Velbert. Die Ehrenamtler des NABU helfen den Amphibien über die Straße zu ihren Laichplätzen. 900 Meter Zäune werden jetzt in Velbert aufgebaut.

Einzelne Exemplare haben Amphibienfreunden bereits vor einigen Wochen auf ihrem Weg zu den Laichplätzen beobachtet. Doch so richtig los geht es jetzt, wo es wärmer wird mit der Amphibienwanderung. Das ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Und deshalb machen sich die Amphibienschützer des NABU wieder auf und helfen Fröschen, Kröten und Molchen über die Straßen , damit sie nicht Opfer des Verkehrs werden.

12.500 Tiere gerettet

„Rund 12.500 Tieres sind 2020 gerettet worden, etwa genau so viele wie im Jahr davor“, erklärt Barbara Orfeld, von der Arbeitsgemeinschaft Amphibienschutz des Velberter NABU. Trotz der stattlichen Zahl ist das Ergebnis aber nicht so erfreulich, wie es scheint. Denn: „Da mit dem Pollen einen neuer Standort mit rund 4500 Tieren hinzu gekommen ist, bedeutet dies einen deutlichen Rückgang an den meisten anderen Standorte“, erklärt die Expertin.

Geschütze Arten auf dem Rückzug

Vom Rückgang betroffen waren hauptsächlich die an der Mettmanner Straße wandernden, stark geschützten Arten Geburtshelferkröte und Kreuzkröte, ebenso an diesem Standort der Bergmolch - bei allen dreien ein Rückgang von ca. - 80 Prozent. Auch der streng geschützte Laubfrosch hat sich zunehmend rar gemacht (-45 Prozent). Weitere gerettete Arten: Erdkröten (größter Anteil an den Velberter Amphibien), Grasfrösche, Teichmolche und Fadenmolche.

An Fangzäunen eingesammelt

Die meisten Tiere werden an den Fangzäunen eingesammelt, die an der Mettmanner Straße, an der Bleibergquelle, im Deilbachtal, an der Parkstraße an der Donnerstraße und am Pollen in diesen Tagen von den Mitarbeitern der unteren Naturschutzbehörde aufgestellt werden. Am Wasserfall gibt es einen Krötentunnel. 80 Fangeimer verteilen sich auf rund 900 Meter Zaun, die von 50 Krötenfreunden abgesammelt werden. Die Ehrenamtler tragen die Tiere nicht nur zu den Laichgewässern, sie bestimmen auch Art und Geschlecht, halten die Zahlen fest und geben sie an die Untere Naturschutzbehörde weiter.

Barbara Orfeld arbeitet mit in der Arbeitsgemeinschaft Amphilienschutz des NABU. Mit Martin Hankamme hat sie im vergangenen Jahr eine Infoveranstaltung zu Thema Amphibien organisiert.
Barbara Orfeld arbeitet mit in der Arbeitsgemeinschaft Amphilienschutz des NABU. Mit Martin Hankamme hat sie im vergangenen Jahr eine Infoveranstaltung zu Thema Amphibien organisiert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der Froschregen

„Der Zaun schützt nur die geschlechtsreife Tiere, die zu den Laichgewässern wandern. Ihre Rückwanderung an Land entzieht sich weitgehend unserer Beobachtung. Noch weniger wissen wir, wann der „Froschregen“ beginnt - der Landgang des winzigen Nachwuchses aus dem aktuellen Jahr,“ sagt Orfeld. Der vollzieht sich nämlich tagsüber, niemand kann abschätzen, wann genau das sein wird. Irgendwann zwischen Ende Mai und Anfang August. Außerdem sind die Jungfrösche und -kröten so winzig, dass nur riesige Mengen auffallen oder wenn die Spaziergänger besonders darauf achten. Tarnfarben der Frösche und Kröten verbessern in diesem Fall nicht gerade ihre Überlebenschancen.

Appell an Autofahrer

Die Amphibienretter appellieren an die Autofahrer, sich an die Tempolimits in den Wandergebieten der Frösche und Kröten zu halten, auch um die Retter nicht zu gefährden, die oft in der Dunkelheit unterwegs sind. Denn auch ihre Schützlinge bevorzugen die dunklen Stunden, denn dann haben sie einen gewissen Schutz vor ihren Fressfeinden. Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.

Abseits der Krötenzäune

An vielen weiteren Stellen in der Stadt auch abseits der Krötenzäune kreuzen kleinere Zahlen an Fröschen, Kröten und Molchen die Straßen, um zu ihren Laichgewässern zu gelangen. Das sind oft kleine Teiche in Gärten und auf (ehemaligen) Bauernhöfen. Autofahrer sollte daher bei feuchtem „Wanderwetter“, nach Einbruch der Dunkelheit, überall im Stadtgebiet vorsichtig fahren. Frösche und Kröten seien im Lichtkegel gut zu erkennen.

In Sicherheit bringen

Auch Fußgänger können helfen. Erdkröten lassen sich gut mit Zeigefinger und Daumen um die „Taille“ fassen und - in ihrer Wanderrichtung - in Sicherheit bringen. Quiekt der „Fund“ dabei leise, handelt es sich um ein Männchen. Der Ton soll eigentlich einem anderen Männchen signalisieren, dass es sich gefälligst fortscheren soll, weil es als Nicht-Weibchen erkannt wurde. Findet man zwei Tiere im „Huckepack“, handelt es sich um ein Weibchen, dass seinen Partner auf dem Rücken zum Laichgewässer trägt.

Wer bei der Krötenrettungsaktion mitmachen will, kann sich mit Barbara Orfeld, b.orfeld@unitybox.de, oder Sandra Sons, sandra@schuett in Verbindung setzen.