Langenberg. Stadtwerke Velbert knöpfen sich die Sanierung und Angebotserweiterung des Nizzabads in Langenberg vor. Man hofft auf Förder-Millionen aus Berlin.

Draußen vor der Schwimmhalle stehen Container mit Maschinen und Gerät zum Überbrücken, damit drinnen weder das Wasser noch die Luft zu kalt werden. Die Stadtwerke Velbert erneuern nämlich zurzeit im Nizzabad bei laufendem Betrieb den Brennwertkessel und das gasbetriebene Blockheizkraftwerk.

350.000 Euro kostet alleine diese Maßnahme. Seit die Stadtwerke 1987 den Betrieb der drei Bäder in Velbert übernommen hätten, bilanziert Norbert Noll, habe man stets alles instandgehalten und immer wieder modernisiert.

Aber beim im August 1975 eröffneten Nizzabad müsse man nach 45 Jahren nun „intensiver und mehr“ ran, so der Abteilungsleiter Bäder weiter. Wenn’s klappt, wird dieses Projekt ebenfalls mit Hilfe von Fördergeld aus Berlin gewuppt.

Beim Panoramabad hat’s schon geklappt

Der frühere Freibadbereich „Garderobe und Sanitär“ soll entkernt und künftig für Angebote im Fitness- und Therapie-Bereich genutzt werden. Es sind etwa 900 Quadratmeter.
Der frühere Freibadbereich „Garderobe und Sanitär“ soll entkernt und künftig für Angebote im Fitness- und Therapie-Bereich genutzt werden. Es sind etwa 900 Quadratmeter. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Schließlich sind die Stadtwerke bzw. die Stadt Velbert als offizielle Antragsstellerin beim Panoramabad ja bereits erfolgreich gewesen. Zwar waren sie 2018 zunächst beim ersten Projektaufruf abgeblitzt, sind dann aber im Jahr darauf doch noch zum Zuge gekommen.

Mittlerweile sind für die Anlage am Wiesenweg in Neviges Bundesmittel in Höhe von zwei Millionen Euro zugesagt. Im Nizzatal summiert sich das Vorhaben laut Kostenschätzung auf 2,8 bis 3,5 Millionen Euro.

Verbunden mit der Hoffnung auf eine 90-prozentige Förderung aus dem mit 600 Millionen Euro ausgestatteten Förderprogramm namens „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Die Projektskizze der Velberter ist (fast schon) unterwegs nach Berlin.

Ein Zentrum für die Gesundheit

Badegäste müssen sich vorab festlegen

Das Schwimmbad im Nizzatal zählt jährlich etwa 100.000 Gäste. Nach den Herbstferien gelten dort wieder die üblichen Öffnungszeiten: mo 13 - 21.30, di 13 - 17, mi 13 - 21.30, do 13 - 16, fr 13 - 18 und sa 8 - 16, so und feiertags 8 - 13 Uhr. Frühschwimmer haben Zutritt mit üblichen Eintrittskarten und sind mi bis fr 6.30 - 8 Uhr willkommen.

Ansonsten können die Bäder wegen der Corona-Pandemie grundsätzlich nur mit vorab gebuchten Tickets besucht werden. Gäste müssen dafür einen Tag und ein Zeitfenster festlegen. Etwa online über neanderticket.de oder in einer der Vorverkaufsstellen. In Langenberg ist das die Buchhandlung Kape, Hauptstraße 58 (Info-Telefon 02052 3761).

Kurz gefasst geht es um eine Sanierung plus Angebotserweiterung. Nach der Sanierung wäre das Gebäude barrierefrei, erfüllte es alle klimapolitischen- und Normenvorgaben.

„Temperatur, Feuchte und Chemie nagen an der Substanz“, beschreibt Noll die Ursachen-Kombination für die fällige Kernsanierung. Auf der Liste stehen bei der so genannten Ertüchtigung des gesamten Gebäudes speziell die Fassaden, Fensterelemente, Dachflächen, Beckenwasseraufbereitung und der Betonkörper im Bereich der Badeebene.

Zudem besteht die Absicht, den einstigen Freibadbereich mit seinen damals großzügig bemessenen Umkleiden und den Sanitärräumen zu entkernen, um diese rund 900 Quadratmeter u. a. für Angebote aus dem Fitness-/Freizeitbereich und für therapeutische Angebote wie Reha-Sport, Massagen und Sportmedizin zu nutzen. „Ein Zentrum für Gesundheit im Wasser und zu Land“, nennt das Stadtwerke-Sprecherin Gesa Weppelmann.

Fitnessbetreiber würde gerne expandieren

Zurzeit werden Brennwertkessel und Blockheizkraftwerk erneuert. Das Foto zeigt Technikleiter Marco Kronenberg bei der Arbeit an der alten Anlage.
Zurzeit werden Brennwertkessel und Blockheizkraftwerk erneuert. Das Foto zeigt Technikleiter Marco Kronenberg bei der Arbeit an der alten Anlage. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Seit weit mehr als einem Jahrzehnt ist der gewerbliche Fitnessbetreiber „Train & Fun Vitalsport“ im Nizzabad als Anbieter von Rehasport und Präventionskursen kombiniert mit Schwimmangeboten.

Das soll ausgebaut werden, nicht zuletzt mit dem Ziel, das Bad dauerhaft als Sport- und Freizeitstätte in Langenberg zu erhalten. „Wir sind mit unserem Geschäftspartner immer in engen Gesprächen und die Angebote haben einen sehr guten Zulauf“, sagt Bäder-Chef Noll.

Man treffe dort auch zunehmend mehr jüngere Leute an. Der Anbieter würde erklärtermaßen gerne mehr machen und könne sich eine Expansion gut vorstellen.

Fachplaner für die Feinplanung hinzuziehen

Wenn aufgrund des Antrags und der Projektskizze aus Berlin ein positives Signal kommt – mit Entscheidungen wird für Anfang 2021 gerechnet –, wollen die Stadtwerke Fachplaner hinzuziehen und in eine „intensive Feinplanung einsteigen“.

Noll: „Das wird eine interessante Sache. Solche Spezialisten sind rar und haben gut zu tun.“ Und was passiert, wenn das Nizzabad nicht gefördert wird? „Dann müssen wir den großen Schub, den wir erwarten, in den nächsten Jahren Schritt für Schritt umsetzen.“

Zwei Millionen Euro Defizit im Jahr

Norbert Noll leitet bei den Stadtwerken Velbert die Bäder-Abteilung.
Norbert Noll leitet bei den Stadtwerken Velbert die Bäder-Abteilung. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

CDU-Fraktionschef Karsten Schneider hatte in der letzten Ratssitzung darauf hingewiesen, dass die Velberter Bäder im Schnitt Jahr für Jahr ein Defizit von zwei Millionen Euro erwirtschaften.

Noll bestätigt diese „Unterdeckung“, fügt jedoch hinzu, dass man damit noch vergleichsweise gut da stehe. Ziehe man nämlich vergleichbare Städte und ihre Bäder-Bilanzen hinzu, so rangiere Velbert im unteren Drittel. Öffentliche Schwimmbäder seien immer defizitär.