Langenberg. Vom Neanderlandsteig führen fünf Entdeckerschleifen rund um und durch Langenberg. Eine folgt den Spuren von Gustav Heinemann.
Ob Gustav Heinemann damit gerechnet hatte, dass einer seiner Spazierwege mal zu einem Wanderweg wird? Jedenfalls lief der ehemalige Bundespräsident gerne zur Entspannung durch das Felderbachtal, wenn er seinen Sohn Peter und Enkel Robert in Nierenhof besuchte.
Und dieser Strecke folgt nun auch eine der Entdeckerschleifen des Neanderlandsteigs – der Gustav-Heinemann-Weg. Wie es sich für einen Spazierweg gehört, ist die Tour nicht wirklich anspruchsvoll: gut sieben Kilometer lang und mit nur einer nennenswerten Steigung ist diese Schleife tatsächlich mehr ein ausgedehnter Spaziergang, als eine Wanderung.
Los geht’s am Bahnhof Nierenhof
Startpunkt ist am S-Bahnhof in Nierenhof. Für eine Anreise mit der Bahn optimal, als Autofahrer braucht es ein wenig Glück, ob dort auch tatsächlich ein Parkplatz frei ist. Wer mag, kann aber auch an anderen Punkten in den Rundweg einsteigen.
Wir jedenfalls starten am Bahnhof und entscheiden uns, die Runde gegen den Uhrzeigersinn zu laufen. Wir biegen also links ab auf die Nierenhofer Straße und nehmen unmittelbar neben dem ersten Gebäude auf der linken Straßenseite den kleinen Fußweg in den Wald.
Ein Zaun versperrt den Weg
Leider ist aber nach gut 300 Metern erst einmal wieder Schluss: Ein Zaun versperrt den Weg, dahinter liegt die derzeit stillgelegte Baustelle zwischen Steinbrink und Walzenstraße (WAZ berichtete). Ein kleiner Trampelpfad führt als Umleitung zum Steinbrink, wir folgen der Straße durch das Gewerbegebiet und gelangen am Ende wieder zurück auf die ursprüngliche Route.
Der Weg führt nun hinab zur Heeger Straße und dann auf die Bonsfelder Straße. Wir folgen der Straße ein Stück, was an einem Sonntag nicht so tragisch ist: Der Verkehr hält sich in Grenzen, die Sonne scheint und schon bald beginnt der wirklich schöne Teil dieser Entdeckerschleife.
Hinauf zur Hüserstraße
Denn schräg gegenüber der Kita „Die Brücke“ führt der Weg nun bergauf: rechter Hand die Kleingartenanlage der Gartenfreunde Bonsfeld, linker Hand ein Maisfeld. Hier geht es gut bergan, aber das ist auch die einzige steile Stelle auf dem ganzen Weg.
Etwa auf halber Höhe lohnt es sich, einen Blick zurück zu werfen: Der Ausblick auf Bonsfeld ist wirklich toll. Oben an der Hüserstraße angekommen, atmen wir kurz durch und nehmen dann die kleine Straße unterhalb, die am Hof Sondern vorbeiführt. Hier wachsen wilde Brombeeren, ein leckerer Snack für zwischendurch.
Ein Greifvogel macht auf sich aufmerksam
Und dann ist da ein hoher, spitzer Schrei zu hören. Immer wieder. Als die Büsche links und rechts des Weges einer Wiese weichen und der Blick frei wird, ist auch der Urheber schnell gefunden: Ein Greifvogel kreist über uns und macht sich dabei deutlich bemerkbar.
Hinter dem Hof Sondern biegt der Gustav-Heinemann-Weg links ab und es geht in einem weiten Bogen leicht bergan. Hier machen wir kurz Pause und lassen ein paar Mountainbiker vorbei – nicht das einzige Mal, dass wir uns den Weg mit Radfahrern teilen. Aber Probleme gibt es nicht, jeder nimmt Rücksicht auf den anderen.
Der Weg ist gut ausgeschildert
Mitten im Wald, an einer kleinen Kreuzung, biegen wir links ab. Bislang ist der Weg gut ausgeschildert, auch ohne die Wander-App zum Neanderlandsteig besteht kaum Gefahr, sich zu verlaufen. Selbst der bald folgende Knotenpunkt zweier Entdeckerschleifen am Flasdiek ist sehr gut beschildert.
Wir biegen scharf links ab – und wundern uns: Ist das hier nicht Privatgrundstück? Ist es nicht, der Wanderweg führt hinter Haus Flasdiek lang. Zwei freilaufende Hühner begutachten uns skeptisch und verschwinden dann schnell hinter den Anbau. Ein etwas in die Jahre gekommener Spielplatz würde sich für eine Rast anbieten – doch nur gut hundert Meter weiter ist ein noch viel schönerer Platz.
Eine wohlverdiente Pause
Eine dicke, massive Holzbank steht am Wegesrand, von hier bietet sich ein traumhafter Blick auf Wald und Wiese. Es gibt genug Schatten. Hier lohnt sich eine Pause. „Fast wie in der Schweiz“, schwärmt meine Frau, die gerade erst von einem Verwandtenbesuch aus dem Kanton Aargau zurückgekehrt ist – und auch dort wandern gegangen ist.
Von hier geht es etwas steiler bergab hinunter zur Fellerstraße, die wir überqueren und kurz vor dem Wanderparkplatz Am Künning wieder in den Wald abbiegen. Nun folgt der Weg dem malerischen Felderbach. Hier ist deutlich mehr Betrieb: Radfahrer, Familien. Spaziergänger mit Hund – der Weg scheint äußerst beliebt zu sein.
Dann kommen die ersten Gebäude unterhalb ins Blickfeld und schon bald sind wir am Gutsweg und kehren zurück auf die Bonsfelder Straße. Zurück zum Bahnhof gehen wir durch den Grünen Winkel und dann ist die Tour auch schon vorbei. Gut zwei Stunden waren wir unterwegs – und sind genau rechtzeitig am Auto. Denn kaum sind wir eingestiegen, fängt es an zu tröpfeln.
Gustav Heinemann
Gustav Walter Heinemann war von 1946 bis 1949 Oberbürgermeister von Essen und im Anschluss für ein Jahr Bundesinnenminister.
1966 übernahm er erneut ein Amt in der Regierung: Bis 1969 war er Bundesjustizminister, bevor er für fünf Jahre ins Amt des Bundespräsidenten gewählt wurde.
Der Weg, den er durchs Felderbachtal spazierte, wird zum Teil schon seit mehr als hundert Jahren zur Naherholung genutzt.
Nun stehen noch zwei Entdeckerschleifen aus: „Senderstadt und Kletterwald“ und „Biohöfe im Windrather Tal“ sind selbsterklärend.