Langenberg. Kleingärtner aus Velbert-Langenberg geben Tipps, wie Pflanzen, Obst und Gemüse die Eisheiligen derzeit unbeschadet überstehen.
Leises Stimmgewirr wabert durch die Büsche und Bäume, hier und da ist Kinderlachen zu hören, ein Hund bellt. Die Geräusche der Straße verschwinden, bis sie nur noch ein diffuses Hintergrundrauschen sind. Hier, mitten in Bonsfeld, zwischen Bonsfelder und Hüserstraße, liegt eine gar nicht mal so kleine Oase.
„Wir sind der größte Kleingartenverein in Velbert“, sagt Jens Bork. Er ist 1. Vorsitzender der Gartenfreunde Bonsfeld, ein wenig Stolz schwingt in der Stimme mit. Enge Wege schlängeln sich zwischen den einzelnen Parzellen – und überall wird gewerkelt. „Seit den Beschränkungen durch Corona kommen viel mehr Leute gleichzeitig hierher“, sagt Bork.
Das Frühjahr war – wieder – zu warm
Ist ja auch klar: Wer – freiwillig oder auch nicht – nun mehr Zeit hat, der kümmert sich um den Garten. Fast alle haben einen Bereich zum Nutzgarten umfunktioniert und überall sprießt das Grün. „Wir sind schon wieder viel zu früh dran“, sagt Jürgen Bolscho, der 2. Vorsitzende. „Und das im dritten Jahr in Folge.“
Das Frühjahr war zu warm, vieles ist schon in der Erde, „was eigentlich erst jetzt, nach den Eisheiligen gepflanzt werden sollte“, sagt der Kleingärtner. Überall wachsen Erdbeeren und Zwiebeln, Rotkohl und Tomaten.
Kleine Hauben schützen die Pflanzen
Und nicht alle diese Pflanzen mögen Frost. Den aber kann es an den Eisheiligen schnell geben. Mit kleinen Tricks überstehen Obst und Gemüse aber auch diese Phase des Jahres. So helfen zum Beispiel kleine Hauben aus Plastik oder Glas, die über die bereits angegangenen Nutzpflanzen gestülpt werden.
„So entsteht ein Mikroklima“, erläutert Jürgen Bolscho. „Die Haube hält die Wärme und die Feuchtigkeit.“ Das funktioniere auch gut bei Pflanzen, die auf dem Balkon wachsen. Blühende Pflanzen oder auch Obstblüte „werden mit Wasser besprüht“, erläutert Jens Bork. „Das friert dann, wenn es Frost gibt, und schützt so die Blüte.“
Geranien über Nacht ins Haus holen
Sensible Gewächse wie etwa Geranien „können keinen Frost ab“, erläutern die beiden Gartenfreunde. also am besten die Pflanzen über Nacht ins Haus holen. „So nehmen die keinen Schaden durch Boden- oder Luftfrost.“ Tagsüber können Geranien aber ruhig wieder an die frische Luft.
Sind die Eisheiligen überstanden, „dann kann alles in die Erde, was nicht frostanfällig ist“, sagt Jürgen Bolscho. Die Arbeit für die Kleingärtner geht dann weiter: Unkraut jäten, Beete wässern, selbst hergestellten Dünger auftragen.
Gartenfreunde müssen mit Wasser haushalten
Selbst hergestellt? „Ja, einfach Brennnesseln abschneiden, in einen Eimer legen, Wasser drüber gießen“, sagt Jürgen Bolscho und hebt den Deckel von dem Plastikgefäß. „Riecht ein bisschen wie Bauernhof, gibt aber einen super Dünger.“
Allerdings: Mit dem Wasser müssen die Bonsfelder gut haushalten, die Anlage verfügt über keinen Anschluss ans Wassernetz. „Wir sind also darauf angewiesen, dass es regnet, damit sich die Wassertonnen füllen“, erläutert der Vereinsvorsitzende Jens Bork. „Unsere Gärtner wirtschaften hier bewusster.“
Erdbeeren, Rotkohl, Sellerie und vieles mehr
So wie zum Beispiel Detlef Baace, einer der dienstältesten Kleingärtner in der Bonsfelder Anlage. Er hat Erdbeeren und Rotkohl, Spitzkohl und Sellerie, Broccoli und vieles mehr angepflanzt. „Aber ich gieße nur noch punktuell, nicht mehr einfach das ganze Beet“, sagt er. Die letzten drei Sommer waren eben zu trocken.
Sind die Regenbehälter leer, gibt es nur zwei Möglichkeiten: „Entweder müssen wir uns entscheiden, welche Pflanzen wir gießen, oder wir zapfen den Hydranten an. Das dürfen wir Gott sei Dank“, sagt Jürgen Bolscho.
Klimawandel lässt exotische Früchte gedeihen
Andererseits führe der Klimawandel dazu, dass inzwischen auch exotischere Früchte in Langenberg gedeihen. Einer der Kleingärtner hat 2019 erfolgreich Melonen gezogen, andere ernten Feigen oder Kiwi von der eigenen Parzelle. Dennoch: Die meisten setzen auf heimische Sorten, „und die“, geraten die beiden Vereinsvorsitzenden ins Schwärmen, „die schmecken aus dem eigenen Garten einfach um Welten besser, als die Waren aus dem Supermarkt.“
Die Eisheiligen
Zu den Eisheiligen zählen mehrere Gedenktage von Heiligen im Mai: Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und Sophia (15. Mai).
Durch den Wechsel zum gregorianischen Kalender 1582 gilt die Bauernregel zu den Eisheiligen mittlerweile allerdings erst jeweils zehn Tage später.
Aber: Eine langjährige Messreihe in der Schweiz hat ergeben, dass es nur in etwa der Hälfte der Jahre an den Eisheiligen auch tatsächlich Frost gibt.
Kontakt zu den Gartenfreunden Bonsfeld gibt es per Mail: Der 1. Vorsitzende Jens Bork ist erreichbar unter gf.bonsfeld@web.de.