Velbert. Aber die Stadt hat auch einiges für Menschen mit Handicaps getan. Zum Awo-Rundgang durch die City hatte sich kein Betroffener eingefunden.
Ihren Innenstadtrundgang mit Fokus auf Barrierefreiheit hatte die Arbeiterwohlfahrt eigentlich etwas anders geplant. „Vorgesehen war es mit Menschen, die beispielsweise auf einen Rollstuhl angewiesen oder sehbehindert sind, die Erkundung zu machen“, erklärt Organisatorin Julie Küpry. Betroffene Personen könnten schließlich besser erkennen, an welchen Stellen in der Innenstadt es bei der Barrierefreiheit noch hakt. So musste der einstündige Gang durch das Zentrum ohne die Zielgruppe stattfinden. Interessante Anregungen und Informationen kamen dennoch zusammen.
Ersten Redebedarf gab es am Fußgängerüberweg an der Kreuzung Offerstraße/Nedderstraße. „Hier ist die grüne Ampelphase mit zwei Sekunden viel zu kurz“, bemängelt Küpry. Eine Person mit Rollator hätte daher nicht genug Zeit um die Straße zu überqueren, so die Pädagogin. Rainer Jadjewski ist Verkehrsplaner bei den Technischen Betrieben Velbert und war ebenfalls bei dem Rundgang anwesend. „Selbst wenn die Ampel auf Rot schaltet, während der Fußgänger sich noch auf der Straße befindet, hat er normalerweise noch genug Zeit, da die Rotphase für Autofahrer absichtlich noch etwas länger anhält“, so Jadjewski. Dass die Zeit an diesem Übergang dennoch etwas zu knapp ist, sieht der Experte ebenfalls ein: „Das stimmt, das muss angepasst werden“.
Der erste Rundgang
Die Innenstadterkundung war der erste Rundgang dieser Art, den die AWO organisierte. In Zukunft plane man mit Bürgern weitere solche Termine zu veranstalten. Beim nächsten Stadtteilrundgang soll der Fokus auf Spielplätze gelegt werden.
Für Verbesserungsvorschläge bezüglich der Barrierefreiheit sind die Technischen Betriebe Velbert über das Servicetelefon unter 02051262626 erreichbar.
Ein Leitsystem für Sehbehinderte
Der Experte hatte anhand dieser Stelle aber auch die Möglichkeit gleich mal aufzuzeigen, welche Maßnahme zur Barrierefreiheit bereits unternommen wurden. So zeigt er auf den weißen Streifen, der sich gleich am Fußgängerüberweg befindet. Der Streifen ist mit herausstehenden Noppen versehen und gehört zum Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen. Sehenden Verkehrsteilnehmer fallen solche Streifen im Alltag oft gar nicht auf, doch für sehbehinderte Personen stellen sie eine wichtige Orientierungshilfe dar. Mit einem sogenannten Langstock können sie diese Noppenplatten erfassen und wissen so, dass vor ihnen eine Gefahrenstelle liegt.
Infosäulen lesen Fahrplan vor
Nicht unweit von dort führen weitere Leitlinien durch den Zentralen Omnibusbahnhof, kurz ZOB. „Hier befinden sich vor allem Platten mit Rillen, die dazu dienen, sehbehinderten Menschen die Richtung zu weisen“, erklärt Jadjeswki. Damit die betroffenen Personen sich auch über den Fahrplan informieren können, führen die Leitstreifen zu Infosäulen, an denen die nächsten abfahrenden Busse inklusive Abfahrtszeit von einer Stimme vorgelesen werden.
Weiter führte der Rundgang über den Offerplatz, auf dem der Verkehrsplaner klarstellte wieso man dort auf ein solches Leitsystem verzichtete. „Auf dem Platz finden so viele Veranstaltungen statt, dass es nicht wirklich sinnvoll gewesen wären“. Personen mit Rollator oder Rollstuhl können über eine Rampe auf den Platz gelangen.
Schwere Tür lässt sich von Rollstuhlfahrern nicht öffnen
Trotz bereits existierender Maßnahmen ist für Küpry klar: „Es kann immer noch mehr gemacht werden, denn selbst Barrierefreiheit ist nicht immer gleich Barrierefreiheit.“ Als Beispiel zeigt sie auf einen Gebäude an der Blumenstraße. Dort befindet sich zwar eine rollstuhlfreundliche Rampe am Eingang, die schwere Eingangstür des Gebäudes wäre für einen Rollstuhlfahrer allein ohne Hilfe allerdings nicht zu öffnen. „Von solchen Situationen könnten uns Betroffene bestimmt noch zahlreiche Bespiele nennen. Schade, dass heute niemand anwesend war“, sagt AWO Mitarbeiter Brigitte Feufel.