Velbert-Mitte. Das neue Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert wird zusehends komplett. Seine künftige Dauerausstellung wartet mit Überraschungen auf.

Hier die altehrwürdige, denkmalgeschützte Villa Herminghaus, dort der nigelnagelneue Beton-Bau für die Ausstellungshalle: Größer könnte der Kontrast kaum sein. Beide Gebäude verbindet aber nicht nur ein neuer Gang, sondern vor allem die gemeinsame Zukunft als Domizil für das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum von morgen. Derweil das sechsköpfige Museumsteam zu Monatsbeginn seine Büros bezogen hat, für die die erste Etage genutzt wird, stapeln sich im Erdgeschoss der alarmgesicherten Villa die Umzugskartons mit den rund 1000 Exponaten für die neu konzipierte Dauerausstellung. Mit Ausnahme derer, die beim besten Willen nicht in eine normale Kiste passen.

Die Creme wird in Velbert gezeigt

Im Eingangsbereich bzw. Foyer ist auch genügend Platz für diverse Veranstaltungen. Beim Rundgang waren Luis Buß, Yvonne Gönster und Ulrich Morgenroth (v. li.) mit von der Partie.
Im Eingangsbereich bzw. Foyer ist auch genügend Platz für diverse Veranstaltungen. Beim Rundgang waren Luis Buß, Yvonne Gönster und Ulrich Morgenroth (v. li.) mit von der Partie. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der Großteil der etwa 18.000 Exponate bleibt wie gehabt im Depot im Keller des Forum Niederberg. „Die Creme wird ausgestellt“, sagt Dr. Ulrich Morgenroth. Das Museum habe ja schließlich auch „einen wissenschaftlichen Auftrag“, führt dessen Leiter weiter aus und benennt die damit verbundenen Tätigkeiten: sammeln, bewahren, erforschen, ausstellen und vermitteln.

Highlights sind wieder dabei

Wer die alte Dauerausstellung kenne, werde von der neuen überrascht sein, obwohl dort ca. 80 Prozent der Stücke wieder auftauchen würden, verspricht Dr. Yvonne Gönster. Highlights wie der grüne Tresor, die Wonnemannsche Schmiede oder der französische Kammbartschlüssel natürlich sowieso. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin skizziert das Ganze als eine große Inszenierung. Es werde viele Neuerungen geben, der Besucher werde praktisch ein historisches Dorf in dem Museum erleben, man werde sehr gezielt mit Licht arbeiten, zudem erfolge eine Erweiterung um das Thema „Gegenwart und Zukunft“. Das Leitmotiv lautet „Sicher unsicher“.

Alte Doppel-Schiebetür freigelegt

Ein Schmuckstück: die denkmalgeschützte Villa Herminghaus ist außen und innen frisch renoviert.
Ein Schmuckstück: die denkmalgeschützte Villa Herminghaus ist außen und innen frisch renoviert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Villa Herminghaus ist ein richtiges Schmuckstück geworden. Der mit der Denkmalpflege abgestimmte Außenanstrich in den gleichen Farben wie früher strahlt geradezu. Das Innere ist ebenfalls schmuck geworden. Beim Renovieren wurden nicht nur Kacheln von der alten Küche gefunden, sondern kam auch eine Doppel-Schiebetür zum Vorschein, die über lange Jahre einfach völlig zugebaut gewesen war. Die Bodenfliesen im Erdgeschoss sind gereinigt und aufgearbeitet; letzteres gilt auch für die doppelflügelige Eingangstür. Jörg Ostermann gefällt’s. „Das macht auch Mut andere Objekte ebenfalls anzugehen“, meint der Beigeordnete und Immobilien-Dezernent.

Platz für Sonderausstellung und Museumspädagogik

Die untere Etage beherbergt die beiden Sonderausstellungsräume und den geplanten Escape-Room. Bei diesem Spiel für Freiwillige muss binnen einer Stunde eine Mission erfüllt werden, die selbstverständlich mit dem Thema des Industriemuseums zusammenhängt. Der Wintergarten ist für die Museumspädagogik reserviert.

Schlüsselwolke kommt ins Foyer

Restauratorin kümmert sich um die Exponate

Zum Team des in Deutschland einmaligen Fachmuseums, das jetzt erstmals in seiner Geschichte ein eigenes Gebäude und damit auch eine eigene Adresse bekommt, gehören aktuell sechs feste Mitarbeiter.

Das schließt jeweils den aktuellen FSJler mit ein und einen wissenschaftlichen Volontär. Derzeit ist das Karina Medic. Sie ist Restauratorin und kümmert sich beim Umzug vor allem um die Exponate.

In der mit rund 22 mal 20 Meter nahezu quadratischen, hohen Ausstellungshalle und in dem wesentlich lichteren und helleren Foyer sind in diesen Tagen Handwerker oben unter der Decke mit dem Verkabeln beschäftigt. Gegliedert und strukturiert wird der Raum erst durch die Objekte bzw. Ausstellungseinbauten. Der Vitrinenbauer hat seine Aufträge. Im Foyer deutet ein gelber Strich auf dem Boden die Umrisse des schwungvoll gerundeten Kassenbereichs an. Gönster zufolge ist Platz genug für Veranstaltungen, etwa Ausstellungseröffnungen, können bis zu 70 Stühle aufgestellt werden. Morgenroth deutet zur Decke: „Und dort wird die Schlüsselwolke aufgehängt.“

Förderungsgemeinschaft und Firmen helfen tatkräftig

Stilvoll: In der Villa gibt es viele tolle Details zu entdecken. Von den Fliesen am Boden bis hoch zu dem Stuck unter der Decke.
Stilvoll: In der Villa gibt es viele tolle Details zu entdecken. Von den Fliesen am Boden bis hoch zu dem Stuck unter der Decke. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ob Schließanlagen, Türbeschläge oder das Honorar für den Berater zum Zukunftskonzept Erwin Kiel, mit dem das Team„nach wie vor im Kontakt“ ist: Viele Firmen der Förderungsgemeinschaft und auch die Gemeinschaft als Ganzes fördern und begleiten das Museum auf seinem Weg in eine neue Zeit materiell, finanziell sowie ideell mit Ideen und Anregungen.

Museumsgarten mit alten Platanen

Nach dem mittlerweile angepassten Zeitplan soll der Ausstellungsaufbau im September beginnen. „Wir rechnen dafür mit einem halben Jahr“, sagt Yvonne Gönster. Das Museum werde wohl zum Frühjahr 2021 eröffnet. Bis dahin wird voraussichtlich auch der kleine Museumsgarten auf dem verbleibenden Platz Ecke Kolping-/Oststraße fertiggestellt sein. Die Fläche unmittelbar am Eingang ins Foyer wird gepflastert; die Platanen bleiben erhalten.

Sonderschau mit Firmengeschichte(n)

Die erste Schau in der Villa wird dem Werdegang des Museums selbst gewidmet. Die erste wirkliche Sonderausstellung werde sich dann um die Geschichte der Firmen Tiefenthal und Herminghaus sowie der Villa drehen, wie Luis Buß berichtet. Er absolviert seit letztem September im Museum sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Die zweite Sonderausstellung solle passend zum Themenjahr des Arbeitskreises bergischer Museen „Mobilität“ konzipiert werden.

Weitere Bilder vom Rundgang gibt es auf www.waz.de/velbert.