Langenberg. Vom Neanderlandsteig führen fünf Entdeckerschleifen rund um und durch Velbert-Langenberg. Unterwegs auf den Spuren der Kohlentreiber.

Über Wiesen, sanfte Hügel und kleine Wäldchen schweift der Blick in Richtung Horizont. Dort, unter grauen Wolken, sind die markanten Türme der Velberter Skyline zu sehen. Wir sind unterwegs auf einer der Entdeckerschleifen, die vom Neanderlandsteig rund um und durch Langenberg führen. Natürlich zu Fuß. Gut zwei Stunden soll die Wanderung auf den Spuren der Kohlentreiber dauern. für mich als Wanderanfänger ein schöner Einstieg – für meine Frau eher ein längerer Spaziergang.

Sei’s drum: Wir starten auf dem Parkplatz an der Eventkirche. Das Wetter ist nicht ganz so toll, ein bisschen drückend, keine Sonne, jeden Moment könnte es regnen. Trotzdem: Wir beide wollen nun nach und nach die fünf Entdeckerschleifen entdecken.

Am Deilbach entlang ins Nizzatal

Die Entdeckerschleifen rund um Velbert-Langenberg sind gut ausgeschildert. Einfach diesen Zeichen folgen – der Name der Route ist ebenfalls auf dem Schild zu finden.
Die Entdeckerschleifen rund um Velbert-Langenberg sind gut ausgeschildert. Einfach diesen Zeichen folgen – der Name der Route ist ebenfalls auf dem Schild zu finden. © Sascha Döring | Sascha Döring

Wir folgen dem Deilbach vorbei an Windrather Talschule, Gymnasium und Nizzabad. Ein entspannter Einstieg in die Tour. Gegenüber der Bergischen Schweiz geht es dann in die Höhe Richtung Familienreitschule Dronsberg. Langsam lassen wir die Geräusche der Donnerstraße im Tal hinter uns. Stattdessen zwitschern Vögel, ein Pferd wiehert, es riecht nach Holz und Gras, nach Blumen.

Der Weg führt weiter bergauf, zwischen Wiesen hindurch in ein kleines Wäldchen. Bislang ist es kein Problem, der Beschilderung zu folgen: Das rote „N“ auf weißem Grund ist gut zuerkennen, die Pfeile an Kreuzungen so platziert, dass verlaufen eigentlich nicht möglich ist.

Kleines Manko: Die Bänke sind nicht optimal

Unterdessen wird der Weg schmaler, wir gehen hintereinander. Rechts das Wäldchen, links öffnet sich der Blick über eine abfallende Wiese Richtung Nordrath und Windrather Tal. Wir würden jetzt gerne eine kurze Kaffeepause einlegen, nur leider sind die Bänke entweder beschädigt oder nicht besonders sauber. Für die nächsten Tour werden wir uns eine kleine Decke einpacken, damit wir auch mal sitzen und die Aussicht genießen können.

Auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat – Landschaft und Natur gibt es entlang der Entdeckerschleifen genug zu entdecken.
Auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat – Landschaft und Natur gibt es entlang der Entdeckerschleifen genug zu entdecken. © Sascha Döring

Oberhalb der Windrather Scheune führt die Entdeckerschleife mitten über eine Wiese, ein einsamer Kirschbaum steht mitten Weg. Kindergelächter dringt von dem Hof herauf, ein paar Tröpfchen Regen fallen. Knapp die Hälfte der Strecke haben wir jetzt hinter uns und zum ersten Mal begegnen wir anderen Wanderern. Viel los ist heute nicht.

Spuren der Tuchfühlung

Wir nähern uns der Hohlstraße, als rechts von uns Figuren der Tuchfühlung auftauchen. Nicht eine, gleich mehrere sind etwas oberhalb des Wanderweges platziert. Ein schönes Fotomotiv für wandernde Kunstliebhaber, mit Sicherheit. Später fallen uns noch mehr dieser Körperkonturen auf.

Nun geht es ein Stück die Hohlstraße entlang. Am Örkhof bietet sich eine Pause an, doch sonntags ist Ruhetag. Für uns gibt es also nichts aus dem Hofladen, sondern einen Kaffee und einen kleinen Snack aus dem Rucksack. Ein paar freche Meisen hüpfen über die Straße, machen einigen wenigen vorbeifahrenden Autos eher widerwillig Platz. Weiter südlich scheint es, als würde sich der Turm der Windrather Kapelle vor dem drohenden Regen in die Landschaft ducken.

