Velbert. Esther Kanschat ist Bürgermeisterkandidatin der Grünen und sitzt seit 15 Jahren im Velberter Stadtrat. Sie will politisch nun einiges bewegen.

Sie ist eine von zwei Frauen, die sich neben sechs Männern um das Amt des Bürgermeisters oder besser der Bürgermeisterin bewerben. Und wie die meisten ihrer Mitbewerber schaut Esther Kanschat auf eine langjährige lokalpolitische Arbeit zurück. Die Grünen-Kandidatin sitzt seit 15 Jahren im Velberter Stadtrat und führt seit zwölf Jahren die Grünen-Fraktion an.

Warum sie jetzt für das höchste Amt in der Stadt kandidiert? Die promovierte Chemikerin im Schuldienst muss nicht lange überlegen: „Weil ich die Ungleichbehandlung in der Stadt nicht mehr ertragen kann“, sagt sie. „Die Bedienmentalität muss ein Ende haben.“ Es sollten alle in der Stadt die gleichen Chancen haben, ihre Ideen zu verwirklichen. Viele Konzepte, die hier in der Stadt erarbeitet würden, seien problematisch. So werde ein Verkehrsentwicklungsplan 2030 erarbeitet, der den Radverkehr kaum berücksichtige.

Stadtteile sollen sich wieder einander annähern

Auch bei den Wäldern fordert Esther Kanschat ein Umdenken – so sollten tote Bäume auch mal für die Tiere stehenlassen werden.
Auch bei den Wäldern fordert Esther Kanschat ein Umdenken – so sollten tote Bäume auch mal für die Tiere stehenlassen werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Mit Blick auf die ganze Stadt ist es der 54-Jährigen ein Anliegen, die verschiedenen Stadtteile Velberts einander anzunähern. Die Vereine und Werbegemeinschaften sollten gestärkt werden, um so den Zusammenhalt in der Stadt auszubauen. „Meiner Ansicht nach fließt zuviel Geld nach Velbert-Mitte.“

Aber die Innenstädte in allen Stadtteilen müssten gestärkt werden, so Kanschat. Die Nevigeser Fußgängerzone müsste ihrer Meinung nach verkürzt werden. „Man wird nicht mehr alle Ladenlokale vermietet bekommen, die Läden sollten um den Brunnen herum konzentriert werden“, sagt sie. Die übrigen Ladenlokale könnten in Wohnraum umgewandelt werden, dazu müsste allerdings der Bebauungsplan geändert werden. Wenn das Schloss Hardenberg zu einem Naturerlebnismuseum umgebaut sei, sollte Neviges einen Schwerpunkt auf Natur und Freizeit legen – und auch die Demeterhöfe ringsum in das Konzept miteinbeziehen.

Kanschat kritisiert Schottervorgärten

Langenberg hingegen biete sich als Künstlerstadt an. „Bücherstadt, Alldie-Kunsthaus und eine Galerie sind ja schon da“, meint die Politikerin. Aber, so Kanschat weiter, wenn sich auch in Neviges Künstler niederlassen wollten, sei auch das in Ordnung, dann könnten die beiden Stadtteile dabei kooperieren.

Und: Die Grünen-Politikerin kritisiert den Flächenverbrauch in Velbert. Dazu würden Plätze in der Stadt mit zu wenigen Bäumen angelegt. „Wegen drei bis vier Veranstaltungen auf den Plätzen gibt es hier im ganzen Jahr keinen Schatten“, bemängelt sie. Und auch die zunehmende Zahl der „Schottervorgärten“ ist Esther Kanschat ein Dorn im Auge. „Die Flächen heizen sich auf und Lebensraum für Insekten bieten sie auch nicht“, sagt sie und fordert ein Verbot dieser Gartengestaltung.

Baumschutzsatzung für Velbert gefordert

Wahltag ist am 13. September

Am 13. September ist Kommunalwahl in NRW. In Velbert bewerben sich acht Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters – mit dabei ist ein unabhängiger Kandidat. Um die Sitze im Velberter Stadtrat bewerben sich neun Parteien.

Außerdem werden Kreistag und Landrat gewählt. Sollten bei der Landrats- oder Bürgermeisterwahl durch keinen Bewerber eine absolute Mehrheit (50,1 Prozent) erzielt werden, so kommt es zwei Wochen später (am 27. September 2020) zu einer Stichwahl.

Ebenso brauche Velbert eine Baumschutzsatzung, damit die Bäume mehr geschützt werden. Auch bei den Wäldern fordert Kanschat ein Umdenken – weg vom Wirtschaftswald. „Tote Bäume sollte man auch mal stehenlassen für die Tiere, statt gleich abzuholzen.“

Was sie an ihrem ersten Tag im Amt der Bürgermeisterin tun würde? „Ich würde eine Versammlung der Mitarbeiter der Verwaltung einberufen und erklären, was ich alles verändern will. Ich würde die Fragen der Mitarbeiter aufnehmen und beantworten“, sagt sie. Ihr Ziel sei es, die Stadtverwaltung zu stärken. „Ich denke, die Mitarbeiter können nicht so wirken, wie sie wollen“. Die Vorgaben sollten immer aus der Verwaltung kommen, die dann von den Ratspolitikern diskutiert würden.