CDU-Kandidat Dirk Lukrafka setzte sich bei der Stichwahl zum Bürgermeister in Velbert mit lediglich 220 Stimmen Vorsprung durch.

Es wurde unglaublich spannend, und auch reichlich eng bei dem Kopf-an-Kopf-Rennen, als nach 18 Uhr in zügigem Tempo die Stimmen ausgezählt wurden und mal die grüne und mal die schwarze Säule der Graphik die höhere war. Bis schließlich feststand: Dirk Lukrafka hat die Stichwahl gepackt. Der CDU-Mann und amtierende Bürgermeister behauptete sich knapp im Stechen gegen Esther Kanschat (Bündnis 90/Die Grünen). Mit letztlich 220 Stimmen Vorsprung und 50,45 gegenüber 49,55 Prozent.

Vier andere Parteien unterstützten grüne Kandidatin

„Es war ein unheimlich spannender Wahlabend“, erklärte der Sieger, „die Unterstützung für Frau Kanschat hat es wirklich schwer gemacht.“ Zur Erklärung: Drei Tage nach dem ersten Durchgang der Kommunalwahlen hatten vier andere Parteien – SPD, FDP, Linke und Piraten – erklärt, ebenfalls die Grüne bei dem Bürgermeister-Entscheid unterstützen zu wollen und ihren Wählern ans Herz gelegt, für sie zu votieren. Velbert hätte damit erstmals auch eine Bürgermeisterin bekommen. Der Amtsinhaber (51) hatte zwei Wochen zuvor unter insgesamt acht Bewerbern 40,89 und seine Konkurrentin (54) 21,48 Prozent der Stimmen geholt.

„Alle Seiten haben jetzt die Menschen wirklich mobilisiert“, sagte Dirk Lukrafka weiter mit Blick auf die Wahlbeteiligung, „und das ist der CDU auch gut gelungen.“

Kanschat persönlich enttäuscht, trotzdem zufrieden

Esther Kanschat war mit dem Ergebnis der Stichwahl trotz allem zufrieden. An ihrer Seite: Unterstützer Rainer Hübinger (SPD, links), Martin Schwarz (Piraten, rechts hinter ihr) und Birgit Onori (Linke, vorne rechts).
Esther Kanschat war mit dem Ergebnis der Stichwahl trotz allem zufrieden. An ihrer Seite: Unterstützer Rainer Hübinger (SPD, links), Martin Schwarz (Piraten, rechts hinter ihr) und Birgit Onori (Linke, vorne rechts). © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Esther Kanschat äußerte sich persönlich enttäuscht, sprach jedoch von einem „tollen Ergebnis“. Die politische Arbeit werde generell spannend, prophezeit sie: „Mehrheiten sind nicht mehr so einfach zu erlangen wie bisher.“

„Ich fand es schlimmer als ein Elfmeter-Schießen beim WM-Finale“, meinte CDU-Stadtverbandschef Burghardt Fülling. „Das war heute ein absoluter Nervenkrimi, wir sind jetzt unglaublich erleichtert.“

Wahlbeteiligung höher als bei der Stichwahl 2014

Der Wahltag lief schleppend an. Nach Auskunft des städt. Projektteams Wahlen hatten um zehn Uhr noch keine zwei Prozent der Velberter Wahlberechtigten ihren Urnengang gemacht, um 12 Uhr waren es 6,69, letztlich wurden es 37,44 Prozent – immerhin deutlich mehr als 2014 mit bloß knapp 28 Prozent. Es waren jetzt rund 15.500 Briefwahlanträge gestellt worden.

Weitere Stichwahlen im Kreis Mettmann

Im Neanderland waren noch in weiteren Städten Bürgermeister-Stichwahlen erforderlich. Das Geschehen konzentrierte sich durchweg auf den nördlichen Kreis Mettmann: In Ratingen traten Klaus Konrad Pesch für die CDU und Rainer Vogt (Bürger-Union Ratingen) gegeneinander an, im benachbarten Wülfrath Andreas Seidler (CDU) gegen Rainer Otto Ritsche (parteilos) und in Mettmann kämpften Thomas Dinkelmann (parteilos) und Sandra Pietschmann (nominiert von CDU und SPD) um das Amt. Pesch (52 Prozent), Ritsche (67) und Pietschmann (58) behaupteten sich klar. In Heiligenhaus war keine Bürgermeister-Entscheidung fällig. Dort bleibt der CDU-Mann Michael Beck weiterhin im Amt.

Das Gros der Bürgermeister stellte die CDU

Der direkt gewählte, hauptamtliche Bürgermeister ist sowohl Vorsitzender des Velberter Rates als auch Leiter der Stadtverwaltung, die aktuell rund 800 Mitarbeiter hat.

Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses, des Aufsichtsrates der Stadtwerke Velbert, steht er dem Verwaltungsrat der Technischen Betriebe Velbert (TBV) vor, ist er (Mit-)Geschäftsführer der Beteiligungsverwaltungsgesellschaft der Stadt Velbert (BVG), ferner der Kultur- und Veranstaltungs-GmbH Velbert (KVV) und (Mit-)Betriebsleiter des Kultur- und Veranstaltungsbetriebs Velbert (KVBV). Zudem gehört er dem Verwaltungsrat der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert an. Die derzeitige Amtszeit geht noch bis zum 31. Oktober.

Nur ein SPD-Bürgermeister seit dem Zusammenschluss

Der letzte nicht-hauptamtliche Bürgermeister war im Anschluss an Heinz Schemken (1989 bis 1998 und zuvor bereits 1975 bis 1984, CDU) für eine Art Übergangszeit Bernd Tondorf (CDU), bevor Ex-Stadtdirektor Hanns-Friedrich Hörr, ebenfalls CDU, in 1999 die Stichwahl gegen Josef Jolk (SPD) gewann und als Velberts erster direkt gewählter Bürgermeister ins Rathaus einzog. Von 2004 bis 2014 war Stefan Freitag (parteilos) im Amt, bevor Dirk Lukrafka (CDU) sich dann in 2014 bei der Stichwahl gegen Gerno Böll (SPD) behauptete. Übrigens: Sowohl Hörr als auch Freitag und Lukrafka hatten zuvor jeweils auch eine Zeit lang das Amt des Velberter Stadtkämmerers inne.

Einen SPD-Bürgermeister hat es seit dem Zusammenschluss von Velbert, Langenberg und Neviges zu einer Stadt im Jahr 1975 lediglich in der Zeit von 1984 bis 1989 mit Klaus Mühlhoff gegeben