Die Abiturienten des Velberter GSG werden garantiert nicht nur coronabedingt in die Geschichte eingehen: Auch ihre Abifeier ist einzigartig.

„Ich hätte Rotz und Wasser geheult, wenn ich die Abiturzeugnisse hätte eintüten und zur Post bringen müssen. Ich habe selber ein Kind, und als Mutter möchte ich doch dabei sein, wenn es das Abiturzeugnis gibt.“ Morena Guicciardini, Schulsekretärin des Geschwister-Scholl-Gymnaiums, kann sich gut in die Lage von Schülern und Eltern versetzen, die dieses wichtige Ereignis gebührend feiern wollen, was aber wegen der Coronabeschränkungen im herkömmlichen Rahmen lange Zeit überhaupt nicht möglich schien.

Jeder Besucher mit Auto hat vorab einen genauen Stellplatz zugewiesen bekommen.
Jeder Besucher mit Auto hat vorab einen genauen Stellplatz zugewiesen bekommen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Autokino auf Schulgelände

„Nachdem ich ein paarmal im Autokino war, hatte ich die Idee, das in diesem Rahmen zu machen.“ Der Einfall kam bei den Lehrern und den Abiturienten gleichermaßen gut an, die Planungen liefen auf Hochtouren an. Ein Leinwand-Verleih wurde gefunden, so kann die Veranstaltung problemlos auf dem Gelände des Gymnasiums stattfinden. Die Eltern, die mit ihren Fahrzeugen vorfahren sind begeistert: „Super organisiert“, lobt Markus Schemken: „Wir mussten zuvor genau die Höhe des Fahrzeugs mitteilen und haben dann einen festen Zeitpunkt genannt bekommen, an dem wir eintreffen mussten.“

Popcorn und Süßigkeiten von den Parklotsen

Parklotsen geleiten zu den Stellplätzen, zuvor gibt es am Eingang ein Tüte mit Süßigkeiten und Popcorn – es ist schließlich ein Autokino, auf dessen Leinwand die Redner und die stolzen Abiturienten gezeigt werden.

Oldtimer für das richtige "Feeling“

Horst Gärtner und Christiane von der Schliepen, ebenfalls stolze Eltern, setzen das Motto „Abiwaii – Reif für die Insel“ mit vielen Hawaiidekorationen gekonnt um. Dazu haben sie sich einen knallroten Ford Mustung Cabriolet von 1965 geliehen. Ein Büfett gibt es nicht, die Autoinsassen haben selbst ihr Proviant mitgebracht: Das reicht von der Tupperdose mit klein geschnittenem Obst bis zum Menü von einem amerikanischen Schnellrestaurant an der Heiligenhauser Straße.

Damit jeder Anwesende die Zeugnisverleihung auch gut mitverfolgen kann, wird das Geschehen auf die riesige Autokino-Leinwand übertragen.
Damit jeder Anwesende die Zeugnisverleihung auch gut mitverfolgen kann, wird das Geschehen auf die riesige Autokino-Leinwand übertragen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Die Schüler nehmen auf den Stufen zu Füßen des Podestes an der Aula Platz, die Stühle stehen natürlich im gebührenden Abstand. „Das war bis kurz zuvor wirklich unvorstellbar, das so was mal stattfinden würde“, gestand der mittlerweile zum Ex-Schüler gewordene Tamin Selemann in seiner Begrüßung.

Gabriele Commandeur ist von den rund 70 blank geputzten Karossen auf dem Schulhof beeindruckt: „Was für eine Kulisse!“ Die Schulleiterin erinnerte in ihrer Ansprache an Freitag, den 13. März, der unerwartet zum letzten Schultag wurde. „Es gab keine Möglichkeit, sich zu verabschieden. Was war mit den Prüfungen, finden sie überhaupt statt?“

Reif für die Insel

Mit einer Parabel macht sie deutlich, dass das vermeintlich Schlechte durchaus Gutes hervorbringen kann und lobt den Mut der Schüler, so wie ihn Hans und Sophie Scholl vorgelebt hätten. „Jetzt seid ihr reif für die Insel, kommt erst mal runter für einen neuen Weg.“

Großes Lob von Bürgermeister Lukrafka

Bürgermeister Dirk Lukrafka beglückwünscht zum Abitur, mit dem man im Hafen der Trauminsel anlegen kann. Die Stufenleiter Kerstin Mourinho, Ilka Stüber und Kai Bülte erinneren schlaglichtartig an die vergangene Schulzeit, die einen dramatischen Endspurt nahm, ohne Gags, Partys und Mottotage. „Wir freuen uns mit Ihnen. Was Sie in den letzten Monaten gelernt haben, können Sie auf keiner Schule lernen. Sie haben sich nicht unterkriegen lassen. Jetzt sind sie reif für die Insel: Aloha!“

Die Erleichterung steht den Abiturienten ins Gesicht geschrieben: Sie können -  trotz Corona – nun doch noch feiern.
Die Erleichterung steht den Abiturienten ins Gesicht geschrieben: Sie können - trotz Corona – nun doch noch feiern. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Trotz des vorgeschriebenen Mundschutzes sieht man den Maturanten den Stolz an, als sie das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife aus den mit Latex geschützten Händen ihrer Stufenleiter entgegennehmen.

Feuerwerk zum Abschluss

Auf zahlreichen Stufenpartys hatte der Abiturjahrgang 2020 Geld im Vorfeld für den geplanten Ball im Wülfrather Paul-Ludowigs-Haus gesammelt, der nun nicht stattfinden konnte. Von den übrig gebliebenen Einnahmen profitierten die Bewohner von Birth und Losenburg, die sich in dieser lauen Sommernacht an einem professionellen und für sie kostenlosen Feuerwerk im Abschluss an diese ganz besondere Abiturfeier erfreuen können.