier steht. Welche Vorstellung, welches Weltbild steckt dahinter.“

Spiegel eines Weltbildes

Denn die Architektur spiegele auch die Geschichte Deutschlands wieder. „Dass das Bürgerhaus während des Ersten Weltkriegs gebaut wurde, sieht man zum Beispiel an vielen Details“, sagt Mariana Burdida-Kemper. „Das ist mehr als nur Kunstgeschichte. Da steckt das Weltbild einer ganzen Generation drin.

Und das sei das Faszinierende: Einerseits sei Langenberg „sehr klein, ein wenig abgelegen“, sagt die Kunsthistorikerin. „Gleichzeitig spielt aber das Weltbild einer ganzen Nation in die Architektur hinein.“ Wie sie das genau meint, erläutert die 36-Jährige auf ihren Führungen (nächster Termin: siehe Infobox).

„Volles Programm“ zur Premiere

Ein Kapitälchen im Foyer des Bürgerhauses Langenberg: „Dass das Haus während des Ersten Weltkrieges gebaut wurde, sieht man an vielen Details“, findet Mariana Burdida-Kemper.
Ein Kapitälchen im Foyer des Bürgerhauses Langenberg: „Dass das Haus während des Ersten Weltkrieges gebaut wurde, sieht man an vielen Details“, findet Mariana Burdida-Kemper. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nach so viel Vorbereitung konnte sie dann bald loslegen: „Ich war schon nervös vor der ersten Führung“, gibt sie lachend zu. „Es gab auch gleich das volle Programm: Die Tour war ausgebucht, ein Fotograf war dabei.“

Was sie besonders freut: „Das ist zwar das kleinste Haus, in dem ich arbeite. Aber es bekommt unheimlich viel Aufmerksamkeit.“ Zurecht, findet Mariana Burdida-Kemper, „denn das Haus ist wirklich ein echtes Schmuckstück.“

Anekdoten von Besuchenden

Bei den Führungen „lerne ich ständig dazu“, sagt die 36-Jährige. „Deswegen frage ich die Leute auch immer, wo sie her kommen.“ Denn: „Sind Langenberger dabei und ich merke, dass es zu meinen Ausführungen Reaktionen gibt, dann lasse ich die auch gerne zu Wort kommen. Ich will hören, was sie zu erzählen haben.“

Die „Bürgerhausgeschichten“, eine Audiotour mit Erinnerungen zum Bürgerhaus, hält Mariana Burdida-Kemper für „eine schöne Sache, die prima meine Führungen ergänzt.“ Es sei schließlich spannend, die Anekdoten im Original-Ton zu hören. „Aber ich nehme in den Führungen nichts vorweg“, verspricht die 36-Jährige, „ich mache nur Werbung dafür“.

Führungen trotz Corona möglich

Mariana Burdida-Kemper erläutert bei ihrer Führung auch, warum das Bürgerhaus eine Turnhalle hat.
Mariana Burdida-Kemper erläutert bei ihrer Führung auch, warum das Bürgerhaus eine Turnhalle hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Über mangelnden Zuspruch zu den Führungen kann sie sich auch nicht beschweren. Sogar in der Corona-Zeit waren Rundgänge möglich: „Das Haus ist groß und weitläufig und war ja leer. Abstand halten war also gut möglich.“

„Im Laufe der Zeit hat sich die Herkunft der Besucher auch auf das Umland ausgeweitet“, hat die Bürgerhaus-Führerin festgestellt. Von zehn Leuten seien in der Regel zwei aus Langenberg und der Rest von auswärts, „wenn man Velbert schon als auswärts zählen darf“, fügt sie lachend an.

Die nächste Führung

Mariana Burdida-Kemper ist das nächste Mal am Samstag, 28. August, im Bürgerhaus Langenberg unterwegs. Die Führungen beginnen um 14, 15.30 und 17 Uhr. Karten: www.kulturloewen.de.

Durchgehend geöffnet sind die „Bürgerhausgeschichten“, die rund um das Gebäude mittels QR-Code abgerufen und auf dem Smartphone abgespielt werden können.