Neviges. Gibt es in Neviges Stolperfallen oder Hindernisse für Senioren? Ein Experten-Team startete einen Rundgang. Das Ergebnis mag manchen überraschen.

Seinem Adlerauge entgeht nichts. Kein Huckel, keine Bordsteinkante, die zur Stolperfallen werden könnten. Rainer Jadjewski ist Beauftragter der Stadt Velbert für Menschen mit Behinderungen. Nun haben zwar nicht alle Senioren ein Handicap, aber viele benötigen eine Gehhilfe, sind unsicher auf den Beinen, sehen schlecht. Und haben eine Heidenangst, hinzufallen. Daher ist Rainer Jadjewski genau der richtige Mann, wenn die Stadt wissen will: Wie seniorensicher sind Neviges Straßen? Gemeinsam mit Bernhard Zbrug, Seniorenbeauftragter der Stadt Velbert und Teilnehmern des Runden Tisches „Seniorenfragen“ machte sich der Experte auf zu einem Rundgang durch die Altstadt.

Gut abgerundeter Bordstein

Wer vom Pfarrheim „Glocken-Treff“ zur Gaststätte „Eisernes Kreuz“ oder zum Awo-Stadtteiltreff möchte, muss schon mal nichts befürchten. Zufrieden macht Rainer Jadjewski kurz halt am Übergang von der Tönisheider zur Elberfelder Straße. „Der Bordstein ist hier abgerundet, das ist schon mal gut. Allerdings gibt’s nichts für Sehbehinderte.“ Also keine farblich abgrenzende Pflasterung, die signalisiert: Achtung, aufpassen. Weiter geht’s zum Brunnenplatz. Die Bänke sind barrierefrei erreichbar, keine Stufen, alles prima. „Was ist eigentlich mit dem Sonnensegel, das hier mal im Gespräch war?“, möchte Corinna Kinnen wissen, eine der Leiterinnen des Glocken-Treffs. „Im Hochsommer ist es hier oft ganz schon heiß.“ Zwar kein Problem der Seniorensicherheit, aber Rainer Jadjewski zückt gleich sein Notizbuch.

Sicheres Treppengeländer

Ein stabiles Treppengeländer, wie es dem Experten der Stadt gefällt. Leider gehört es zu einem inzwischen geschlossenen Geschäft.
Ein stabiles Treppengeländer, wie es dem Experten der Stadt gefällt. Leider gehört es zu einem inzwischen geschlossenen Geschäft. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Auf der linken Seite der Fußgängerzone steht ein kleines Haus, schmuck, aber nicht auffallend, man eilt achtlos daran vorbei. Nicht so Rainer Jadjewski, der sich für den Eingang begeistert. „Rechts und links ein neues Treppengeländer. Schön, da kann man sich ganz gut dran hochziehen.“ Völlig barrierefrei müssen laut Gesetz nur öffentliche Gebäude sein, wie etwa die Stadtteilbücherei. Auf dem Weg dorthin prüft der Experte mal eben, ob die Fußgängerampel an der Wilhelmstraße auch sehbehinderten Menschen einen sicheren Übergang garantiert. Test bestanden: Die Vibration an der Ampeltaste rüttelt einwandfrei, und bei der recht langen Grünphase muss auch niemand über die Straße hetzen. „Hier, die Bank. Das werden Sie nicht wahr nehmen. Aber für ältere Menschen ist es wichtig, sich mal einen Moment hinzusetzen.“ Zumal es ja vom Brunnenplatz aus zwar sanft, aber doch stetig bergauf geht.

Der „Runde Tisch“ arbeitet zusammen

Zum „Runden Tisch Seniorenfragen“ gehören die Katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens, die Diakonie, „Glocken-Treff“ und „Awo-Stadtteiltreff“ sowie die Abteilung Senioren der Stadt Velbert.

Wem Stolperfallen oder Hindernisse in Neviges auffallen, kann sich an die Technischen Betriebe Velbert wenden 02051 26 26 26 oder an Rainer Jadjewski 02051 26 11 26

Auch das Plateau in der Mitte der Rampe, die Rollstuhlfahrern und Menschen mit einem Rollator problemlos Zugang zur Stadtbücherei gewährt, erkennt nur ein geschultes Auge. „Bei einer Neigung von sechs Prozent ist man ganz froh, wenn man zwischendurch mal kurz Pause machen kann.“ Auf der anderen Seite, direkt vor dem Neubau neben der Post-Servicestation, runzelt Rainer Jadjewski allerdings kurz die Stirn. Wo einst eine Laterne stand, ragen jetzt mehrere Schrauben aus dem Boden. „Das kommt wohl noch von der Baustelle. Aber dann sollte da auch schnell wieder eine Laterne hin. So ist das hier eine Stolperfalle.“

Keine hohen Bordsteinkanten

Die Rampe an der Stadtteilbibliothek hat in der Mitte ein Plateau. Wichtig, damit Senioren mit einem Rollator unterwegs mal Luft holen und Pause machen können.
Die Rampe an der Stadtteilbibliothek hat in der Mitte ein Plateau. Wichtig, damit Senioren mit einem Rollator unterwegs mal Luft holen und Pause machen können. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Auf dem Rückweg zieht die kleine Gruppe achtlos an der Sonnenapotheke vorbei, was soll hier schon Besonderes sein. Von wegen. „Das hier ist richtig gut“, meint Jadjewski begeistert und zeigt auf den Eingangsbereich. „Die Straßenneigung ist optimal angeglichen.“ Zumal gebe es nur eine flache Stufe, und die habe keine Kante, an der man mit der Sohle hängenbleiben könnte. Über die Lohbachstraße geht es zurück in Richtung Busbahnhof, vor der ehemaligen Kneipe „Alte Waage“ endet die Tour. Das dunkel-hell gemusterte Pflaster gefällt dem Experte schon mal gut. „Ideal wären hier noch Noppen, die können nämlich auch Sehbehinderte spüren.“ Sein Fazit: „Neviges ist relativ seniorensicher. Man kann natürlich immer etwas noch besser machen.“ Doch gebe es hier zum Beispiel keine hohen Bordsteinkanten. „Das sieht in Velbert, in Birth und Langenhorst noch ganz anders aus.“