Velbert. Immer mehr suchtkranke Menschen auch in Velbert werden rückfällig. Der fehlende Tagesstruktur und die Einsamkeit machen ihnen schwer zu schaffen.
Selbst psychisch stabile Menschen leiden zunehmend unter den coronabedingten Einschränkungen, verlieren jedoch durch ihre innere Stabilität nicht den kompletten Halt. Sie verfügen in der Regel über gesunde Mechanismen, um mit Gefühlen wie Angst, Einsamkeit und Existenzsorgen fertig zu werden. Für viele andere dagegen ist die Krise kaum anders zu bewältigen als mit Suchtmitteln: Die Rückfallquote bei trockenen Alkoholikern, Drogenabhängigen, die eigentlich schon clean sind, bei Spiel- oder anderweitig Abhängigen, ist in den vergangenen Monaten enorm angestiegen. „Wir verzeichnen seit Beginn diesen Jahres einen deutlichen Zuwachs an Beratungsgesprächen“, erklärt Wolfgang Stelzer, Leiter der Fachbereichs Sucht bei der Bergischen Diakonie.
Gruppentreffen fielen weg
Dass die Zahlen im vergangenen Jahr seit Ausbruch der Pandemie zurückgegangen waren, sei unter anderem mit dem Wegfall der face-to-face-Beratungsangebote, also Beratungsgespräche vor Ort, während des ersten Lockdowns zu begründen. Das plötzliche Aussetzen der Gruppentreffen erklärt zudem, warum von den 410 Kontakten vor dem ersten Lockdown nur 365 bestehen bleiben konnten. Auch neue kreative Wege, etwa der Austausch über digitale Medien um die Menschen weiterhin zu erreichen, gestaltete sich eher schwierig. Viele Betroffene verfügen nicht über die technisch notwendige Ausstattung
Face-to-face-Kontakt wichtig
Kontakt zur Fachstelle Sucht
Die Fachstelle Sucht der Bergischen Diakonie befindet sich an der Oststraße 38. Die Gruppentreffen finden an der Mettmanner Straße 53 in Velbert statt.
Die Sprechzeiten sind montags von 14 bis 15 Uhr, dienstags von 9 bis 11 Uhr, mittwochs von 15 bis 16 Uhr, donnerstags von 16 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 11 Uhr.
Nach Möglichkeit wird um telefonische Terminvereinbarung unter 02051/2595-212 gebeten. Mehr Infos gibt es auch auf www.bergische-diakonie.de.
Letztlich aber stieg de Zahl der Klienten nach der Lockerung des strengen Lockdowns und mit der Möglichkeit des Kontaktes unter Umsetzung der Corona-Hygienebestimmungen stieg die Zahl der Klienten ab dem dritten Quartal 2020 wieder an .„Gerade der face-to face- Kontakt mit uns Mitarbeitern und der Austausch mit anderen Klienten sowie die Therapiearbeit sind besonders wichtige Bausteine in der Suchtarbeit“, weiß der Fachleiter der Suchtberatung, Wolfgang Stelzer.
Größere Räume für Gruppenangebot an neuem Standort
Zudem habe sich der Umzug der Gruppen von der Oststraße an die Mettmanner Straße - dort ist auch die Tafel ansässig - positiv ausgewirkt - die größeren Räume ermöglichen unter anderem größere Gruppenangebote mit mehr Teilnehmern. Die Beratungsgespräche finden nach wie vor in der Fachstelle, Oststr. 38, statt„ Wir führen entlastende und unterstützende Gespräche, vermitteln in Entgiftungseinrichtungen und beantragen für Betroffene ambulante und stationäre Rehabilitationen“, erläutert Renate Zanjani von der Unternehmenskommunikation der Bergischen Diakonie das breite Spektrum der suchtspezifischen Hilfeleistungen, „außerdem kooperiert die Beratungsstelle mit unseren weiteren Fachbereichen wie der Schuldnerberatung, dem Ambulanten Betreuten Wohnen, der Wohnungslosenhilfe oder der Ergotherapie.“
Tagesstruktur unerlässlich
Neben den umfangreichen Angeboten, so Stelzer, gehe es vor allem darum, durch feste Termine wieder eine gewisse Regelmäßigkeit für die Klienten zu erwirken. „Ganz nach meinem Motto ´Jeden Tag eine kleine Sache` zum Aufbau und Erhalt einer Tagesstruktur, erhalten wir immer wieder die Rückmeldung, dass schon durch minimalste Anregungen Erfolge spürbar sind und Strategien entwickelt werden, um den Suchtdruck zu reduzieren oder im besten Fall gar nicht aufkommen zu lassen. Wir spüren eine große Bereitschaft unserer Klienten, aktiv mitzuwirken, das freut uns sehr.“