Velbert. Die Kulturloewen in Velbert sind von der Pandemie arg gebeutelt. Doch sie lassen sich nicht unterkriegen. Sie haben Motivation und einen Auftrag.

Die Pandemie durchkreuzt nun schon die zweite Spielzeit, wirft den Kultur-Fahrplan in Velbert mächtig über den Haufen, doch die „Velberter Kulturloewen“ lassen sich davon nicht unterkriegen. „Im Prinzip steht das nächste Kulturprogramm, wir sind bereit“, verkündet Dr. Linda Brücher (vormals Frenzel) für die kommende Saison 2021/22. „Wir planen immer so, als würde es stattfinden“, fügt die Betriebsleiterin (seit 2018) hinzu. Die jüngste Absage betraf kürzlich die Neuauflage des Autokinos am Fußballstadion im Sportzentrum. Da hagelte kurzfristig die Ausgangssperre dazwischen und machte die schon nahezu ausverkaufte Abend-Veranstaltung unmöglich.

Autokino-Format war ausdrücklich gestattet

Das zweite Autokino-Wochenende musste neulich recht kurzfristig gestrichen werden. Der späte Filmstart passte nicht wirklich zur frisch verhängten Ausgangssperre.
Das zweite Autokino-Wochenende musste neulich recht kurzfristig gestrichen werden. Der späte Filmstart passte nicht wirklich zur frisch verhängten Ausgangssperre. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Dabei sei das Format Autokino laut Verordnung explizit erlaubt gewesen, berichtete Brücher im Gespräch mit der WAZ. Da sei dann später offenbar nicht darüber nachgedacht worden, dass es hierzu doch eigentlich einer Ausnahmeregelung bedurft hätte. Fakt ist: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben; es gibt einen Ausweichtermin am ersten September-Wochenende. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit; der vom Publikum favorisierte Zeichentrick „König der Löwen“ ist dabei, ebenso wie höchstwahrscheinlich auch „Bad boys for life 3“ und „The peanut butter falcon“.

Starke Einbußen bei den Häusern

Im November/Dezember seien noch Corona-Hilfen geflossen, da habe man Einiges kompensieren können, heißt es zur Auslastung bzw. Vermietung der Veranstaltungsstätten. Das sind wegen des Forum-Umbaus zum Velberter Bürgerforum derzeit Vorburg, Bürgerhaus Langenberg und Stadion Velbert. „Wir haben starke Einbußen, aber durchaus auch zwei bis drei Veranstaltungen im Monat, sagt Brücher und erzählt von „ein paar ganz neuen Kundenstämmen“. Hierzu zählt sie „politische Sitzungen“ (Rat etc.) und Weiterbildungsträger, „die bei uns mieten, weil ihre eigenen Räume zu klein sind“. Die Ausfälle auffangen könne man damit aber „bei weitem nicht“.

Zum Weitermachen motiviert

Dr. Linda Brücher (zuvor Frenzel) hat in 2018 die Betriebsleitung übernommen.
Dr. Linda Brücher (zuvor Frenzel) hat in 2018 die Betriebsleitung übernommen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Manchmal sei sie tatsächlich überrascht, dass das Team trotz aller Widrigkeiten so motiviert sei. Aber es gebe eben auch so schöne Erlebnisse wie im letzten Spätsommer, als das Publikum sehr zahlreich gekommen sei und „oft total schöne Stimmung“ am Eingang geherrscht habe. „Das motiviert zum Weiterarbeiten. Es war ohnehin gut, dass wir im August/September weitermachen durften; damit haben wir gut das Frühjahr kompensiert.“ Per saldo beziffert Linda Brücher das bisherige Einnahme-Defizit auf etwa 60 Prozent.

Säle lediglich mit großen Lücken besetzt

Ein Minus verursachen natürlich auch die Corona-bedingt reduzierten Zuschauerzahlen. So durften zuletzt nur 100 Besucher in den großen Bürgerhaus-Saal mit fast 500 Plätzen, wurden in den kleineren – dort sei die Luftmenge relativ größer – lediglich 70 statt 200 eingelassen. Zudem haben die „Kulturloewen“ fixe Personalkosten.

Leidgeprüfte Brautpaare

Die „Kulturloewen“ haben ihre Büros in der Vorburg von Schloss Hardenberg. Viele von ihnen arbeiten derzeit allerdings im Homeoffice.
Die „Kulturloewen“ haben ihre Büros in der Vorburg von Schloss Hardenberg. Viele von ihnen arbeiten derzeit allerdings im Homeoffice. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zu ihrem „Rudel“ gehören 18 Mitarbeiter, darunter drei in Teilzeit. Das Team Technik ist aktuell zur Hälfte in Kurzarbeit, das Team Planung zu 25 Prozent. Hingegen ist das Gebäude-Management komplett im Einsatz: „Der Betrieb der Gebäude nimmt ja jetzt genau so viel Zeit in Anspruch wie ohne Corona“, erläutert die Chefin und nennt z. B. die regelmäßige Wartung der Bühnentechnik. „Wir machen auf jeden Fall Miese“, aber man sei auf jeden Fall in einer komfortableren Situation als viele Berufskollegen. „Das wissen meine Kollegen auch zu schätzen.“ Was ihr besonders leid tut? „Wir haben total viele Brautpaare, die schon das zweite oder sogar dritte Mal verschoben haben.“

Fix und fertig in der Schublade

„Unser Ziel bleibt, den Menschen kulturelles Leben zu bieten, es lechzen ja alle danach“, sagt Linda Brücher. Sie rechne damit, im (Spät)Sommer wieder veranstalten zu dürfen. „Wir sind immer in Kontakt mit den Künstlern.“ Man habe für jede Eventualität etwas in der Schublade parat liegen und sei gewappnet, „höchstmögliche Hygiene-Auflagen erfüllen“ zu können. Hingegen sei es sehr schwierig einzuschätzen, was demnächst oben auf der Bühne gehe und dort zugelassen werde. Die Chefin der „Kulturloewen“ abschließend: „Wir planen alles, wir sind zu jeder Zeit bereit. Das ist verrückt, aber so sind wir, und es ist unser Auftrag!“

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Hier eine Übersicht über die Ersatztermine für verschobene Veranstaltungen nach jetzigem Stand: Tino Bomelino, 30. 9.; Elektrische Schatten, Spielzeit 2022/23; Tag der Chöre, vorauss. 11. 6. 2023; 4. Velberter Lachnacht, 10. 9.; Sebastian Pufpaff, 6. 5. 2022; Moonlight DJ-Festival, 22. 1. 2022; Berliner Kriminaltheater mit „Passagier 23“, möglicherw. 22. oder 23. 4. 2023.

Zu den von Juni bis September terminierten Jazz-Matineen soll es ggf. eine spontane Planung geben.