Langenberg. Der BUND Velbert kritisiert Regionalplan-Details für Langenberg. Die endgültige Entscheidung steht aber noch aus, das letzte Wort hat die Stadt.

Die neu gegründete Ortsgruppe Velbert des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) übt scharfe Kritik an dem Regionalplan „Mehr Wohnbauland im Rheinland“, bei dem die Bezirksregierung federführend ist.

Denn auch in Velbert sind in dem Plan zahlreiche Flächen als mögliches Wohnbauland vorgesehen. In Langenberg betroffen wären Areale am Gutsweg und in Wallmichrath. Laut BUND Velbert drohe nun „nicht nur die Zerstörung der Freilandfläche ,Große Feld’ für ein Industriegebiet, dessen Bedarf stark anzweifelbar ist, sondern man erhält jetzt auch den Freibrief, zusätzlich knapp 43 Hektar wertvolle Naturräume in der Velberter Landschaft zuzubauen“. An der Langenberger Straße ist laut Ratsbeschluss ein Gewerbegebiet geplant.

Stadt hat die Planungshoheit

Die Wallmichrather Höhe ist im Regionalplan als mögliches Bauland vorgesehen, die Stadt hat aber noch nicht entschieden, ob der Flächennutzungsplan für das Areal überhaupt geändert werden soll.
Die Wallmichrather Höhe ist im Regionalplan als mögliches Bauland vorgesehen, die Stadt hat aber noch nicht entschieden, ob der Flächennutzungsplan für das Areal überhaupt geändert werden soll. © Hans Blossey | Hans Blossey

Allerdings: Die endgültige Entscheidung darüber, was mit den Flächen passiert, liegt bei der Stadt Velbert. Und die hat noch nicht entschieden, sagt Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach. Die nun im Regionalplan enthaltenen Flächen sind aber fast alle von den Stadtplanern vorgeschlagen worden, sagte Michael Hubben von der Fachverwaltung im WAZ-Gespräch.

Aus der Sicht seines Fachbereichs, so Hubben, „können die vorgeschlagenen ASB-Reserven in Langenberg mitgetragen werden“. ASB steht für „allgemeiner Siedlungsbereich“. Das sieht der BUND völlig anders: „Zum Beispiel am Gutsweg in Nierenhof gibt es besonders viele ,Rote Liste’-Arten.“ – etwa Bluthänfling, den Girlitz, verschiedene Schwalbenarten, Spechte, die Ringelnatter sowie einen Brutmeiler des Hirschkäfers.

BUND: Streng geschützte Arten in Gefahr

Und auch die zweite Langenberger Fläche am Wallmichrath lehnen die Naturschützer ab. Hier geben die Experten der Bezirksregierung ebenfalls die besten Noten für Umweltverträglichkeit, was Nabu und BUND wiederum anders sehen. Carsten Haider vom BUND sagte in einem früheren Gespräch mit der WAZ: „Der Brulöhbach, der das Gebiet durchfließt, wird weiter nördlich gerade renaturiert. Und am Wallmichrath befinden sich weitere schutzwürdige Bachtäler.“ In dem Gebiet brüteten streng geschützte Eulenarten wie Schleiereule und Steinkauz, von diesen gebe es nur noch wenige Brutvorkommen in NRW.

Carsten Haider (links) und Mitglieder der noch recht neuen BUND-Ortsgruppe Velbert. Die Umweltschützer üben harsche Kritik am Vorhaben der Bezirksregierung.
Carsten Haider (links) und Mitglieder der noch recht neuen BUND-Ortsgruppe Velbert. Die Umweltschützer üben harsche Kritik am Vorhaben der Bezirksregierung. © Carsten Haider

Der BUND Velbert äußert aber auch eine andere Sorge: „Selbst wenn die Stadtverwaltung Velbert hier nicht selbst vermarktend tätig werden sollte, besteht die Gefahr, dass die Eigentümer dies selbst in die Hand nehmen.“

Können sie ruhig, sagt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach dazu, denn: „Die Planungshoheit liegt bei der Stadt. So lange wir die Flächen nicht als Bauland ausweisen, darf dort auch nicht gebaut werden.“ Egal, ob Eigentümer nun ihre Land vermarkten oder gar verkaufen würden.

Bauland eventuell gar nicht benötigt

Aber vielleicht kommt es ja auch gar nicht erst so weit. Zwar fehlen laut einer Analyse des Wohnraumbedarfs in Velbert bis zum Jahr 2035 Grundstücke für rund 400 Wohnungen in Velbert. Aber, das sagt Heike Möller, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung: „Ich gehe davon aus, dass die im Regionalplan als mögliche Wohnbauflächen vorgehaltenen Gebiete am Donnenberg, Wallmichrath und am Gutsweg nicht bebaut werden müssen.“

In den letzten 20 Jahren seien neue Baugrundstücke vor allem im Innenstadtbereich von Velbert-Mitte erschlossen worden, auf schon ehemals bebauten Grundstücken, so Heike Möller. „Das soll auch zukünftig möglich sein.“

BUND sieht Entwicklung in Velbert mit Sorge

Der Regionalrat für den Regierungsbezirk Düsseldorf hat Ende Juni 2019 die Erarbeitung der ersten Änderung des Regionalplanes – „Mehr Wohnbauland am Rhein“ – beschlossen. Der Entwurf sieht vor, in der Planungsregion rund 100 neue Flächen (ca. 1500 Hektar) zusätzlich für den Allgemeinen Siedlungsbereich (ASB) darzustellen. Der Planungszeitraum ist auf das Jahr 2040 ausgelegt.

Der BUND Velbert kritisiert aber nicht nur diese Planung. Nichts gelernt habe man „aus dem seit Jahren zu verzeichnenden Artensterben und dem Klimawandel, der durch die Versiegelung und die Bebauung von Natur und Landschaft immer weiter verschlimmert wird“.

Dies drohe in Velbert nicht nur durch die vielen neuen Baugebiete, sondern auch zusätzlich durch das ,Große Feld’-Vorhaben, die Ortsumfahrungstangenten sowie durch die Vergrößerung der Deponie „Plöger Steinbruch“, heißt es in der Stellungnahme des BUND Velbert.