Langenberg. Mit einem intensiv gepflegten Online-Auftritt halten Anja Bötzel-Hirsch und ihr Mann Martin den Kontak zu den Kunden aufrecht.

Ein Skelett auf einem T-Shirt hält einen Kürbis in klassischer Hamlet-Pose. Ein Strass-Totenkopf grinst von einer Lederjacke. Daneben hängt ein Kleiderständer voll mit roséfarbenen Batikmänteln. Und dazwischen wuselt Anja Bötzel-Hirsch hin und her, immer wieder meldet sich ihr Smartphone.

"Zwischen 1700 und 2000 Nachrichten bekomme ich täglich", sagt die Inhaberin der Boutique "Froschkönigin". Lockdown? Davon ist hier auf den ersten Blick nicht viel zu sehen. Naja, es sind halt keine Kunden in dem Ladenlokal an der Kamper Straße.

Intensiv gepflegte Facebook-Gruppe

Aber die Inhaberin und ihr Mann Martin haben einen Weg gefunden, sich gegen die Corona-Krise zu stemmen. Über Facebook sind die beiden aktiv. Sehr aktiv. Die Gruppe "Froschkönigin Inside exclusiv" gibt es zwar schon länger als Corona, aber gerade jetzt bietet sie den Unternehmern eine gute Gelegenheit, weiter im Geschäft zu bleiben.

Mit so genannten Lives treten die beiden regelmäßig in Kontakt mit ihren Kunden. Martin Bötzel hält die Kamera, Anja Bötzel-Hirsch und ihre Kolleginnen stehen davor. Fröhlich locker geht es zu, "manchmal fünf, sechs Stunden lang", sagt die Inhaberin lachend. Irgendwas müsse sie also richtig machen, fügt sie augenzwinkernd an, "denn wer guckt sich sowas sonst so lange an?"

In der Gruppe geht es nicht nur im Mode

Die Gute Laune gehört beim Team der Froschkönigin und des "Rock Frog" - hier gibt es Mode für Männer - einfach dazu. "Schlimmer geht immer", sagt Anja Bötzel-Hirsch, "man muss eben das beste aus der Situation machen." Deswegen geht es in der Gruppe auch nicht nur um Mode.

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"Das ist keine Plattform, auf der es nur darum geht, einen Pulli zu verkaufen", sagt Anja Bötzel-Hirsch. "Bei uns gibt es auch immer eine Tasse Seele mit dazu." Sprich: Lebenshilfe. "Wir geben viel von uns Preis, es kommt aber auch viel zurück." Bei den Stammkunden etwa "wissen wir ganz genau, wie es denen geht." Wer Hilfe, Trost einen Rat oder einen Impuls brauche, bekomme das auch.

"Es gibt dann so schöne Rückmeldungen, dass mir jemand erzählt: Weil Du mir den Impuls gegeben hast, habe ich mich endlich getraut, umzuziehen", sagt Anja Bötzel-Hirsch. "Solche Rückmeldungen sind unglaublich tolle Erfahrungen."

Kunden halten die Treue

Ihre Kunden zahlen dieses Engagement mit Treue zurück. Im Sommer zum Beispiel haben sich manchmal Schlangen vor der Boutique gebildet, weil nur vier Kunden gleichzeitig hinein durften. "Die haben wir dann mit Kaffee versorgt", sagt Anja Bötzel-Hirsch. Und: Wer nicht fahren musste, hat auch ein Gläschen Sekt bekommen.

Auch übers Netz bestellen die Kunden weiterhin. Die Pakete gehen dann weit über Langenberg hinaus nach ganz Deutschland - München, den Osten. Mehr als 2000 Mitglieder hat allein die Facebook-Gruppe. Einen Online-Shop gibt es für Froschkönigin und Rock Frog aber nicht.

Unkonventionelle Stücke in kleinen Auflagen

Wird es auch nicht geben, sagt Anja Bötzel-Hirsch. "Den könnte ich gar nicht bestücken." Schließlich stamme ihre Ware von kleinen renommierten Firmen, die nur kleine Chargen herstellen. "Das reicht nicht für einen Online-Shop." Von ihren selbst designten Stücken etwa gebe es höchstens 50 Stück pro Modell. "Wenn die weg sind, sind die weg."

Schließlich wollten die beiden die Menschen "nicht uniformieren, sondern kleiden", sagen die Inhaber. "Wir sind ja recht unkonventionell" und so sei eben auch die Mode. So mancher habe "genau den richtigen Style bei uns gefunden" - ausgefallene Sachen, die es nicht an jeder Ecke gebe. "Aber", sagt Anja Bötzel-Hirsch lachend "wir haben auch Pullis ohne was drauf."

Corona kann nicht ausgeblendet werden

So ganz ist die Corona-Krise aber auch an Froschkönigin und am Rock Frog nicht vorbei gegangen. Von den sieben Mitarbeitern - drei in Vollzeit, vier Minijobber - sind bis auf zwei 450-Euro-Kräfte alle in Kurzarbeit. Und staatliche Förderung zu bekommen sei auch nicht so einfach: "Wir können ja Click & Collect anbieten", sagt die Inhaberin. Das heißt: Online bestellen und an der Ladentür abholen.

Trotzdem: Die gute Laune wollen sich die beiden nicht verderben lassen. Und so wird es auch bald schon das nächste Live auf Facebook geben - und im Anschluss wieder viel Arbeit beim Verpacken der bestellten Ware.

Weitere Aktivitäten

Anja Bötzel-Hirsch gibt zusammen mit Kollegin Melanie Reißig vier Mal im Jahr in Eigenproduktion das Magazin "Melli & Anja - wie gedruckt" heraus. Darin gibt es Geschichten von Frauen über Frauen, Lebenshilfe, Tipps, Rezepte und vieles mehr.

Außerdem richtet die Boutique-Inhaberin vier Mal im Jahr ein Treffen im Velberter Brauhaus aus, bei dem sich Mitglieder der Facebook-Gruppe im echten Leben begegnen können. Auch hier gibt es neben Mode Raum für viele Gespräche.

Und schließlich entwirft die 46-Jährige noch eigene Mode für die Boutique.

Weitere Nachrichten aus Langenberg, Neviges und Velbert gibt es auf www.waz.de/velbert.