Fast die Abzweigung verpasst

Rechts ein Wäldchen, links die offene Wiese. Oberhalb der Windrather Scheune liegt das vielleicht schönste Stück des Wegs.
Rechts ein Wäldchen, links die offene Wiese. Oberhalb der Windrather Scheune liegt das vielleicht schönste Stück des Wegs. © Sascha Döring

Ein Stück weiter zweigt nach links eine andere Entdeckerschleife ab – die große Tour durch das Windrather Tal. Doch die Strecke heben wir uns auf für einen anderen Tag. Wir lassen die Kreuzung links liegen und gehen ein Stück die Alaunstraße entlang und biegen rechts ab Richtung Wanderparkplatz. Hier gibt es die erste Chance, sich zu verlaufen.

Denn nur kurz hinter dem Abzweig führt der Weg nach rechts in den Wald – nur ist das Wanderzeichen hinter dicht begrünten Ästen verschwunden. Zufällig entdecken wir die Plakette und verlassen den Schotterweg. Durch eine kleine Senke, in der man sich auch schnell nasse Füße holen kann – hier plätschert ein kleiner Bachlauf quer über den Weg – geht es ein Stückchen bergauf, vorbei an alten Bäumen und dicken Wurzellabyrinthen.

Ziegen und die Velberter Skyline

Schaf oder Heidschnucke? Wir waren uns nicht sicher. Ein sehr fotogener Anblick war es dennoch.
Schaf oder Heidschnucke? Wir waren uns nicht sicher. Ein sehr fotogener Anblick war es dennoch. © Sascha Döring

Kurz bevor es wieder auf asphaltierte Straße geht, versperrt ein Seil den Weg. Zwar kein Hindernis, aber etwas überraschend ist das schon. Dafür werden wir Wanderer von mehreren Augenpaaren sorgfältig beobachtet: Einige Ziegen grasen gegenüber auf einer Wiese. Aber wir beide sind offenbar keine Bedrohung, wir werden schnell wieder ignoriert. Für ein Foto reicht es dennoch.

Schon bald öffnet sich nach links der Blick: Auf dem Höhenrücken gegenüber liegt Tönisheide, gut zu sehen ist auch die Talbrücke Grund. Weiter rechts erhebt sich das BKS-Hochhaus, der Telebert und die Christuskirche. Fast zu Greifen nah liegt vor uns die Maple Leaf Ranch. Und hier passiert es: Der Weg teilt sich und weil wir kein Wanderzeichen finden, nehmen wir prompt den falschen Abzweig.

Eine unfreiwillige Abkürzung

Ein einsamer Kirschbaum, mitten auf dem Weg.
Ein einsamer Kirschbaum, mitten auf dem Weg. © Paulina Kleinschmidt

Statt links abzubiegen Richtung Wallmichrather Straße, um dann der Entdeckerschleife abwärts durch den Wald zur Weststraße zu folgen, halten wir uns rechts. Dafür entdecken wir in einem weitläufigen Garten nicht nur wunderbar blühenden Fingerhut, sondern auch ein paar vor sich hin dösende Schafe (oder sind das Heidschnucken? Wir als Laien sind da überfragt).

Die Hohlstraße hinab gelangen wir zurück in die Altstadt. Wir gönnen uns einen frischen Drink und sind bald schon zurück an der Eventkirche. Für den Einstieg sind die „Spuren der Kohlentreiber“ wirklich gut geeignet. Die Tour ist entspannt, selbst der Anstieg ist gut zu bewältigen, da nur das erste Stück bis Dronsberg etwas steiler ist. Dafür gibt es unterwegs jede Menge fantastische Aussichten auf die Natur rund um Langenberg.

Nun stehen noch vier Entdeckerschleifen aus: „Weitblick auf das Ruhrgebiet“ führt hinauf zur Nierenhofer Straße; „Senderstadt und Kletterwald“ ist selbsterklärend; der „Gustav-Heinemann-Weg“ nimmt die Wanderer ein Stück mit hinein ins Wodantal und „Biohöfe im Windrather Tal“ ist die zweitlängste Schleife.

Spuren der Kohlentreiber

Die Entdeckerschleife „Spuren der Kohlentreiber“ folgt den Wegen, die einst die Kohlentreiber von Essen-Kupferdreh über Nierenhof und Langenberg nach Wuppertal-Dönberg und ins Bergische nahmen.

Die Kohlentreiberwege waren die ersten Transportwege des frühen Steinkohlebergbaus. Auf Pferderücken wurde der mühselige Transport abgewickelt. Starke Steigungen waren zu überwinden, oft konnten Ross und Kohlentreiber nur hintereinander laufen.

Ein Teil der Kohlentreiberwege wurde 1831 durch die Bahnlinie „Prinz-Wilhelm-Bahn“ im Tal ersetzt. Die Wege der Kohlentreiber blieben und erinnern an diese Vergangenheit.